FC Bayern: Ersatz-Torwart Sven Ulreich lebt nach Manuel-Neuer-Verletzung in Ungewissheit

Singapur - Es ist Aufgabe und Schicksal eines Torhüters, immer auf dem Sprung sein zu können – und zu müssen. In den Monaten des Transferfensters, im Januar und besonders im August, auch im übertragenen Sinne.
Sven Ulreich genießt aktuell sein Privileg. Seitdem der Kader des FC Bayern vor zweieinhalb Wochen die Vorbereitung auf die neue Saison begonnen hat, ist der 34-Jährige der Einzige von vier Torhütern, der mit Blick auf die Spielzeit 2023/24 nicht mit einem Wechsel, einer Leihe oder tausenden Gerüchten dazu behelligt wurde.
Sven Ulreich bleibt beim FC Bayern, doch es gibt Fragezeichen um Manuel Neuer
Ulreich bleibt. 100 Prozent. Bis 2024, bis Vertragsende. So lange hat auch Manuel Neuer Vertrag. Beim 37-Jährigen stellt sich auch nicht die Frage, wann er geht, sondern wann er zurückkehrt ins Tor. Neuer setzt derzeit an der Säbener Straße seine Reha mit einem Individualprogramm fort, damit nach dem Schien- und Wadenbeinbruch im Dezember nicht genau ein Jahr bis zu seinem Comeback-Termin verstreicht. Nichts Genaues weiß man nicht. Er sei auf einem guten Weg, heißt es.
Aber wie gut der Weg ist oder wie lange er sein wird, ist ungewiss. Neuers Unfall hat jedenfalls ein Torhüter-Domino bei Bayern ausgelöst, noch aber sind längst nicht alle Steine gefallen. Lediglich einer.
Alexander Nübel, 2020 als Kronprinz für Neuer vom FC Schalke verpflichtet, wurde nach einer Bestandsaufnahme seiner Qualität im Trainingslager am Tegernsee erneut ausgeliehen.
Nach zwei Jahren bei AS Monaco darf sich der 26-Jährige, einst der Hoffnungsträger der Torhüter-Gilde, nun unter heimischem Brennglas beim VfB Stuttgart bewähren. Für eine Saison lediglich, bei Bayern ist sein Arbeitspapier bis 2025 gültig. Man weiß ja nie, denkt man sich in München.
Beim FC Bayern nur ein Platzhalter: Yann Sommer
Yann Sommer, im Januar als Reaktion auf die Neuer-Malaise von Mönchengladbach für neun Millionen Ablöse verpflichtet und mit einem Vertrag bis 2025 ausgestattet (man weiß ja nie) ist noch hier, aber fast schon weg.
In den bisher 25 Pflichtspielen hat Sommer seine Sache als Nummer eins mit Interims-Status ordentlich bis gut gemacht, wurde aber stets an Neuer gemessen. Wenn der Platzhirsch, seines Zeichens Welttorhüter und Weltmeister, wieder volle Fitness und Form erlangt, wird Sommer herabgestuft.

Ein Stellvertreter will der Schweizer Nationaltorhüter nicht sein. Das Angebot von Inter Mailand sagt ihm zu, doch die Bayern lassen ihn nicht weg, solange Neuers Rückkehrzeitpunkt (frühestens Mitte September) unklar ist. Und solange sie keine neue Nummer eins verpflichtet haben, die bei Vertragsabschluss einwilligt, sich auch mit der Rolle als Ersatzmann zufriedenzugeben.
Was nicht auf David Raya (27) zutrifft, der wohl vom FC Brentford zum FC Arsenal wechselt. Yassine "Bono" Bounou (32) vom FC Sevilla, der Marokko bis ins WM-Halbfinale parierte, ist die heißere Spur - auch eine Leihe käme infrage. Mindestens bis 2024, vielleicht bis 2025 (man weiß ja nie).
Sven Ulreich möchte beim FC Bayern nicht die Nummer drei sein
Was das alles mit dem treuen und stets loyalen Ulreich zu tun hat, von 2015 bis 2020 und seit 2021 wieder Neuers Stellvertreter und Trainingspartner? Er will keine Nummer drei sein, denn das heißt: mittrainieren und am Spieltag von der Tribüne aus zusehen. Trainer Thomas Tuchel möchte eine qualitativ hochwertigere Nummer eins als Sommer sie verkörpert, weshalb der erst die Biege machen darf, wenn Ersatz der Güteklasse Bounou da ist.
Zur Not am 31. August, kurz vor Ende des Transferfensters. Und so richtig ernst wird es erst Mitte September, wenn die Champions-League-Gruppenphase startet. Ulreich muss der Dinge harren, seine persönliche Zukunft liegt auf Eis. "Gespräche gibt es noch nicht, ich werde in ein paar Tagen 35", sagte er am Rande eines Fantreffens im Paulaner Bräuhaus Singapur: "Ich würde mich freuen, wenn es noch ein, zwei Jährchen weitergeht. Wo das ist, schauen wir dann. Ich habe immer gesagt, dass mir der FC Bayern ans Herz gewachsen ist."