FC Bayern: Führung bereit für die Zukunft – jetzt ist Julian Nagelsmann gefordert
München - Die Gäste staunten nicht schlecht, als am frühen Dienstagabend ein bekanntes Gesicht nach dem anderen das noble "Seehaus" im Englischen Garten betrat.
Edmund Stoiber, Bayerns früherer Ministerpräsident, war unter anderem zu Besuch, ebenso Lars Klingbeil von der SPD, Uli Hoeneß, Oliver Kahn, Herbert Hainer, Dorothee Bär (CSU) und Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter. Eine Promi-Versammlung erster Güte – und dafür gab es freilich einen wichtigen Grund: Der Verwaltungsbeirat um den Vorsitzenden Stoiber tagte und beschloss bei seiner Sitzung im ersten Stock hinter verschlossenen Türen, dass Präsident Hainer für eine weitere Amtszeit kandidieren soll. Später wurde darauf mit Rotwein aus dem Burgenland angestoßen, es wurde Kalbsfilet serviert.
Hainer: "Es ist eine Ehre für mich"
"Es ist eine Ehre für mich, Präsident des FC Bayern zu sein und ich stelle mich gerne für weitere drei Jahre zur Wiederwahl", erklärte Hainer am Mittwoch vor dem Pokalspiel bei Viktoria Köln (20.46 Uhr, Sky, ARD und im AZ-Liveticker) auf der Klub-Homepage: "Insofern freue ich mich natürlich sehr über die Nominierung durch den Verwaltungsbeirat. Ich bin schon als Teenager bei den Spielen des FC Bayern im Fan-Block gestanden, Franz Beckenbauer war mein absolutes Idol, und seit diesen Zeiten schlägt mein Herz rot."
Am 15. Oktober soll Hainer auf der Jahreshauptversammlung im Audi Dome die Zustimmung der Mitglieder erhalten – nach den Turbulenzen im vergangenen Jahr beim Thema Katar wird spannend zu beobachten sein, wie das Wahlergebnis ausfällt.
Weichen an der Bayern-Klubspitze sind für weitere Erfolge gestellt
Die Münchner setzen damit weiter voll auf ihr Führungstrio Hainer, Oliver Kahn (53) und Hasan Salihamidzic (45). Erst am Montag stattete der Aufsichtsrat Salihamidzic mit einer Vertragsverlängerung aus, der Sportvorstand bleibt mindestens bis 2026. Kahn ist bis 2024 an Bayern gebunden, Hainer nach seiner höchstwahrscheinlichen Wiederwahl bis 2025. Bayerns Zukunftstrio – die Weichen an der Klubspitze sind gestellt für weitere Erfolge.
"Unser ganzer Klub soll unsere Fans begeistern – mit attraktivem, erfolgreichem Fußball und vielen Titeln, sowohl bei den Männern als auch bei den Frauen", gab Hainer als Ziel aus: "Außerdem werden wir weiterhin immer vernünftig wirtschaften und wollen auch in diesem Bereich ein Vorbild bleiben. Besonders wichtig ist mir zudem der soziale Aspekt. Der FC Bayern soll weiterhin für seine Werte stehen, für die Vielfalt des Sports mit all seinen Abteilungen und Möglichkeiten."
Salihamidzic nimmt Nagelsmann in die Pflicht
Wirtschaftlich verlief diese Transferperiode für Bayern exzellent. Salihamidzic verstärkte den Kader mit Topspielern wie Sadio Mané oder Matthijs de Ligt – und nahm mit zahlreichen Verkäufen gleichzeitig mehr als 100 Millionen Euro ein. So beträgt das Transferminus nur 33,1 Millionen Euro, dafür wurde die Qualität im Kader aber erhöht, auch in der Breite. "Hasan kriegt eine Eins für die Transfers – und das Sternchen für die Verkäufe“, sagte Rekord-Nationalspieler Lothar Matthäus zuletzt. Und auch Hainer vergab an Salihamidzic "die Bestnote".
Zur Weiterentwicklung gehört auch, dass Salihamidzic inzwischen öffentlich viel überzeugender auftritt als in der Vergangenheit, viel präsenter ist – Gleiches gilt für Kahn und Hainer. Kahn reklamiert für sich dabei das große Ganze: "Ich bin dazu da, den Überblick zu bewahren", sagte er. Salihamidzic verantwortet das Tagesgeschäft, er ist nah an den Profis, nah am Trainer.
Und der Vorgesetzte Salihamidzic nimmt Coach Julian Nagelsmann (35) nun in die Pflicht, seine personelle Vorlage in Topfußball und Titel umzumünzen. Der Verein habe den Kader so umgebaut, "wie es den Vorstellungen des Trainers entspricht". Nun gehe es um die sportliche Umsetzung, "die Titelausbeute".