FC Bayern hat plötzlich wieder Joker – Anzahl der Muskelverletzungen intern ein Thema
München - Serge Gnabry steht vor ganz entscheidenden Wochen – mit Blick auf seine Zukunft beim FC Bayern, aber auch, was seine Aussichten für die Heim-EM im Sommer angeht. Denn während seine Konkurrenten im offensiven Mittelfeld der Nationalmannschaft – Florian Wirtz etwa, Chris Führich, Kai Havertz, Thomas Müller, Jamal Musiala oder Leroy Sané – in den vergangenen Wochen regelmäßig auf dem Platz standen, Tore schossen und Vorlagen gaben, schuftete Gnabry in der Reha.
Mitte Dezember hatte sich der 28-Jährige beim Spiel in Frankfurt eine Muskelsehnenverletzung im linken Adduktorenbereich zugezogen, seitdem fällt er aus. Immerhin: Mittlerweile trainiert Gnabry wieder mit der Mannschaft, das Spiel am Freitag in Freiburg (20.30 Uhr/DAZN und im AZ-Liveticker) kommt aber "noch zu früh, um ihn in den Kader zu nehmen", sagte Thomas Tuchel auf der Pressekonferenz am Freitag. Am Dienstag im Achtelfinal-Rückspiel der Champions League gegen Lazio Rom könnte er wieder zurückkehren.
Serge Gnabry muss Eigenwerbung betreiben – für den FC Bayern oder einen neuen Arbeitgeber
Es wird Zeit für den Offensivstar, denn er muss Argumente sammeln. Lediglich ein Saisontor bei elf Einsätzen steht in seiner Bilanz, Gnabry gehört zu den potenziellen Verkaufskandidaten im Sommer. Falls, ja falls ein anderer Klub das hohe Gehalt des Angreifers (geschätzt 19 Millionen Euro) zahlt und ihn aus seinem bis 2026 laufenden Vertrag herauskauft. Gnabrys Marktwert liegt bei 45 Millionen Euro.
Mit überzeugenden Auftritten im Saisonfinale könnte Gnabry das Interesse anderer Vereine wecken – oder aber seinen Platz bei Bayern sichern. Und ganz nebenbei geht es für ihn um ein EM-Ticket. Bundestrainer Julian Nagelsmann will sich Gnabrys Entwicklung genau anschauen, er hat genügend Alternativen.
Alphonso Davies sorgt für Entlastung der Misere auf der Linksverteidiger-Position
Das gilt allmählich auch wieder für Bayern-Coach Thomas Tuchel, denn das Lazarett lichtet sich. Neben Gnabry steht auch Alphonso Davies vor seinem Comeback. Der Kanadier, der im Sommer gern zu Real Madrid wechseln würde, hat seine Innenbandzerrung am linken Knie überwunden und steht bereits gegen Freiburg wieder zur Verfügung. Aktuell füllt Raphael Guerreiro die Rolle als Linksverteidiger aus, meist ordentlich.
Rechts hinten in der Viererkette spielt weiter Joshua Kimmich, weil Sacha Boey und Noussair Mazraoui noch verletzt ausfallen. "Ich hätte sonst nicht mehr gewusst, wer rechter Verteidiger spielen soll", sagte Tuchel nach dem 2:1-Erfolg gegen RB Leipzig am Wochenende über "Vollprofi" Kimmich: "Er hat es gut gemacht." Für das Freiburg-Spiel bestätigte der Bayern-Coach bereits, dass Kimmich rechts hinten auflaufen wird.
Leon Goretzka droht wieder die Bank – Dayot Upamecano nach Sperre zurück
Konrad Laimer gab in der Partie gegen die Sachsen sein Comeback nach Wadenverletzung, der Österreicher ist aber eher eine Option fürs zentrale Mittelfeld. Leon Goretzka müsste dann vermutlich weichen, Talent Aleksandar Pavlovic hat Tuchel voll überzeugt. Vielleicht wird Laimer aber auch mit weiteren Kurzeinsätzen herangeführt, Tuchel will kein Risiko eingehen.
In der Innenverteidigung ist Dayot Upamecano, der nach seiner Gelb-Rot-Sperre ins Aufgebot zurückkehrt, wieder eine Option. Hier kann Tuchel zwischen dem Franzosen, Eric Dier und Min-Jae Kim wählen. Hier deutete Tuchel bereits an, auf das Duo Dier und Kim zu setzen, da Upamecano gegen Lazio Rom gesperrt fehlt.
Matthijs de Ligt fehlt in Freiburg hingegen gesperrt, Im Angriff ist noch offen, ob Leroy Sané (Probleme an Patellasehne und Leiste), der am Mittwoch individuell trainierte, zur Verfügung stehen wird.
Bei Kingsley Coman (Innenbandriss im linken Knie) wird es bis zu seinem Comeback noch zwei bis drei Wochen dauern, der Franzose dreht inzwischen wieder Laufrunden. Die beiden Rechtsverteidiger Mazraoui und Boey, die sich beide Muskelfaserrisse im linken Oberschenkel zugezogen hatten, sollten es etwas schneller schaffen.
Übrigens: Dass Bayern überdurchschnittlich viele Muskelverletzungen beklagen muss, ist inzwischen auch intern ein Thema. "Das gilt es natürlich aufzuarbeiten", sagte Sportdirektor Christoph Freund: "Da führen wir Gespräche."