FC Bayern: Getrieben vom Debakel

Ausgerechnet die furchtbare 0:4-Blamage von Barcelona soll für die Bayern nun positive Folgen haben – im Kampf um die Meisterschaft.
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Kapitän Van Bommel, Hamit Altintop und Demichelis beim kollektiven Jubel: Die Bayern sind wieder enger zusammengerückt.
AP Kapitän Van Bommel, Hamit Altintop und Demichelis beim kollektiven Jubel: Die Bayern sind wieder enger zusammengerückt.

Ausgerechnet die furchtbare 0:4-Blamage von Barcelona soll für die Bayern nun positive Folgen haben – im Kampf um die Meisterschaft.

MÜNCHEN Lernfähig, immerhin, das sind die Bayern. Anders formuliert: Sie ziehen die richtigen Schlüsse, zeigen Reaktion – da sind sie Meister. Würde man nur die Ergebnisse der zweiten Halbzeiten dieser turbulenten Bundesliga-Saison werten, wäre der FC Bayern fast schon durch, hätte 57 Punkte (37:17 Tore) und damit neun Zähler Vorsprung vor Wolfsburg.

Die Realität aber ist: Die Magath-Truppe liegt drei Punkte vor Bayern – noch. Das jedenfalls glaubt man an der Säbener Straße. „Es reicht ja, wenn Wolfsburg ein Mal verliert“, meinte Philipp Lahm. Dass Bayern noch Meister wird? „Da bin ich mir sicher.“

Aber warum bloß? Lahm: „Weil das jetzt die besten Wochen der Saison sind. Jetzt entscheidet sich die Meisterschaft, man bekommt dieses Kribbeln, wir sind heiß auf den Titel.“ Auf den letztmöglichen. Im DFB-Pokal sind sie Dienstag und Mittwoch nur Zuschauer, ebenso bei den Champions-League-Halbfinals der kommenden beiden Wochen. Eine Trophäe bleibt. Was für ein Titel es denn nach dieser wechselhaften Saison überhaupt wäre? „Ein schöner“, antwortet Lahm. Eher einer des Trotzes. Die Schale des Zorns.

Einen Teil der Meisterprämie sollten die Bayern dann vielleicht Messi, Eto’o, Henry und anderen Stars des FC Barcelona überweisen. Denn die Demütigung vom Camp Nou, jenes 0:4 vom 8.April, ist nun der Antrieb. Ein Debakel als Motor – für den FC Bayern nullvier. Manager Uli Hoeneß hatte von einer „Vorführung“ gesprochen, Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge davon, dass „der Stolz des FC Bayern mit Füßen getreten wurde“.

Nicht mal das achtbare 1:1 im Rückspiel konnte die böse Erinnerung tilgen. „So ein Spiel wie das 0:4 bleibt in den Köpfen“, sagt Bastian Schweinsteiger, „das kriegst du nicht so einfach raus.“ Auch Andreas Ottl, ebenfalls ein Leidensgenosse vom Camp Nou, meint: „In Barcelona haben wir überhaupt nicht das Gesicht gezeigt, dass den FC Bayern repräsentiert. Also wollen wir jetzt zeigen, wer wir sind, unseren wahren Charakter.“

Seit Barcelona hat sich das Klima im Team verändert – weil sie erkannt haben: Es geht nur miteinander. „Wir sind enger zusammengerückt“, sagt Ottl, „wir wollen zeigen, dass wir die Besten in Deutschland sind. Die meisten von uns waren letztes Jahr auf dem Rathausbalkon dabei – und diejenigen, die da noch nie waren, wollen das mal erleben.“ Nach dem 1:0 in Bielefeld (Lahm: „Da sind wir wieder als Mannschaft aufgetreten“) entlud sich der ganz Frust der letzten Wochen in gemeinsamem Jubel. Einzelschicksale wie das des degradierten Michael Rensing oder von Tim Borowski, der lediglich ein paar Minuten als Einwechselspieler bekommt, zählen jetzt nicht mehr. „Wir haben ein Ziel: den Titel. Dem muss sich in den nächsten Wochen nun jeder Spieler unterordnen“, fordert Klinsmann.

Gewinnen die Bayern doch noch den Titel – bislang standen sie nicht einen Spieltag auf Rang eins der Tabelle – hätte das Debakel von Barcelona doch noch etwas Gutes. Angesprochen auf den Lauf und das Dusel der Wolfsburger meinte Hoeneß: „Alles im Leben gleicht sich irgendwann aus.“

Patrick Strasser

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