FC Bayern: Hoeneß und sein stumpfes Schwert
MÜNCHEN - Die Bayern treten in der Bundesliga auf der Stelle, nach dem 0:0 beim Hamburger SV erhöhte sich der Rückstand auf die Tabellenspitze durch den Mainzer Sieg in Leverkusen auf 12 Punkte. In der Branche wundert man sich über die kleinlauten Bayern
Letzte Woche vor dem HSV-Spiel war es Bayern-Trainer Louis van Gaal, der bewusst teif stapelte angesichts der Verletztenmisere. "Der HSV ist so ein Gegner, von dem niemand erwartet, dass wir dort gewinnen können." Ein Mia-san-mia-Gebrülle hört sich anders an. Van Gaal weiter: "Ja, wir können in Hamburg verlieren. Das ist eine gute Mannschaft." Sie schafften immerhin ein 0:0.
Doch der Anspruch eines FC Bayern ist ein anderer, als auf Platz elf der Liga festzusitzen. "Nach dem 0:2 in Dortmund hatten wir eine ernste Situation, die uns Sorgen machte", sagte Bayerns Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge und betonte: "Seither haben wir zwei Spiele gewonnen und jetzt trotz vieler Ausfälle einen Punkt geholt, wo wir zuletzt zweimal in Bestbesetzung 0:1 verloren haben. Es gibt also keinen Grund, Valium zu nehmen, um sich selbst zu beruhigen."
Allen voran Präsident Uli Hoeneß ist eigenartig ruhig, es kommen keine Sprüche oder Attacken, um die Gegner zu verunsichern oder gar einzuschüchtern. DFB-Sportdirektor Matthias Sammer verteidigte den Präsidenten in "sky": „Ich weiß gerade nicht, über was wir diskutieren. Sind wir eigentlich wahnsinnig? FC Bayern hat letztes Jahr das Double geholt, sie waren im Finale der Champions Legaue: Die haben heute Probleme, weil sie Verletzungen haben. Und die sollen sich jetzt nach außen hinstellen und Attacke rufen mit Pappschwert? Das sind keine dumme Menschen - die wissen, dass ihre Mannschaft mit ein paar Problemen behaftet ist.“
„Das ganze Problem ist, dass Franck Ribéry und Arjen Robben fehlen“, sagte Hoeneß dem "Münchner Merkur" und verglich die Situation mit seiner eigenen aktiven Zeit in den 1970er Jahren: „Hätte man früher bei uns Franz Beckenbauer und Gerd Müller rausgenommen, wäre auch einiges anders gelaufen.“ Daher die vornehme Zurückhaltung. Sammer: "Hoeneß ist nicht ohne Schwert in den sogenannten Krieg gezogen. Der ist schon nicht ganz blöd. Jetzt merkt er, dass sein Schwert stumpf ist, also kann er nicht in den Krieg ziehen – also muss er warten.“