FC Bayern: Geht auf der Zielgeraden die Puste aus?

Bayern-Trainer Pep Guardiola versucht den Erfolgen seines Vorgängers Jupp Heynckes gerecht zu werden, baut sich damit selbst Druck auf. Zu viel Druck? Sammer sagt, dass es „mal wieder rauschen“ müsse.
von  Florian Bogner
Pep Guardiola - seinen Vorgänger als Bayern-Trainer, Jupp Heynckes, stets im Rücken?
Pep Guardiola - seinen Vorgänger als Bayern-Trainer, Jupp Heynckes, stets im Rücken? © dpa

München - Pep Guardiola hat seine Lieblingswörter. „Überragend“ gehört dazu. „Unglaublich“, das hat er mit Louis van Gaal gemein. Ein weiteres Wort nimmt er auch auf jeder Pressekonferenz des FC Bayern in den Mund: Jupp. Jupp Heynckes, der Allesgewinner, ist auch knapp ein Jahr nach dem Triple-Triumph in München allgegenwärtig.

Nicht nur, weil er beim 0:3 gegen Dortmund tatsächlich auf der Tribüne saß, seinem Nachfolger auf die Finger sah. Auch, weil Pep seinen Vorgänger permanent ins Gedächtnis ruft. Damit macht sich der Spanier selbst den meisten Druck. Zu viel Druck?

Lange hatte es doch den Anschein, als könne Bayern mit Guardiola alle 2013 aufgestellten Rekorde pulverisieren, Heynckes vergessen machen. Triple-Verteidigung? Kein Problem! Als Nonplusultra in Europa, Toptoptopfavorit auf den Champions-League–Titel. Doch dann kam der April. Mit ihm ein Formtief – und die ersten Zweifel.

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Hat Pep zu viel rotiert, den Spielern mit seiner Aussage: „Die Liga ist vorbei“ ein Alibi gegeben? Geht Bayern auf der Zielgeraden die Puste aus? „Dass wir gesagt haben, der Wettbewerb sei abgehakt, war ein bisschen unglücklich“, sagte Sportvorstand Matthias Sammer nun bei „Sky90“. Ein Fehler, den Guardiola eingestand. „Ich muss so bald wie möglich analysieren, was in den letzten zwei Wochen passiert ist“, sagt er: „Wir müssen wieder die Mannschaft werden, die wir waren.“

Guardiolas Schattenspiele

Vier Ligaspiele gibt’s noch, dazu am liebsten dreimal Champions League und zweimal DFB-Pokal, als nächstes gegen Kaiserslautern, Halbfinale (Mi., 20.30 Uhr/ARD & Sky). Es sind Guardiolas Schattenspiele – es geht darum, sich gegenüber seinem Vorgänger zu behaupten, dessen Erfolgen gerecht zu werden. Um nicht an ihnen zu zerbrechen. „Wir müssen sofort reagieren“, sagte Guardiola nach der Dortmund-Klatsche, besorgt, es könnte ihm entgleiten. „Ich muss denken.“

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Nachdenken, wie er das Team in die Erfolgsspur bekommt. Sammer kündigte an, Tacheles zu reden: „Wir dürfen nicht davor zurückschrecken, dass es auch mal wieder rauschen kann.“ Berauschend waren die Leistungen zuletzt nicht. Keine Motivation in der Liga, dazu kam eine latente Überforderung von Peps Rotations- und Taktikspielchen. Schwer, nun den Faden wieder aufzunehmen.

Zumal Heynckes, der Schattenmann, weiteren Druck aufbaut. „Bei Bayern wäre Stillstand gleich Rückschritt, man muss immer nach Höherem greifen“, sagte der vergangenen Freitag lapidar, vermutlich ohne sich bewusst zu sein, welchen Rucksack er Guardiola damit auflud. „Wichtig ist, dass man bei einem Trainer eine Handschrift sieht, aber auch, dass der Erfolg da ist“, dozierte Heynckes: „Denn wenn man schön spielt, aber nicht gewinnt, wird alles in die Tonne gehauen.“ Eine eindringliche Warnung an Guardiola.

 

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