FC-Bayern-Flop Renato Sanches: Das ewige Versprechen

München - Es war einmal ein Talent. Ein großes – nein, ein Mega-Talent. Als 19-Jähriger kam Renato Júnior Luz Sanches im Sommer 2016 zum FC Bayern. Als Versprechen, als Held, nicht als Nobody: Europameister mit seinem Heimatland Portugal.
Beim Titelgewinn in Frankreich wurde er von der Uefa zudem als bester Nachwuchsspieler ausgezeichnet. Renato Sanches, dieser zweikampfstarke, dynamische, teils unwiderstehliche Mittelfeldspieler mit Tordrang erinnerte in manchen Szenen an den besten Lothar Matthäus seinerzeit.
Sanches wechselte als Europameister für 35 Millionen Euro zum FC Bayern München
Ganz Europa wollte damals den Golden Boy. Bayern bekam ihn. Und feierte dessen Ankunft als sei Sanches eine Trophäe, allerdings in Form eines Pflänzchens, das stetig wachsen solle. Man überwies 35 Millionen Euro an Benfica.
Portugals Rekordmeister, für den Sanches ab dem Alter von zehn Jahren alle Jugendteams bis zu den Profis durchlief, sicherte sich verzückt über den Deal ein paar Zusatzklauseln – und verzockte sich.
Für eine gewisse Anzahl von Länderspielen in seiner Bayern-Zeit, für eine Berufung in die Fifa-Elf des Jahres oder in die Top drei bei der Wahl des Weltverbandes zum Spieler des Jahres. On top die Weltfußballer-Klausel, 20 Millionen Euro schwer. In Summe 45 Millionen extra als Wette auf die Zukunft. Hätte, hätte, Überweisungsträger. Sagen wir es mal so: Diese Zahlungen konnten sich die Bayern sparen.
Sanches erzielte nur zwei Treffer für den FC Bayern
Denn Sanches wurde nie zum Leistungsträger, nicht in seiner ersten Saison unter Trainer Carlo Ancelotti, auch nicht unter Niko Kovac in der Spielzeit 2018/19. Nach seinem ersten, enttäuschenden Jahr in München mit Anpassungsproblemen und nur 25 Einsätzen (ohne Tor oder Vorlage!) wurde das schüchterne Talent mit erster Delle an Swansea City, einen mittelklassigen Klub in Wales, damals Premier-League-Teilnehmer, verliehen. Für stattliche 8,5 Millionen Leihgebühr.
Gebeutelt durch ein halbes Jahr Verletzungspause kehrte er zurück, machte unter Kovac einen Neustart und erzielte ausgerechnet in Benficas Estádio da Luz bei Bayerns 2:0 in der Champions League einen Treffer – eine Story wie ein Märchen. Allerdings nur eines von zwei Toren für die Münchner in 53 Pflichtspiel-Einsätzen.
Sanches aktuell bei Benfica Lissabon nur Joker
Im August 2019 ergriff Sanches die Flucht. Bayern verscherbelte das gefloppte Talent für nur – oder: immerhin! – 20 Millionen an OSC Lille. Falsch eingeschätzt? Falsch eingesetzt? Der Sechser, eher ein Achter mit Tordrang, kam nie wirklich an der Säbener an.
2022 schien Sanches' Karriere wieder nach oben zu gehen: Er wechselte zu Paris Saint-Germain, konnte sich aber nicht durchsetzen im Superstar-Kader, wurde nach einer Saison zur AS Rom verliehen und machte diesen Sommer zwei Schritte zurück: Alles auf Anfang, als Leihspieler zu Benfica. Der verlorene Sohn und sein bescheidener Neuanfang mit der Rückennummer 85.
Aktuell ist Sanches Ergänzungsspieler, Joker. Und gilt mit 27 Jahren bei seiner Rückkehr in die Allianz Arena am Mittwoch, bei seinem Wiedersehen mit Neuer, Müller, Kimmich & Co. in der Champions League, weiter als: das ewig unerfüllte Versprechen.