FC Bayern gegen Barcelona: Das 8. Fußball-Wunder

Nach dem 0:3 in Barcelona braucht der FC Bayern eine echte Sensation, um ins Finale einzuziehen. Die sieben größten Fußball-Wunder.
von  Patrick Strasser
1954: Das Wunder von Bern – Deutschland um Fritz Walter (M.) und Horst Eckel (r.) gewinnt die Weltmeisterschaft.
1954: Das Wunder von Bern – Deutschland um Fritz Walter (M.) und Horst Eckel (r.) gewinnt die Weltmeisterschaft. © dpa

München - Pep Guardiola kennt Kaiserslautern. Jedermann, der irgendetwas mit dem FC Barcelona zu tun hat, kennt „El Kaiserslautern“, nur aussprechen kann es keiner. Der 6. November 1991, Tatort Betzenberg. Nach einem 0:2 im Camp Nou versucht der große Außenseiter FCK gegen die Stars von Trainer Johan Cruyff doch noch das Viertelfinale im Pokal der Landesmeister zu erreichen. Guardiola steht als Verteidiger auf dem Platz. Lautern führt 3:0 – das Wunder wäre vollbracht, Barça im Fegefeuer. Doch dann trifft Bakero in letzter Minute per Kopf zum 3:1 – Wunder abgewendet, Barcelona ist weiter, der Hölle Betze gerade noch so entkommen.

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Am Dienstag (20.45 Uhr, ZDF und Sky live) soll Fröttmaning zu „El Kaiserslautern“ für Barça werden – mit Happy End für den FC Bayern. Nicht weniger als ein Wunder muss her. „Wir wollen unsere Chance nutzen. Dass die schon mal größer war, weiß jeder. Aber: Wir sind der FC Bayern“, verbreitete der bayerische Optimismus-Minister Thomas Müller Hoffnung. Vor drei Wochen drehte man das 1:3 von Porto in ein triumphales 6:1 um.

Seine Zutaten für die Aufholjagd: „Leidenschaft, Wille, Unterstützung der Fans.“ Mal abgesehen von mindestens drei Toren für ein achtes Fußball-Weltwunder.

Sechs Bundesligisten haben im Europapokal (nicht jedoch in der Champions League!) bislang einen Drei-Tore-Rückstand aufgeholt – Bayern noch nie. Gar drei Mal gelang das Kunststück Werder Bremen.

Die AZ hat sieben Fußball-Weltwunder ausgesucht:

1.) Das Grotenburg-Wunder: Das Hinspiel verlor Bayer Uerdingen 0:2 bei Dynamo Dresden. Noch schlimmer sah’s im Rückspiel aus – 1:3 zur Pause, mindestens fünf Tore mussten her, um das Halbfinale im Europapokal der Pokalsieger zu erreichen. Es wurden sechs an jenem 19. März 1986 – Endstand 7:3. Das Magazin „11 Freunde“ erkor die Partie zum „größten Fußballspiel aller Zeiten“.

2.) Das Wunder von Bern: Der 4. Juli 1954, das WM-Finale gegen die damals übermächtigen Ungarn. In der Vorrunde hatte Sepp Herberger mit ein paar Reservisten 3:8 gegen Ungarn verloren. Im Finale gab es die legendäre Revanche. Nach 0:2-Rückstand hieß es: „Aus dem Hintergrund müsste Rahn schießen, Rahn schießt...“

3.) Das Wunder von Istanbul: Dieses Finale vom 25. Mai 2005 gilt bis heute als eines der denkwürdigsten Spiele der Champions League. Eine Halbzeit lang wird der FC Liverpool vom AC Mailand in Istanbul vorgeführt – 0:3. Mit der Einwechslung von Didi Hamann kippt das Spiel komplett – 3:3, auch dank eines Treffers von Xabi Alonso. Im Elfmeterschießen setzt sich Liverpool durch.

4.) Die Werder-Wunder: Es war die goldene Zeit der grün-weißen Aufholjagden. Mit 1:4 hatte Werder Bremen bei Spartak Moskau verloren, am 4. November 1987 erreichte man dank eines furiosen 6:2 nach Verlängerung im Rückspiel noch das Achtelfinale des Uefa-Cups. Das zweite Werder-Wunder: Ein gutes Jahr später in der 1. Runde des Landesmeister-Pokals nach einem 0:3 bei Dynamo Berlin. Am 11. Oktober 1988 drehten die Hanseaten das Ding mit einem begeisternden 5:0 gegen den DDR-Meister. Werder-Wunder, die dritte: Auf ein 0:3 bei Olympique Lyon folgte in Runde 3 des Uefa-Pokals am 4. Dezember 1999 ein sensationelles 4:0.

5.) Das Wildpark-Wunder: Okay, es war nur ein 1:3 im Hinspiel. Und, okay, es war „nur“ der FC Valencia. Doch das Rückspiel eine Sensation: Mit 7:0 schoss der Karlsruher SC am 2. November 1993 in der 2. Runde des Uefa-Cups die Spanier aus dem Wildpark-Stadion. Edgar Schmitt („Euro Eddy“) traf vier Mal, im KSC-Tor: Oli Kahn.

6.) Das Ecken-Wunder: 120 Sekunden liegen im Champions-League-Finale von Barcelona am 26. Mai 1999 zwischen Bayerns 1:0 gegen Manchester United und den Last-Minute-Treffern von Sheringham und Solskjaer – jeweils baugleicher Art: nach einer Beckham-Ecke. Die Mutter aller Niederlagen: Aus 1:0 wurde 1:2.

7.) Das Ruhrstadion-Wunder: Ein schnöder Liga-Kick? Von wegen! Zur Halbzeit führten die Bochumer gegen Bayern am 18. September 1976 mit 3:0. Nach 53 Minuten liegt Bayern sogar 0:4 zurück, dann treffen Rummenigge, Schwarzenbeck sowie je zwei Mal Uli Hoeneß und Gerd Müller (wer sonst?). Endstand 6:5 für Bayern. In der Abwehr des VfL: Hermann Gerland, heute Bayerns Co-Trainer.

Übrigens: Guardiola hat als Spieler sogar mal ein 9:0 erlebt. Mit Spanien, das 1999 in der EM-Qualifikation Österreich abfieselte. Ja, okay. 9:0 – aber: Man wird ja wohl spinnen dürfen.

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