FC Bayern: Freiheit für Franck! Van Gaal gibt nach
Zwar fällt der Franzose für den Samstag iin Mainz erneut wegen seiner Adduktorenbeschwerden aus. Doch wenn er ins Team zurückkkehrt, lässt ihn der Bayern-Trainer wieder links spielen
MÜNCHEN Der Bayern-Profi ist ja auch nur ein Mensch. Also lautete das am häufigsten ausgesprochene Kommando beim Vormittagstraining am Donnerstag: „Männer, viel trinken!“ Und die Konsequenz für Coach Louis van Gaal bei dieser Hitze war: „Wir trainieren im Gehirn, nicht mit den Beinen.“ Kopfball mal anders. „Bei diesen Temperaturen ist es schwierig, die Konzentration zu halten“, meinte der Holländer, „wir haben viele Pausen gemacht.“
Wahrlich keine ideale Vorbereitung für die Partie des dritten Spieltags am Samstag (15.30 Uhr, Liveticker auf abendzeitung.de) bei Aufsteiger FSV Mainz. Weit entfernt vom Idealzustand ist erstens das Punktekonto und zweitens die ganzheitliche Verfassung der Mannschaft des FC Bayern. Zwei Spiele, zwei Remis, vier Verletzte. Basisspieler nennt van Gaal die Dauer-Kandidaten für die erste Elf, mit Mark van Bommel, Martin Demichelis, Frank Ribéry und Luca Toni „fehlen vier, die das normalerweise“ sind, so der Coach. Auch in Mainz fehlt das Quartett.
„Er kann nicht spielen“, so die Auskunft des Trainers. Wieder Ribéry, wieder verletzt. Immer wieder Ribéry. Van Gaal klang etwas deprimiert, als er über ihn sprach. „Wir haben letzte Woche eine falsche Entscheidung getroffen.“ Und zwar: Der Franzose, unter der Woche eine halbe Stunde für seine Nationalmannschaft im Einsatz, hatte sich daraufhin fit gemeldet, van Gaal ihm vertraut und eingesetzt – 28 Minuten als Joker gegen Werder Bremen. Van Gaal: „Dann hat er am Sonntag trainiert und das war zu viel.“ Wegen Adduktorenproblemen musste der 26-Jährige die Einheit abbrechen, die Woche war gelaufen, weil er nur noch laufen konnte.
Den Fehler wollen sie nun kein zweites Mal machen, also wird Ribéry aus dem Mannschaftstraining genommen. „Zuerst muss er einen richtigen Trainingsaufbau machen. „Wir haben jetzt abgesprochen, dass er eine Woche sehr physisch trainiert.“ Ein neuer Anlauf für das Heimspiel gegen Meister Wolfsburg am 29. August. Van Gaals Hoffnung: „Vielleicht kann er dann 20 Minuten spielen.“ Alles klar. Äh, nur wo dann genau? Auf der Spielmacher-Position, wie vom Trainer geplant und gewünscht, oder auf dem linken Flügel wie es Ribéry gefällt.
Neu ist: wo Franck will. „Ich führe viele Gespräche mit Franck. Er hat mir gesagt, dass er lieber links spielen will“, berichtete van Gaal. Die Konsequenz: Ab auf die Bank? Auf die Tribüne? Zu den Amateuren? 50 Liegestütze? Nein, van Gaal gibt nach, er sagte: „Ich werde niemals mit einem Spieler machen, was er nicht will, handle niemals gegen den Willen eines Spielers.“ Bedeutet: Freiheit für Franck! Ab nach links, wenn er wieder fit ist. Da drückt der Systemtrainer und Disziplin-Liebhaber ein Auge zu. Weil Ribéry trotz des ganzheitlichen Prinzips ein wenig gleicher ist als gleich. „Ich kann die Spieler auch überzeugen, dort zu spielen, wo ich es will“, sagte er und lachte dann beim Nachsatz: „Vielleicht geht das nicht mit Ribéry, aber mit anderen.“
Für Luca Toni würde van Gaal sein 4-4-2-System sicher nicht umstellen, Tonis Genesung dauert ohnehin noch. Am Donnerstagnachmittag kehrte der von chronischen Achillessehnenschmerzen geplagte Italiener vom zweiwöchigen Heimat-Aufenthalt zurück. Am Freitag untersucht ihn Mannschaftsarzt Müller-Wohlfahrt, „dann machen wir einen Plan wie für Franck“, so van Gaal. Einen Trainingsplan wohl gemerkt, keine neue Aufstellung.
Patrick Strasser