FC Bayern: Hektik am Wühltisch

MÜNCHEN - Van der Vaart? Sneijder? Enke? Bayern-Manager Hoeneß will nach dem verpatzten Saisonstart einen Last-Minute-Transfer „nicht ausschließen“. Wieso es mit den Kandidaten schwierig wird
Die Hausaufgaben müsse er machen, ließ Uli Hoeneß Anfang der Woche ausrichten. Deshalb sei er auch nicht zu sprechen für die Medien, bis Ende der Woche nicht. Der Manager zieht sich zurück, wohl um etwas auszuhecken. „Nicht ausschließen“ wolle er, so Hoeneß zur „SZ“, dass der FC Bayern nach dem geschichtsträchtigen Saisonstart mit lächerlichen zwei Punkten aus drei Spielen noch einen Rettungsanker-Transfer tätigen werde.
Der Sommerschlussverkauf hat europaweit längst begonnen, Sonderangebote und Schnäppchen werden wohl nicht zu ergattern sein. Zu gut wissen Verkäufer und Berater um die Nöte der Klubs nach Verletzungen oder einem verpatzten Saisonstart. Pleiten der Bayern wie in Mainz lassen die Sehnsucht nach frischem Personal und damit auch den Preis in die Höhe schnellen. Nun sind die Bayern mittendrin – in der ersten Saisonkrise und schon in der Abteilung Wühltisch.
Bis zum kommenden Montag, 31. August, um 24 Uhr dürfen Spieler den Verein wechseln – da kommt Hektik auf. Vergangenen Sommer griffen sie daneben, ließen Marcell Jansen zum Hamburger SV ziehen und liehen Massimo Oddo vom AC Mailand aus. Das Rückgaberecht für den Italiener zogen die Bayern erst jetzt im Juni. Die AZ listet auf, wer zu haben wäre und warum die Kandidaten für einen Transfer in Frage kämen oder nicht.
Rafael van der Vaart
Der Holländer ist nach nur einem Jahr bei Real Madrid ausgemustert worden. Er steht zum Verkauf. Doch die Sache zieht sich, es sieht nach einem Last-Minute-Deal aus. „Die Rolle des halben Stürmers, die er beim HSV hatte, gibt es bei uns nicht. Da waren wir uns sicher, dass wir das nicht machen können“, sagte Uli Hoeneß in „Sport-Bild“. Doch beim 1:2 in Mainz schuf Trainer Louis van Gaal diese Rolle, Miroslav Klose gab einen Spielmacher-Stürmer. Tendenz: Van der Vaart kommt nicht.
Wesley Sneijder
Er war stets der Joker für Franck Ribéry. „Wenn wir Franck abgegeben hätten, hätten wir uns um Sneijder bemüht“, bestätigte Hoeneß. Der Holländer ist ein klassischer Spielmacher, sein Stil gefällt van Gaal. Wie van der Vaart ist auch er bei Real Madrid unerwünscht, doch eine Verpflichtung verbietet sich ähnlich wie im Falle van der Vaart, weil die Real-Bosse bei einem Vorstoß der Bayern-Bosse sagen werden: Ah, schön, dass ihr anruft. Wir stimmen gerne zu, bei Euch gibt es diesen Franzosen, der zufällig uns interessiert. Tendenz: Wird nichts.
Robert Enke
Offensichtlich waren die Probleme in der Defensive, im Tor sowie an den neuralgischen Punkten Innen- und Außenverteidiger. Die Frage aller Fragen: Wie mutig ist es, mit Michael Rensing weiterzumachen, ihm die gesamte Saison über zu vertrauen? Als schnelle Lösung böte sich Hannovers Keeper Robert Enke (32) an, derzeit die Nummer eins in der Nationalelf. Er hätte die nötige Ausstrahlung. Doch was tun mit Manuel Neuer, dem Schalker? Um ihn hatten sich die Bayern bemüht und werden im Sommer 2010 ihren Vorstoß massiv erneuern. Tendenz: Möglicher Blitzdeal.
Weitere Kandidaten
Für die Innenverteidigung haben die Bayern den routinierten Kakhaber Kaladze (31) vom AC Milan auf dem Radar, Nationalspieler Arne Friedrich (30) von Hertha BSC, der auch auf der rechten Seite eingesetzt werden könnte – van Gaal schätzt ja vielseitige Spieler. Weiter im Gespräch: der Norweger John Arne Riise (28), ein Linksfuß vom AS Rom und Juan Vargas (25), ein Peruaner, der in den letztjährigen Duellen mit dem AC Florenz aufgefallen war.
Patrick Strasser