FC Bayern: Fronten zwischen Tuchel und Eberl bereits verhärtet? Trainer will "rücksichtloser" vorgehen

Max Eberl steht hinter der Entscheidung der FC-Bayern-Bosse, sich im Sommer von Thomas Tuchel zu trennen. Bis Saisonende werden beide Seite an Seite arbeiten müssen – doch geht das gut?
Bernhard Lackner |
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Thomas Tuchel wird den FC Bayern zum Saisonende verlassen.
Thomas Tuchel wird den FC Bayern zum Saisonende verlassen. © IMAGO / Passion2Press

München - Es ist eine äußerst ungewöhnliche Situation, mit der sich der FC Bayern aktuell konfrontiert sieht. Der Frühling hat noch nicht mal begonnen, da ist die Saison gefühlt schon so gut wie gelaufen: Aus im Pokal, acht Punkte Rückstand in der Meisterschaft und der Titel in der Champions League ist angesichts der Leistungen in den vergangenen Monaten auch in weiter Ferne. Das Szenario der ersten Spielzeit ohne Silberware seit 2012, es hat längst bedrohlich konkrete Formen angenommen.

Einfach abschenken will man die restliche Saison aber nicht, wie der neue Sportvorstand Max Eberl bei seiner Vorstellung klarstellte. "Ich möchte die Saison nicht einfach hergeben, dafür sind noch zu viel Luft, zu viel Zeit und zu viele Punkte da", meinte der 50-Jährige kämpferisch. Gemeinsam mit Trainer Thomas Tuchel, dessen Aus im Sommer bereits feststeht, wird er die verbleibende Spielzeit abwickeln.

FC Bayern: Thomas Tuchel wollte bleiben, Max Eberl findet die Trennung richtig

Eine ungewöhnliche Konstellation, die in den kommenden Monaten noch so manche Spannung mit sich bringen könnte. Tuchel hat zuletzt bereits durchblicken lassen, dass er sich einen Verbleib beim Rekordmeister über den Sommer hinaus durchaus hätte vorstellen können. Eberl hingegen steht hinter der Entscheidung der Bosse, in die nächste Saison mit einem neuen Chefcoach zu gehen.

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"Wenn sie das Gefühl hatten, dass das der richtige Impuls ist, um die letzten Monate nochmal so anzugehen, dann ist es für mich eine richtige Entscheidung", sagte der 50-Jährige, der laut eigener Aussage nicht in die Entscheidungsfindung involviert war. Dass die Verantwortlichen die Tuchel-Trennung wirklich komplett an ihrem neuen mächtigen Mann vorbei durchgezogen haben, scheint aber unwahrscheinlich.

Nach Trennung: Tuchel kann jetzt "rücksichtsloser" sein – wie passt das zu Eberl?

Unabhängig davon werden Tuchel und Eberl bis zum Sommer zusammenarbeiten müssen. Eine vorzeitige Entlassung des Cheftrainers wollen die Bayern in jedem Fall vermeiden, da Wunsch-Nachfolger Xabi Alonso von Bayer Leverkusen sowie der ebenfalls gehandelte Sebastian Hoeneß vom VfB Stuttgart erst nach Saisonende zu haben wären. Eine veritable Interimslösung ist aktuell jedenfalls nicht auf dem Markt und auch intern drängt sich kein Name hierfür auf – sonst hätte man die Trennung auch mit sofortiger Wirkung vollziehen können.

Stellt sich die Frage: Wie werden Tuchel und Eberl miteinander klarkommen? Der Cheftrainer gilt bisweilen als schwieriger Charakter. Als Taktik-Freak mit eigenem Kopf, der sich in seine Arbeit nur äußerst ungern hineinreden lässt. Zudem hat Tuchel zuletzt angekündigt, mit dem Wissen um sein vorzeitiges Aus im Hinterkopf seine Ideen in den kommenden Monaten noch konsequenter umsetzen zu wollen. "Es gibt dir einfach ein paar Prozente an Entscheidungsspielraum, wo du ein bisschen rücksichtsloser sein kannst", meinte Tuchel konkret.

Tuchel-Nachfolger: Eberl will "passenden Trainer für den FC Bayern", der "Bock" auf Talente hat

Inwiefern sich das mit der Arbeit von Eberl vereinbaren lässt, wird sich zeigen. Der 50-Jährige gilt als nahbar, pflegte insbesondere während seiner Zeit bei Borussia Mönchengladbach stets ein enges Verhältnis zur Mannschaft und will dies auch bei den Bayern tun. "Das ist ja der Kern, warum ich hier bin. Ich möchte größtmöglichen sportlichen Erfolg haben, ich möchte Titel feiern. Dafür ist eine enge Beziehung zum Trainer, zur Mannschaft für mich elementar wichtig", kündigte er an.

Eberl wird fortan auch als Vermittler zwischen Spielern und Trainer gefordert sein – vor allem, wenn es zu unliebsamen Entscheidungen für die teils launischen Stars kommt.

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Besonders wird die Konstellation auch dadurch, dass Eberl parallel nach einem Nachfolger für seinen scheidenden Trainer finden muss. Bei seiner Vorstellung skizzierte der 50-Jährige auch das gewünschte Profil für den neuen Chefcoach. Es brauche einen "passenden Trainer für Bayern München", meinte Eberl gleich mehrfach. Einen, der "Bock hat" auf die Arbeit mit jungen Spielern wie Mathys Tel, der trotz guter Leistungen unter Tuchel nicht über die Jokerrolle hinauskam.

Ein dezenter Hinweis an den aktuellen Chefcoach?

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  • sircharles am 03.03.2024 10:45 Uhr / Bewertung:

    Mir kommt es vor, als würde die Mannschaft gegen ihren Trainer spielen. Nur mit schlechten Ergebnissen können sie ihn los werden. Es ist doch komisch, wie z.B. ein Kimmich oder ein Sane plötzlich Leistungen zeigen, die vollkommen unter ihrem Niveau sind. Auch ein Müller trifft nicht mehr und ist als Vorlagengeber plötzlich ein völliger Ausfall. Sie sollte für den Rest der Saison Herman Gerland nehmen, schlechter kann es schließlich nicht mehr werden.

  • fussballfan am 01.03.2024 05:07 Uhr / Bewertung:

    Was mir bei Thomas Tuchel sehr gut gefällt, er ist mutig in seiner Darstellung, kantig und fast schon unangepasst. Gut, zu einem gewissen Teil muss er das Spiel mitspielen sonst kann er als Trainer nicht auf das Karussell aufspringen. Dennoch zeigt er immer wieder den Fragestellern und Experten die rote Linie, seine Grenze und nicht darüber. Und das sehr gescheit wie ich finde.
    Ganz sicher ist er auch ein Weltklassetrainer. Was er kennen gelernt hat hier, die Kombi aus "Verein mit höchsten Ansprüchen und Komödienstadl". Oft hat er in den Gesprächen sanft den Kopf geschüttelt, vorsichtigt, sonst hätte man ihm vielleicht irgend eine Störung angedichtet.

  • Südstern7 am 01.03.2024 17:34 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von fussballfan

    "Dennoch zeigt er immer wieder den Fragestellern und Experten die rote Linie, seine Grenze und nicht darüber."

    Und genau das ist Gift für die Medien, die ihre Helden aufbauen aber wieder herunterholen wollen und denen gefällige Protagonisten am liebsten sind. Der nette Herr Hitzfeld hat nie angeeckt, war immer geduldig und freundlich, selbst wenn der größte Unfug verbreitet wurde. Die Presse dankte es ihm, auch wenn seine Mannschaft mal wochenlang langweiligen 1:0-Fußball ohne Engagement ablieferte, mit erstaunlich positiven Berichten. Selbst private Krisen, die an die Öffentlichkeit gelangten, wurden nicht über Gebühr ausgeschlachtet. Bei Tuchel wird der Eindruck eines Querulanten vermittelt, und das obschon er sich voll reinhängt und diszipliniert arbeitet.

    " Und das sehr gescheit wie ich finde."
    Gescheit weiß ich nicht. Aber zumindest biedert er sich nicht an.

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