FC Bayern erneut Deutscher Meister: Sause mit Pappschale und Polonaise

Die Bayern machen beim 4:1 in Augsburg ihren sechsten Meistertitel in Folge perfekt – und feiern dezent. Trainer Heynckes dankt Vorgänger Ancelotti: "Er hat auch Anteil an der Meisterschaft."
von  Julian Buhl
Die echte Meisterschale gibt’s erst am 34. Spieltag: Angeführt von Juan Bernat, feiern die Bayern im Augsburger Stadion den erneuten Titelgewinn.
Die echte Meisterschale gibt’s erst am 34. Spieltag: Angeführt von Juan Bernat, feiern die Bayern im Augsburger Stadion den erneuten Titelgewinn. © Sammy Minkoff/Augenklick

München/Augsburg - Die Spieler des FC Bayern tanzten Polonaise vor dem Fanblock ihrer nach Augsburg mitgereisten Fans. Als Symbol für den 28. Meistertitel, den die Münchner mit einem 4:1 beim FC Augsburg perfekt gemacht hatten, hatte sich Franck Ribéry eine Nachbildung der Trophäe von den Anhängern geschnappt. Mit Pappschale und Polonaise feierten die Bayern ihren sechsten nationalen Triumph in Folge. Daran erinnerte die "6" auf den roten T-Shirts, die sie übergezogen hatten.

Doch die Fans hatten noch nicht genug gesehen. Sie wollten mehr, sie wollten ihren Meistermacher. "Jupp, Jupp, Jupp", schallten ihre Rufe nach dem Bayern-Trainer durch die Augsburger Arena. Und Jupp Heynckes erhörte ihre unmissverständliche Bitte. Seine Spieler standen Spalier, als sich der 72-Jährige von der Bank aus auf den Weg machte. Als er schließlich vor den Fans stand, zuckten seine Mundwinkel, seine Augen wurden feucht. Heynckes kämpfte mit den Tränen.

"Als ich am 7. Oktober angefangen habe, habe ich keinen Gedanken an die Meisterschaft verschwendet", sagte der Rückkehrer, der sich nach dieser Saison wieder in seinen Ruhestand verabschieden wird, später. "Ich wollte nie mehr auf die Trainerbank. Aber es gibt Momente im Leben, wo man da sein muss." Mit fünf Punkten Rückstand auf Dortmund gestartet, machte Heynckes mit seiner Mannschaft fünf Spieltage vor Schluss nun den Titel perfekt.

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Und im Moment seines Triumphs bewies er Größe. "Ich möchte einen Gruß nach Italien schicken, zu Carlo Ancelotti", sagte Heynckes über seinen nach sechs Spieltagen entlassenen Vorgänger: "Er hat auch Anteil an der Meisterschaft. Er ist für mich ein Gentleman, ein absoluter europäischer Toptrainer und hat meinen allergrößten Respekt." Der Italiener bedankte sich via Twitter wiederum mit Glückwünschen an Bayern und "an meinen Freund Jupp Heynckes".

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Die kleine Kabinenparty der Spieler in Augsburg war da längst in vollem Gange. "Campeones! Campeones!", hörte man die Bayern-Profis singen – und anschließend klangen abwechselnd südamerikanische Rhythmen und Hip-Hop-Beats nach draußen.

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"Man macht da Getränke-Flaschen auf, hört Musik, tanzt ein bisschen. Aber natürlich kann das nicht jeder so gut. Als ob jemand in der Kreisklasse aufsteigt, nur ein bisschen gedämpfter", fasste Kapitän Thomas Müller die Geschehnisse zusammen. Das versprochene Glas Champagner gönnte Heynckes, der ansonsten vor der Partie ein Party-Verbot verhängt und für Sonntagmorgen um 10 Uhr eine Trainingseinheit angesetzt hatte, den Seinen.

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Ein wenig Bier gab es auch, allerdings alkoholfreies, wie Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge behauptete. "Ich habe nicht genug davon getrunken, um den Unterschied zu erkennen", flachste Müller. Schließlich steht nach dem 2:1 im Hinspiel schon am Mittwoch das Viertelfinal-Rückspiel in der Champions League gegen den FC Sevilla an.

Das 4:1 in Augsburg, für das Corentin Tolisso, James, Arjen Robben und Sandro Wagner nach dem Eigentor zum 0:1 von Niklas Süle gesorgt hatten, war schnell abgehakt. Genau wie die vertagte Meisterfeier. "Ich trinke schon auf die Mannschaft und auf den Trainer das eine oder andere Glas Rotwein. Gönne mir vielleicht eine Zigarre", sagte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge, "aber das Karussell dreht sich noch weiter, wir wollen noch was mitnehmen dieses Jahr." Im besten Fall wären das auch noch die Titel im Pokal und in der Champions-League – und damit das Triple.

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