FC Bayern gegen Real Madrid: Bodo Illgner im Interview über das Champions-League-Spiel

Bodo Illgner, Ex-Torwart von Madrid, spricht in der AZ über das Duell gegen Bayern. "Man hat in Spanien großen Respekt vor ihnen".
von  Julian Buhl
"In etlichen Partien der entscheidende Mann", sagt Bodo Illgner über Arjen Robben (l.).
"In etlichen Partien der entscheidende Mann", sagt Bodo Illgner über Arjen Robben (l.). © imago/dpa

München - Bodo Illgner (51) gewann als Torwart 1998 mit Real Madrid unter Trainer Jupp Heynckes die Champions League. 1990 wurde er mit Deutschland Weltmeister.

AZ: Herr Illgner, Ihr Ex-Verein Real Madrid trifft am Mittwoch im Champions-League-Halbfinale auf den FC Bayern mit Ihrem Ex-Trainer Jupp Heynckes. Wie sind Ihre Sympathien dabei verteilt?
BODO ILLGNER: Ich wünsche dem Jupp wirklich alles, alles Gute. Wir haben ein sehr enges Verhältnis, unser gemeinsames Real-Erlebnis in der Saison 1997/98, in der wir den Champions-League-Titel gewannen, hat uns zusammengeschweißt. Aber in diesem speziellen Fall drücke ich meinem Ex-Klub, bei dem ich fünf Jahre gespielt habe, die Daumen.

Bodo Illgner: "Ich sehe Real vorne"

Ist Madrid auch Ihr Favorit?
Für mich ist Real aus verschiedenen Gründen immer noch der Favorit. Sie haben die Champions League schon in den vergangenen beiden Jahren gewonnen. Dieser Wettbewerb hat Tradition bei Real Madrid und hat sehr hohes Gewicht. Die Mannschaft spielt da noch mal ganz anders als in der Liga, auch wenn sie im Viertelfinale gegen Juventus Turin glücklich weitergekommen ist. Es wird auf jeden Fall ein ganz, ganz enges Duell mit Bayern München, das ein superschwieriger Gegner ist. Aber Real kann diese Saison keinen anderen Titel mehr gewinnen. Sie können und müssen sich also voll auf die Champions League konzentrieren. Auch deshalb sehe ich sie vorne.

Wie wichtig ist der Faktor Cristiano Ronaldo für Real?
Cristiano Ronaldo ist nach wie vor superwichtig für Real Madrid. Das hat man am Anfang der Saison gesehen, als er nach seiner Sperre nicht spielen konnte und dann in der ersten Saisonhälfte nicht in Schwung kam. Seit 2018 ist er wieder besser drauf, erzielt wieder viele und vor allem wichtige Tore. Und seitdem geht es auch mit Real Madrid bergauf.

Wie groß ist der Respekt vor Robert Lewandowski?
Sehr groß. Reals Präsident Florentino Perez hat ja schon vor Jahren auf dem Weg in den Spielertunnel direkt mit ihm gesprochen. Das hat ja schon damals für Schlagzeilen gesorgt. Dass er ein bewunderter und begehrter Spieler ist, ist keine Frage.

Bodo Illgner: "Die Bestia Negra lebt immer weiter"

Und wie ernst sind die Gerüchte um einen Wechsel im Sommer zu Real zu nehmen?
Von seiner Spielanlage und seiner Torquote her ist Robert Lewandowski sicher ein Spieler, der für Real Madrid immer interessant ist und dort - wenn er wechseln würde - auch seinen Weg machen würde. Ich glaube jedoch, dass Real im Moment auf jüngere Spieler schaut, Neymar und Harry Kane werden gehandelt. Es muss definitiv vorne in dem Bereich etwas getan werden.

Wie gefürchtet ist die Bestia Negra, wie Bayern in Spanien genannt wird, aktuell noch?
So eine Legende wie die Bestia Negra lebt immer weiter, auch wenn sie in den letzten Jahren ein bisschen gelitten hat. Man weiß um die Stärke von Bayern München, wie früh sie die Bundesliga entschieden haben. Seit dem Halbfinallos werden die Bayern-Spiele ganz genau beobachtet. Man weiß, dass Bayern ein sehr starkes Team und eine gute Bank hat, und hat nach wie vor großen Respekt.

Auch wegen Spanien-Spezialist Jupp Heynckes?
Natürlich! Man weiß, dass er 2013 das Triple mit Bayern gewonnen und Real 1998 zum siebten Champions-League-Titel geführt hat, dem wohl wichtigsten in dieser Epoche, weil er nach 32 Jahren wieder erreicht wurde. Auch deshalb ist Jupp Heynckes in Spanien sehr bekannt und ihm wird großer Respekt entgegengebracht.

"Toni Kroos ziehen zu lassen, war ein Fehler vom FC Bayern"

Mit James und Arjen Robben treffen zwei Bayern auf ihren Ex-Klub.
Das ist immer ganz speziell, die Spieler sind gegen ihren Ex-Klub besonders motiviert. Wie sie damit umgehen, wird sich in dem Spiel zeigen. James ist ein toller Spieler. Das hat er aber leider nur in einer einzigen Saison bei Real unter Beweis gestellt. Und Robben ist bei Bayern sehr stabil geworden, was er bei Real, wo er häufig verletzt war, nicht war. Aber in den letzten Jahren ist er zu einem tollen Spieler gereift, der in etlichen Partien der entscheidende Mann war.

Fünf Schlüsselduelle: Robert Lewandowski macht den Unterschied

Madrid hat mit Toni Kroos auch einen Ex-Bayern in seinen Reihen. Wurde er in München ein wenig unterschätzt?
Toni Kroos bringt eigentlich immer seine Leistung, hat kaum Schwankungen in seinem Spiel, ist sehr konstant und konsequent. Ich erwarte auch gegen Bayern wieder eine stabile Leistung von ihm. Die Ablösesumme von lediglich 25 Millionen Euro, die Real 2014 für ihn zahlte, macht ihn zum Schnäppchen. Es war schon ein Fehler der Bayern, ihn damals ziehen zu lassen.

Wie sehen Sie die Torhüter-Situation beim FC Bayern, nachdem Manuel Neuer nun wieder ins Mannschaftstraining eingestiegen ist?
Sein Vertreter Sven Ulreich spielt überragend, wird immer besser und ist jetzt auch entscheidend an Siegen und Weiterkommen beteiligt. Das stärkt seine Position ungemein. Gegen Real hat er jetzt wieder die Möglichkeit, zu zeigen, dass er diese Form beibehalten kann. Wenn er das schafft, stehen ihm viele Tore offen. Alles wird davon abhängen, ob Manuel Neuer rechtzeitig fit werden und wie schnell und wie gut er in Form kommen wird.

Auf wen wird Heynckes dann in einem möglichen Champions-League-Finale und im Endspiel des DFB-Pokals setzen?
Jupp Heynckes ist ein ganz, ganz erfahrener und gerechter Trainer. Er wird Neuer jetzt genau beobachten, wie weit er schon ist und dann seine Entscheidung treffen.

Neuer hat seit September keine Spielpraxis mehr, ist das ein Risiko?
Ein Torwart braucht auf jeden Fall ein paar Spiele, um wieder seinen Rhythmus zu finden, sich an die Dimensionen des Spielfeldes und Spielsituationen wie Flanken oder das Spiel hinter der Abwehr zu gewöhnen. So etwas kann man im Training nicht so gut simulieren. Manuel Neuer braucht Spielpraxis und wenn er fit ist, wird Heynckes versuchen, ihm die zu geben. Aber wenn es nicht klappt, steht mit Ulreich ein Mann bereit, der zuletzt zu 100 Prozent überzeugt hat und auf den sich die Mannschaft zu 100 Prozent verlassen kann.

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