FC-Bayern-Familie? Hoeneß tritt nach Rauswurf gegen Kahn nach

München – Uli Hoeneß ist jemand, der genau ausspricht, was er denkt. Egal. ob im positiven oder negativen Sinne. Erst kürzlich gab Bayerns Ehrenpräsident ein Interview in der Süddeutschen Zeitung und erklärte, wie es zu der Trennung von CEO Oliver Kahn und Sportvorstand Hasan Salihamidzic kam.
Während Letzterer auch am Tag nach dem Titelgewinn mit der Mannschaft feiern durfte und bekanntgab, dem Verein weiterhin verbunden zu bleiben, hörten sich die Worte für Kahn wesentlich kühler an. Die Frage, ob es zu Handgreiflichkeiten gekommen wäre, für den Fall, dass Kahn die Reise nach Köln mit angetreten hätte, wollte Hoeneß "nicht mehr kommentieren." Als Kahn die Entscheidung mitgeteilt bekommen habe, sei er "nach einer Dreiviertelstunde abgerauscht."
Lothar Matthäus? "Wird beim FC Bayern nicht mal Greenkeeper"
Kahn ist allerdings nicht das einzige Mitglied der Bayern-Familie, das Hoeneß über die Jahre verbal anging. 410 Spiele absolvierte Lothar Matthäus für den Rekordmeister und gewann währenddessen sieben Meistertitel, dreimal den DFB-Pokal sowie 1996 als Kapitän den UEFA Cup.
Seinen Legendenstatus als Spieler hat er sicher. Wie Hoeneß ist auch Matthäus ein Alphatier und seit Jahren für seine klaren Aussagen bekannt. So auch während seiner Karriere. Im November 2002 platzte Hoeneß der Kragen.

Auf Matthäus angesprochen, antwortete er November 2002 im "Spiegel": "Was der losgelassen hat, da hat man den Eindruck, der hat alles gewonnen und nie ein Spiel verloren. Der will ja, der wollte beim FC Bayern was werden. Aber so lange ich und der Kalle Rummenigge etwas zu sagen haben, wird der nicht mal Greenkeeper im neuen Stadion."
Hoeneß und Rummenigge sind nun – wieder – an der Macht. Matthäus gehört derweil zu den renommiertesten TV-Experten.
Die Klinsmann-Saga beim FC Bayern: Hoeneß "todsicher" über gestelltes Interview
Als Spieler führte Lothar Matthäus die deutsche Nationalmannschaft zum WM-Titel 1990, zusammen mit Jürgen Klinsmann. Auch er lief, zwischen 1995 und 1997, 84-mal für den FC Bayern auf, wurde 1996 UEFA-Cup-Sieger und Deutscher Meister 1997. Man kann durchaus sagen, dass seine Spielerkarriere erfolgreicher ablief, als seine Trainerkarriere. Vor der Saison 2008/09 sollte er den FCB ähnlich revolutionieren, wie die deutsche Nationalmannschaft.
Ein Projekt, das gründlich fehlzündete. Vor allem die Debakel gegen Werder Bremen (2:5) und in Wolfsburg (1:5) sowie Barcelona (0:4) bleiben nachhaltig in Erinnerung. Noch vor Saisonende musste Jupp Heynckes einspringen, um die zweite UEFA-Cup-Teilnahme nacheinander zu verhindern. Zumindest das glückte. Der Meistertitel ging allerdings nach Wolfsburg.
Vor dem letzten Saisonspiel gegen den VfB Stuttgart (2:1) packte Klinsmann, im Interview mit Günther Jauch bei "stern.tv" aus. Es sei ein Fehler gewesen, nicht mehr auf Transfers zu bestehen.
Problem seien die "Alphatiere, die natürlich auch ihren Platz haben möchten und mit denen man sich zu reiben hat. Ich bin mit meiner Denkweise hier und da an die Grenzen gestoßen, weil ich es oftmals mit Leuten zu tun hatte, die sich nicht weiterentwickeln wollen, die mehr auf Besitzdenken fixiert waren."
Abkommen geplatzt: Uli Hoeneß ledert gegen Jürgen Klinsmann
Diesen Vorwurf wollte Hoeneß nicht stehen lassen. Sonntags im "Doppelpass" und einen Tag später bei "Blickpunkt Sport" im DSF, heute als Sport1 bekannt, legte er nach: "Seine Wünsche sind übererfüllt worden, das war ja Wahnsinn, was wir gemacht haben. Kein Trainer hatte eine solche Machtfülle."
Eigentlich hatte man sich mit Klinsmann und seinem Berater Roland Eitel nach der Entlassung geeinigt, keine schmutzige Wäsche waschen zu wollen.
Die Realität sah anders aus. Hoeneß: "Das war eine Mischpoke. Ich bin todsicher, dass der Herr Eitel alle Fragen aufgeschrieben hat, und der Herr Jauch hat sie vorgelesen. Das kennen wir ja, das Spielchen. Mich hat es gestört, wie Jauch dem Jürgen eine Plattform gegeben hat, ohne kritische Nachfragen. Und danach hat Günther Jauch Jürgen Klinsmann als Obama des deutschen Fußballs bezeichnet (in einem Interview mit "Zeit Online", d. Red.). Wenn er der Obama des deutschen Fußballs ist, bin ich Mutter Teresa." Seit Anfang März ist Klinsmann Nationaltrainer Südkoreas.
"Ziemlicher Söldner": Douglas Costas Fall beim FC Bayern
Während und kurz nach seinem Gefängnisaufenthalt bekam Hoeneß sportlich nicht viel Grund zum Nachtreten. Brisant wurde es erst wieder im Jahr 2017. Zwei Jahre zuvor unterschrieb Douglas Costa für den Rekordmeister – und legte mit fünf Toren sowie zehn Assists eine Hinrunde für die Galerie hin.
Allein, an diese Leistungen konnte er seitdem nie anknüpfen. Als es 2017 um seine Zukunft ging, bestätigte Costa, dass er "millionenschwere Angebote aus China und auch von großen Klubs aus Europa" bekommen habe.
Letztendlich verkaufte ihn der Rekordmeister für 40 Millionen Euro zu Juventus. Im Nachgang gab es noch eine verbale Watschn von Hoeneß in der "Frankenpost": "Costa hat nicht funktioniert, weil er ein ziemlicher Söldner war, der uns charakterlich nicht gefallen hat."
Für Hoeneß ein "verzweifelter Versuch, uns zu sagen, dass er zu wenig Geld verdient. Wenn da jemand glaubt, dass man den FC Bayern von außen unter Druck setzen kann, dass man ihm mehr Geld bezahlt, dann scheint er uns alle schlecht zu kennen."
Sündenbock beim FC Bayern? Juan Bernat reagiert mit Stil auf Hoeneß' Attacke
Den größten Rundumschlag gab es gut ein Jahr später – auf einer der denkwürdigsten Pressekonferenzen, die der FC Bayern in den vergangenen Jahren ablegte. "Viel Spaß!", sagte Niko Kovac augenzwinkernd, als wüsste er schon, was sich gleich abspielen würde. Vor allem die, für das Dafürhalten der Bosse zu kritische Berichterstattung bezüglich der Spieler des FC Bayern war der größte Tagesordnungspunkt.

Später wurde auch die Kaderbreite thematisiert, da man kurz zuvor Linksverteidiger Juan Bernat zu Paris Saint-Germain hat ziehen lassen. Für Uli Hoeneß kein größerer Verlust: "Als wir in Sevilla gespielt haben (2:1), war er alleine dafür verantwortlich, dass wir fast ausgeschieden sind. Und an dem Tag ist entschieden worden, dass wir ihn abgeben. Weil er uns fast die ganze Champions League gekostet hätte. Und dann hätte ich gerne mal danach deinen Kommentar gehört, was der für einen Dreck, auf gut Deutsch, gespielt hat."
Bernat erlangte, nach dieser Pressekonferenz, vor allem bei den gegnerischen Fans, ungewollt Ruhm. Wann immer etwas gegen den FC Bayern lief, war in den sozialen Netzwerken schnell ein Schuldiger gefunden. Er selbst nahm den Vorfall mit großer Klasse zur Kenntnis, hatte zwar zur Kritik an sich "nichts zu sagen", betonte aber: "Ich werde den Bayern und den Fans immer dankbar sein für die vier Jahre, die ich dort verbringen durfte."