FC Bayern II: Umbruch beim Unterbau

Bayern wagt den kompletten Neuanfang bei der U23 und der Jugend – mit Butt, Tarnat und Scholl. Dem Vater von Mats Hummels wurde gekündigt, Beckenbauers Sohn wird „Kleinfeld-Koordinator”
von  Patrick Strasser
Er lernte als Jugentrainer der U13, ab Sommer wird Mehmet Scholl wieder U23-Coach in der Regionalliga.
Er lernte als Jugentrainer der U13, ab Sommer wird Mehmet Scholl wieder U23-Coach in der Regionalliga. © sampics

MÜNCHEN Früher wurden sie die „Kleinen Bayern” genannt, neufußballdeutsch sagt man „U23”, doch tatsächlich sollte die zweite Mannschaft den Beinamen „Klitzekleine Bayern” erhalten. Zuletzt verlor man sogar 0:2 gegen den FSV Frankfurt. Nicht gegen den Zweitligisten, gegen die Zweite Mannschaft der zweiten Kraft in Frankfurt. Die Saison ist nicht mehr zu retten für die Regionalliga-Mannschaft von Andries Jonker.

Der Niederländer, einst Co-Trainer von Louis van Gaal, war bedient: „Ich habe mit meinem Stab alles gegeben, um die Jungs von solchen Leistungen wegzubringen.” Der Wiederaufstieg in die Dritte Liga war das ursprüngliche Ziel, nun ist man 13. – punktgleich mit dem Nachwuchs des TSV 1860. Und damit im Niemandsland, Kategorie Versenkung.

Lange muss sich Jonker (49) nicht mehr ärgern, ab Juli übernimmt Rückkehrer Mehmet Scholl (41), frisch ausgestattet mit der erfolgreich abgeschlossen Trainer-Lizenz der Hennes-Weisweiler-Akademie. Mit ihm soll alles anders werden bei der zweiten Mannschaft des FC Bayern.

Ein kompletter Umbruch wird eingeleitet, die Neustart-Taste gedrückt. Sportdirektor Christian Nerlinger hat das personelle Stühlerücken initiiert, arbeitet seit langem an der Renaissance des Profi-Unterbaus. Denn seit Alaba und sowie Müller und Badstuber (200) hat es kein Spieler aus dem eigenen Stall mehr zu den Profis geschafft. Einziger Hoffnungsträger: Mittelfeldspieler Emre Can (18) wird ab Juli einen Lizenzspielervertrag erhalten. „Wir wollen jede Position doppelt besetzen, dazu das ein oder andere Toptalent wie Emre Can dazunehmen”, sagt Nerlinger.

Doch das ist den Bossen nicht genug Output aus dem Jugendinternat an der Säbener Straße. Nun folgt ein Generationswechsel: Aus alt mach neu. Nachwuchskoordinator Werner Kern (66) geht in Rente, sogar ein Jahr später als ursprünglich geplant. Sein Nachfolger wird Jörg Butt (37) – der Ersatztorhüter beendet mit Saisonende seine aktive Karriere.

Mit Butt im Team ist Michael Tarnat (42) als Sportlicher Leiter des Junior Teams – noch ein Ex-Bayernprofi und bisher Jugendscout. „Ich bin für unsere Trainings- und Spielphilosophie zuständig”, sagte Tarnat und erklärte: „Ich bin der Erste vom FC Bayern, der mit einem möglichen neuen Jugendspieler Kontakt aufnimmt. Ich teile unsere Scouts ein und bespreche mich mit ihnen.” Neuer Chefscout der U23 wird Jürgen Jung (36), der derzeit noch das Nachwuchszentrum des TSV 1860 leitet. Wie der FC Bayern am Freitag bestätigte, hat man Hermann Hummels (52), seit 17 Jahren im Verein, zum Sommer gekündigt. Auf AZ-Nachfrage wollte sich Hummels, Vater und Berater von BVB-Star Mats, nicht dazu äußern. „Es wird eine ganz neue Struktur geben. Hummels ist nicht mehr eingeplant, auch Stefan Beckenbauer soll eine neue Aufgabe erhalten”, sagte Bayern-Sprecher Markus Hörwick. Der Kaiser-Sohn, der seit 2001 die B-Jugend (U17) trainierte, wird Kleinfeld-Koordinator, er sichtete Talente in der Knirps-Altersklasse.

Nächste Woche will der FC Bayern das neue Konzept samt aller Personalrochaden offiziell vorstellen. Noch fehlt ein Nachfolger für Beckenbauer. Die Bewerbung von Hasan Salihamidzic, aktuell noch Profi beim VfL Wolfsburg, soll abgelehnt worden sein. Mündlich geeinigt hat man sich mit Jonker, der die A-Junioren (U19) von Kurt Niedermayer (56) übernimmt. Dessen Vertrag wurde auch noch nicht verlängert.

Butt, Tarnat und Scholl, die einstigen Profis, dazu Jonker und Jung – das soll der Weg in die Zukunft, und schnellstens zurück in die Dritte Liga sein. Schluss mit Routine, hin zu Job-Neulingen wie Butt. Ein riskantes Unterfangen?

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