FC Bayern gegen Mainz: Der Javi-Faktor

München - Mit seiner Einwechslung änderte sich alles. Als er nach der Halbzeitpause das Spielfeld betrat, lag der FC Bayern noch mit 0:1 zurück. Nach den vielleicht verrücktesten neun Minuten der Bundesliga-Geschichte stand es 5:1. Robert Lewandowskis Fünf-Tore-Show zwischen der 51. und 60. Spielminute drängte an diesem denkwürdigen Abend alles andere in den Hintergrund. Auch den zweiten, heimlichen Helden des Abends: Javi Martínez. Ihn hatte Bayern-Trainer Pep Guardiola ebenfalls zur Pause ins Spiel gebracht. Martínez sortierte sich im Abwehrzentrum der Viererkette neben Jérôme Boateng ein – und beeinflusste dort das Spiel der Bayern ebenfalls äußerst positiv.
Nach dem Kurzeinsatz in Darmstadt stand Martínez diesmal 45 Minuten auf dem Platz. Dabei überzeugte der 27-jährige Spanier auf ganzer Linie. „Überragend“, fand nicht nur Sportvorstand Matthias Sammer seine Leistung. Martínez Position: Innenverteidiger. „Wir haben wenig Spieler in der Mitte, Javi kann dort spielen. Er hat eine große Qualität“, sagte Guardiola. Ein deutlicher Fingerzeig: Martínez, einst von Jupp Heynckes als Abräumer auf der Sechs geholt, dürfte unter Guardiola eine Reihe tiefer verteidigen – auch wenn Martínez im „Bayern Magazin“ sagt: „Auf welcher Position, ist mir nach dieser langen Verletzungspause ehrlich gesagt total egal. Und wenn Manu (Neuer, d. Red.) eines Tages nicht spielen kann, dann gehe ich auch ins Tor.“
Reicht es in Mainz am Wochenende nun sogar für die Startelf? „Ich weiß noch nicht. Ich muss erst mit den Ärzten und den Physiotherapeuten sprechen. Ich muss auch auf die anderen Spieler schauen und Samstagfrüh werde ich entscheiden“, meinte Guardiola am Freitag. „Ich denke, ich bekomme jetzt ein paar Minuten und das wird immer weiter gesteigert, bis ich auch wieder mal in der Startelf stehe“, sagte Martínez.
Nach einjähriger Verletzungspause scheint der Spanier nun endgültig auf dem Weg zurück zu alter Stärke zu sein – das könnte seinem Landsmann Juan Bernat, im Moment als linker Verteidger gesetzt, weil David Alaba in der Innenverteidigung aushilft, zum Verhängnis werden. „Ich will, dass er linker Verteidiger spielt“, sagte Guardiola angesprochen auf die Wunschposition für Alaba. „Wenn wir wieder alle Innenverteidiger haben, dann spielt David linker Verteidiger.“
Martínez hat eine lange Leidenszeit hinter sich, die im August 2014 begann, als ihm beim Supercup in Dortmund nicht nur das Kreuzband riss, sondern im Grunde das gesamte Knie zerstört wurde. Auf die Operation in den USA folgte eine monatelange Reha, bis er im Mai in Leverkusen zum Einsatz kam. Dem ersten Comeback folgte der Rückschlag. „Während der Verletzungspause gab es eine Phase, in der ich Zweifel hatte, ob ich je wieder auf so hohem Level Fußball spielen kann“, sagte Martínez. Wegen muskulärer Probleme verpasste der 27-Jährige einen Großteil der Vorbereitung.
„Jetzt weiß ich: Ich werde wieder ganz der Alte. Und mental bin ich nach dieser harten Zeit noch stärker als zuvor.“