FC Bayern: Er soll noch mehr Macht bekommen - Die Salihamidzic-Transfers im AZ-Check

München - Seit 2017 ist Hasan Salihamidzic als Funktionär beim FC Bayern tätig, im Sommer 2020 stieg er zum Sportvorstand auf. Sein Vertrag läuft noch bis 2023 und soll, wie Vorstandsboss Oliver Kahn am Mittwoch durchblicken ließ, verlängert werden. "Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass Hasan noch eine lange Zeit beim FC Bayern München bleiben wird", meinte der einstige Weltklasse-Torhüter, der 2001 zusammen mit Salihamidzic die Champions League gewann.
Laut einem Bericht der "Sport Bild" soll "Brazzo" in Sachen Transferentscheidungen künftig mehr Macht übertragen werden. Er müsse sich dabei fortan an zwei wichtigen Kennzahlen orientieren, dürfe bei den Gesamtausgaben für den Kader einen bestimmten Betrag nicht überschreiten und bekomme auch bei den insgesamt zur Verfügung stehenden Geldern für Ablösesummen ein Limit gesetzt. Heißt konkret: Salihamidzic bekommt auf dem Transfermarkt deutlich mehr Handlungsspielraum.
In den vergangenen Jahren hat Salihamidzic schon zahlreiche Transfers für die Bayern abgewickelt, doch nicht jeder davon gilt als Erfolg. Die AZ wirft einen Blick zurück auf "Brazzos" bisherige Verpflichtungen:
Winter 2018: Sandro Wagner

Der exzentrische Angreifer wurde im Winter 2018 für kolportierte 13 Millionen Euro von der TSG Hoffenheim verpflichtet – als klare Nummer zwei im Sturmzentrum hinter Robert Lewandowski. Der gebürtige Münchner, der zwischen 1995 und 2008 in der Bayern-Jugend ausgebildet wurde, nahm die Rolle als Backup an und verschaffte Vielspieler Lewandowski zwischenzeitlich immer wieder Ruhepausen.
Bis zu seinem Abgang im Winter 2019 zu Tianjin Teda kam Wagner auf zehn Treffer und zwei Vorlagen in 30 Spielen, wobei er meist als Einwechselspieler zum Einsatz kam. Unterm Strich eine gute Verpflichtung.
Sommer 2018: Leon Goretzka

Ein junger, flexibler deutscher Nationalspieler, demütig und mental stark – über die Verpflichtung von Leon Goretzka mussten die Bayern nicht lange nachdenken. Der Mittelfeldspieler wechselte im Sommer 2018 nach Ablauf seines Vertrages beim FC Schalke ablösefrei nach München und zählt mittlerweile zum Kern der 95er-Generation um Joshua Kimmich, Niklas Süle und Serge Gnabry, die den Rekordmeister in den kommenden Jahren zu Erfolgen führen soll.
Sowohl bei Bayern als auch in der Nationalmannschaft zählt Goretzka, wenn er denn fit ist, zum Stammpersonal und besticht mit hoher Laufbereitschaft und großem Offensivdrang. Auch unter Julian Nagelsmann ist Goretzka gesetzt. Eine Top-Verpflichtung!
Winter 2019: Alphonso Davies

Bisher DIE Entdeckung des Bayern-Vorstands! Die Verpflichtung von Alphonso Davies wurde bereits im Sommer 2018 perfekt gemacht, aufgrund der Altersbeschränkung für internationale Transfers durfte er aber erst im Winter nach München wechseln.
In seinem ersten Halbjahr bei den Bayern pendelte der Flügelflitzer noch zwischen erster und zweiter Mannschaft. Nach der Amtsübernahme von Hansi Flick im November 2019 war der "Roadrunner", wie ihn Thomas Müller einst taufte, jedoch plötzlich als Linksverteidiger gesetzt und hat sich mit seinen spektakulären Flügelläufen ins Herz der Fans gespielt. "Phonzie" ist aus der Bayern-Familie längst nicht mehr wegzudenken. Eine Top-Verpflichtung!
Sommer 2019: Lucas Hernández

Zweieinhalb Jahre ist die Bekanntgabe des Wechsels von Lucas Hernández mittlerweile her – nach einer Erfolgsgeschichte sah der Wechsel des mit kolportierten 80 Millionen Euro teuersten Transfers der Bundesliga-Geschichte aber lange nicht aus.
Schon bei der Verpflichtung des französischen Weltmeisters, der sowohl als Innen- als auch als Linksverteidiger eingesetzt werden kann, wurde eine Innenbandverletzung festgestellt. Auch danach hatte Hernández immer wieder mit längeren Verletzungen zu kämpfen, die ihn regelmäßig zurückwarfen.
Seit der Amtsübernahme von Julian Nagelsmann im vergangenen Sommer geht es für "Luci" aber deutlich bergauf. In der Hinrunde war er gesetzt, Anfang des Jahres musste er aufgrund einer Corona-Infektion kürzer treten. Noch konnte Hernández seine Rekord-Ablöse noch nicht ganz zurückzahlen, die Richtung stimmt aber mittlerweile. Hinzu kommt: Hernández arbeitet sich auf für Bayern, ist loyal und macht wenig Probleme. Bis jetzt eine gute Verpflichtung.
Sommer 2019: Benjamin Pavard

Deutlich regelmäßiger kam Hernández' Landsmann Benjamin Pavard während seiner Bayern-Zeit zum Einsatz. Seitdem er im Sommer 2019 für kolportierte 35 Millionen Euro verpflichtet wurde, zählt Pavard zum Stammpersonal.
Schon bei seinem Wechsel wurde der Abwehrspieler von vielen Beobachtern skeptisch beäugt, die letzten Restzweifel an seiner Bayern-Tauglichkeit konnte er aber bis heute nicht ausräumen. Ein Grund dafür ist, dass Pavard als gelernter Innenverteidiger fast ausschließlich auf der Rechtsverteidigerposition ran muss. Für eine moderne Interpretation dieser Rolle fehlt ihm aber eigentlich die nötige Geschwindigkeit und Spielstärke.
In der Vergangenheit hat Pavard bereits mehrfach betont, dass er am liebsten im Zentrum spielen würde. Insgesamt eine durchschnittliche Verpflichtung.
Sommer 2019: Fiete Arp

Der 22-Jährige kam im Sommer 2019 für drei Millionen Euro vom Hamburger SV aus der 2. Bundesliga, fand sich bei den Bayern aber nie wirklich zurecht. Nach einer enttäuschenden Debütsaison ließ er sich freiwillig zur U23 in die 3. Liga versetzen, konnte dort aber auch nicht den Abstieg verhindern. Seit dieser Saison läuft er auf Leihbasis für Holstein Kiel auf, wo er überwiegend als Joker zum Einsatz kommt. Seine Bilanz: 15 Spiele, ein Tor. Arp wird den Durchbruch bei den Bayern nicht schaffen, daher keine gute Verpflichtung.
Sommer 2019: Michael Cuisance

Der französische Mittelfeldspieler, der 2019 von Borussia Mönchengladbach kam, gilt als hochveranlagt, aber manchmal schwierig im Umgang. Wie Arp blieb auch Cuisance weit hinter den Erwartungen zurück. In der vergangenen Saison spielte er auf Leihbasis für Olympique Marseille, wusste dort aber auch nicht zu überzeugen. In diesem Winter wurde er an Venedig verkauft. Keine gute Verpflichtung.
Sommer 2019: Philippe Coutinho

Nach dem geplatzten Wechsel von Leroy Sané im Sommer 2019 mussten sich die Bayern nach einer namhaften Alternative umsehen, um die Offensive zu verstärken. Die Wahl fiel am Ende auf Philippe Coutinho, der beim FC Barcelona keine Rolle mehr spielte.
Beim FC Bayern blieb die brasilianische Leihgabe aber insgesamt hinter den Erwartungen zurück und lag in der internen Hackordnung für das offensive Mittelfeld klar hinter Thomas Müller, auch auf den Flügeln wusste Coutinho nicht zu überzeugen.
Die Kaufoption von 120 Millionen Euro hat der FC Bayern folglich nicht gezogen, nach der Saison verließ der Brasilianer die Münchner wieder. Coutinho brachte zwar Glanz nach München und spielte eine ordentliche Joker-Rolle beim siegreichen Champions-League-Turnier in Lissabon, sportlich brachte er die Bayern aber nicht weiter. Insgesamt keine gute Verpflichtung.
Sommer 2019: Ivan Perisic

Der Kroate wurde 2019 auf Empfehlung des damaligen Trainers Niko Kovac für ein Jahr von Inter Mailand ausgeliehen und füllte seine Rolle als torgefährlicher Backup für die verletzungsanfälligen Serge Gnabry und Kingsley Coman sehr gut aus. Die Ablöseforderung der Nerazzuri in Höhe von 15 Millionen Euro wollten die Bayern schlussendlich aber nicht erfüllen. Trotzdem eine gute Verpflichtung.
Winter 2019: Álvaro Odriozola

Nachdem sich Hansi Flick im Winter 2020 für Verstärkungen ausgesprochen hatte, wurde der Spanier für die Rückrunde von Real Madrid ausgeliehen. Bei den Bayern kam Odriozola jedoch kaum zum Zug und absolvierte gerade einmal fünf Teileinsätze. Nach der Saison kehrte er wieder nach Spanien zurück. Keine gute Verpflichtung.
Sommer 2020: Alexander Nübel

Auch bei der Verpflichtung von Alexander Nübel stellen sich viele Beobachter die Frage, was denn der konkrete Hintergedanke dabei sei. Der U21-Europameister wurde im Sommer 2020 ablösefrei mit dem Versprechen auf Einsatzzeiten vom FC Schalke verpflichtet und sollte im Schatten von Manuel Neuer als dessen Nachfolger aufgebaut werden. Das Problem: Letzterer zeigte nicht das geringste Interesse daran, seinem Kronprinz Spiele zu überlassen und will auch in den kommenden Jahren weiterspielen.
Seit dieser Saison läuft Nübel für die AS Monaco auf, bei der er als Stammtorhüter Erfahrung sammeln kann. Sein Leihvertrag läuft noch bis 2023. Dass er danach irgendwann bei den Bayern zur Nummer eins wird, ist unwahrscheinlich, eher wird er München im Sommer verlassen. Keine gute Verpflichtung - auch für den Spieler.
Sommer 2020: Tanguy Nianzou

Der nächste ablösefreie Transfer des Rekordmeisters! Mit Tanguy Nianzou Kouassi haben die Bayern im Sommer 2020 ein hoffnungsvolles Talent von Paris Saint-Germain verpflichtet. "Er ist einer der besten Spieler Europas im Jahrgang 2002", meinte Salihamidzic damals. Auch aus Verletzungsgründen konnte er sein enormes Potenzial aber allenfalls andeuten. Dennoch ein Transfer mit Weitblick, bei dem noch immer Geduld gefragt ist.
Sommer 2020: Leroy Sané

Die Verpflichtung von Leroy Sané war bislang wohl die schwierigste für Hasan Salihamidzic. Der Nationalspieler wechselte 2020 aufgrund eines Kreuzbandrisses mit einjähriger Verspätung nach München. Die Ablöse für Manchester City soll sich auf rund 50 Millionen Euro belaufen haben - in Corona-Zeiten eine bemerkenswerte Summe.
In seinem ersten Jahr blieb Sané allerdings hinter den Erwartungen zurück und trat augenscheinlich gehemmt aus. Seit dem vergangenen Herbst zeigt er sich aber deutlich formverbessert und ist unter Julian Nagelsmann in etwas zentralerer Position gesetzt. In seiner aktuellen Verfassung ist Sané einer der stärksten Offensivspieler der Welt. Eine gute Verpflichtung!
Sommer 2020: Douglas Costa

Der bisweilen etwas launige Brasilianer, von Uli Hoeneß nach seiner ersten Station in München einst als "ziemlicher Söldner, der uns charakterlich nicht gepasst hat" gebrandmarkt, spielte für ein Jahr auf Leihbasis von Juventus Turin für die Münchner.
Auch bei seiner zweiten Zeit in München fast die komplette Saison über außen vor. Schon Wochen vor dem Ende seiner Leihe ließen ihn die Bayern freiwillig zurück nach Turin ziehen. Da auch die Bianconeri keine Verwendung für ihn hatten, ging es gleich weiter in die Heimat nach Brasilien. Keine gute Verpflichtung.
Sommer 2020: Marc Roca

Der Mittelfeldspieler wurde vor eineinhalb Jahren für kolportierte acht Millionen Euro von Absteiger Espanyol Barcelona geholt und spielte bis zu diesem Winter weder bei Hansi Flick noch bei Julian Nagelsmann eine große Rolle.
Aufgrund der angespannten Personallage durfte Roca zuletzt häufiger im zentralen Mittelfeld ran und wusste erstmals wirklich zu überzeugen. In München schätzt man ihn vor allem für seinen positiven, umgänglichen Charakter und seinen Ehrgeiz. "Ich liebe solche Spieler", sagte Nagelsmann zuletzt über die Einstellung des Spaniers. Angesichts der überschaubaren Ablöse war Roca als Ergänzungsspieler für die Breite durchaus eine brauchbare Verpflichtung.
Sommer 2020: Bouna Sarr

Kam für geschätzte neun Millionen Euro von Olympique Marseille und sollte der Backup für Rechtsverteidiger Pavard sein. Sarr ist den Beweis, dass er Bayern-Niveau mitbringt, bis heute schuldig geblieben. In der internen Hackordnung lagen zwischenzeitlich sogar Youngster Josip Stanisic und Niklas Süle vor ihm.
Schon länger halten sich Gerüchte um einen Abgang des Flügelspielers. Übereinstimmenden Medienberichten zufolge soll er allerdings nicht für einen Wechsel offen sein, da er in diesem Falle finanzielle Einbußen hinnehmen müsste. Gemessen an Ablöse und Qualität keine gute Verpflichtung.
Sommer 2021: Dayot Upamecano

Der Königstransfer des vergangenen Sommers - sofern man die Verpflichtung von Nagelsmann ausklammert. Nach den Abgängen von Boateng und Alaba soll Upamecano zum neuen Abwehrchef bei den Bayern aufgebaut werden. Der Franzose deutet immer wieder sein enormes Potenzial an, leistet sich aber zwischenzeitlich immer wieder böse Unkonzentriertheiten. Wenn er letztere abstellt, kann er einer der besten Innenverteidiger der Welt werden. Langfristig gesehen ein guter Transfer.
Sommer 2021: Marcel Sabitzer

Auch Marcel Sabitzer kam im vergangenen Sommer von RB Leipzig, ist bei den Bayern aber noch nicht wirklich in Tritt gekommen. Nagelsmanns Kapitän aus gemeinsamen RB-Zeiten wurde bislang immer wieder von Verletzungen zurückgeworfen und tritt auf dem Platz häufig sehr zurückhaltend.
Wenn er endgültig bei den Bayern angekommen ist, bringt der Österreicher das Potenzial mit, bei den Bayern eine richtig gute Mittelfeld-Alternative zu sein. Noch hat sich die Verpflichtung aber nicht ausgezahlt, daher bislang keine gute Verpflichtung.
Sommer 2021: Omar Richards

Der flinke Linksverteidiger kam im Sommer ablösefrei aus der zweiten englischen Liga vom FC Reading, hat aber klar das Nachsehen hinter Alphonso Davies. Bislang kam Richards im Bayern-Trikot zu 13 (Teil-)Einsätzen, hinterließ aber noch keinen bleibenden Eindruck. Da der Engländer aber ablösefrei kam und auch nur ein überschaubares Gehalt einstreicht, war seine Verpflichtung von vornherein wenig risikobehaftet.
Sommer 2021: Sven Ulreich

Ulreich kam im Sommer ablösefrei vom Hamburger SV und füllt wie schon bei seiner ersten Zeit in München die Rolle als klare Nummer zwei hinter Manuel Neuer aus. Der 33-Jährige gilt als umgänglich und stellt im Gegensatz zu Alexander Nübel keinerlei Ansprüche auf Einsatzzeiten. Wenn er gebraucht wird, ist er aber zur Stelle. Eine wenig beachtete, aber gute Verpflichtung.