FC Bayern gegen Dortmund: Carlo Ancelotti gegen die jungen Wilden

Bayern-Coach Ancelotti trifft in diesen Wochen auf die jungen Wilden der Trainer-Zunft. Erst Dortmunds Tuchel, dann Reals Zidane. Der sagt: "Er ist der Lehrmeister, ich der Schüler".
von  Patrick Strasser
Carlo Ancelotti trifft in den nächsten Spielen auf die junge Trainergeneration.
Carlo Ancelotti trifft in den nächsten Spielen auf die junge Trainergeneration. © sampics/firo/Augenklick

München - Der deutsche Clásico ist zu einem Vorspiel verkommen. Na ja, zumindest die Ausgabe des sonst so brisanten Duells zwischen dem FC Bayern und Borussia Dortmund an diesem Samstag (18:30 Uhr, Sky und im AZ-Liveticker). Drei beziehungsweise vier Tage danach warten wichtigere Aufgaben in der Champions League, der AS Monaco auf den BVB und Real Madrid auf die Bayern, zum ewigen Europapokal-Clásico.

"Es ist ein Top-Spiel, Dortmund eine der besten Mannschaften in Europa", sagt Bayern-Trainer Carlo Ancelotti routiniert, aber voller Respekt – schließlich hat er das Hinspiel beim BVB im November 0:1 verloren. Thomas Tuchel, der mit seinen Gedanken auch bei den nächsten Aufgaben sein dürfte, nennt es "immer auch ein Prestigeduell".

Die "Wochen der Wahrheit" beginnen

Personal-Probleme bereiten ihm Magenschmerzen. Mario Götze fehlt sowieso, für Marco Reus kommt die Partie zu früh. Der Einsatz von Julian Weigl, Shinji Kagawa und Lukasz Piszczek ist laut Tuchel "sehr, sehr fraglich", der von Marc Bartra gefährdet. Erik Durm und André Schürrle fallen auch aus. Ancelotti muss nur auf Manuel Neuer und Thomas Müller verzichten, wer sonst noch zuschaut, obliegt seinen Rotationsgedanken. Alles ist auf Real ausgerichtet.

Denn dann beginnen die Wochen der Wahrheit, die Erntezeit der Saison. Laut Ancelotti, aufgewachsen auf dem Lande, haben ein guter Trainer und ein guter Bauer etwas gemeinsam. "Beide säen und müssen warten und Geduld haben, bis sie die Ernte einfahren dürfen", sagte der 57-Jährige im Magazin "Lufthansa exclusive". Geduld ist Ancelottis Stärke. Erfahrung. Routine. Der Mann hat alles gesehen, alles erlebt im Fußball.

Dieser April ist besonders für den Italiener. Es geht gegen die "Next Generation" der Trainer. Dienstag verlor Bayern gegen den jüngsten Emporkömmling der Zunft, gegen die von Julian Nagelsmann (29) perfekt eingestellten Hoffenheimer. Es folgen in den nächsten zwei Wochen vier Duelle mit Dortmunds Tuchel (43) und Reals Trainer Zinedine Zidane (44), der im Januar 2016 Real übernommen hat.

Jahrelange Erfahrung trifft auf die jungen Wilden

Nach einer Lehrzeit als Co-Trainer unter "Onkel Carlo" von 2013 bis 2015. Der Franzose spricht von "Lehrmeister und Schüler". Denn: "Ich habe viel von Carlo gelernt." Nagelsmann sagte: "Die Trainer-Generation von Coaches wie Ancelotti ist das Maß der Dinge, was Erfahrung angeht. Er hat wahrscheinlich jedes Ergebnis im Fußball erlebt, das es geben kann plus alle Spielverläufe. Also hat er einen großen Erfahrungsschatz, auf den er immer wieder zugreifen kann."

So ist es. Und die Jungen? Sind wild! Nagelsmann über den "Vorteil meiner Trainer-Generation": "Wir sind unbefangen und probieren etwas aus. Wir riskieren etwas, sind mutig. In Bayern sagt man: ,Scheiß da nix, dann feid da nix’". Hoffenheim fehlt wenig zum größten Erfolg der Vereinsgeschichte und Nagelsmann wenig zum nächsten Karriere-Schritt.

Mit 37 zum großen AC Parma

Auch Ancelotti hat mal klein und jung angefangen. Mit 33 Jahren assistierte er Arrigo Sacchi, seinem Lehrmeister, bei der italienischen Nationalelf. 1995 nahm er seinen ersten Posten als Cheftrainer bei AC Reggiana an. Im Sommer 1996 der erste große Erfolg: Aufstieg in die Serie A. Der AC Parma warb Ancelotti direkt ab. Da war der Newcomer 37.

Zur Einordnung: Neun Jahre älter als Nagelsmann bei seinem Bundesliga-Einstieg vorige Saison, älter auch als Tuchel, der mit 36 die Profis des FSV Mainz übernahm (2009). Aber jünger als Zidane, der mit 43 Chef bei Real wurde. Ob er wegen der heißen Spiele im April schlecht schlafe, wurde Ancelotti gefragt. Berechtige Frage, falscher Adressat. "Ich schlafe sehr gut, kein Problem". Es gehe "um die Psyche", alles sei "reine Kopfsache". Alles claro, Carlo.

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