FC Bayern: Einer für alle, alle für einen
Der nächste Kantersieg, Robben schenkt Gomez einen Elfer: Bayern präsentiert sich geschlossen – so wie es Boss Rummenigge nach der Basel-Pleite gefordert hatte. „Sie haben sich zusammengerauft”
BERLIN - Wer hat noch nicht? Wer will nochmal? Ach, der Mario. Ja, richtig. Der könnte einen Treffer gebrauchen. Und so dachte Arjen Robben an Torjäger Gomez, der beim lustigen Scheibenschießen gegen die überforderten Berliner noch leer ausgegangen war. Das Gomez-Hilfspaket war die gönnerhafte Übergabe des Balles vor dem Elfmeter zum 4:0. Der machte sein 22. Saisontor (Klaas-Jan Huntelaar vom FC Schalke hat nach dem 4:1 am Sonntag in Kaiserslautern 20 Tore) und dankte dem Gönner Robben. „Wir alle und auch ich wollen, dass Mario Torschützenkönig wird”, sagte Robben, „daher helfen wir ihm.”
Ausgerechnet Robben möchte man meinen – der Egokicker. Die Debatte um eventuelle Alleingänge des Holländers empfand Robben selbst als „immer Wahnsinn, immer Blödsinn”. Nun hat er das perfekte Symbol für den neuen Bayern-Teamgeist geschaffen. Ein Torverzicht zugunsten des Torjägers. Soll ihm einer noch Argwohn und Solistentum nachsagen.
„Das ist sinnbildlich für das gesamte Team. Das war eine schöne Aktion”, meinte Sportdirektor Christian Nerlinger, „man hat die Geschlossenheit gesehen, wie die Spieler gemeinsam jubeln, wie sie sich präsentieren. Sie haben sich zusammengerauft.” Auf das 0:2 in Leverkusen folgte innerhalb von acht Tagen das Böller-Triple: 7:1 gegen Hoffenheim, 7:0 gegen Basel, 6:0 bei Hertha – 20:1. Nerlinger glaubt an ein Schlüsselerlebnis: „Manchmal zerbrechen Mannschaften an solchen Situationen. Bei uns ist ein Ruck durch die Mannschaft gegangen. Wir sind auf einem guten Weg.”
Und wieder eine Einheit. Alle für einen, einer für alle. Und für den Trainer, von einer Virusgrippe geschwächt. „Jupp Heynckes hat souverän durch diese Phase geleitet”, lobte Nerlinger. Alle lobten alle. Und selbst bei den Toren zum 5:0 und 6:0 kamen die Abwehrspieler bis nach vorne gelaufen, um zu gratulieren. Wer gönnen kann, ist übern Berg. Neuer Mannschaftsgeist im alten Trikot.
Nur dreieinhalb Wochen ist es her, dass Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge eben diese Geschlossenheit und Harmonie mit harschen Worten in Frage stellte. Auf dem Bankett nach dem 0:1 im Achtelfinalhinspiel der Champions League in Basel forderte er: „Wir müssen in den nächsten Wochen gemeinsam – gemeinsam ist die Parole – hart arbeiten, um aus der Scheiße, in die wir uns in den letzten Wochen reingespielt haben, wieder herauszukommen.” Dazu erinnerte Rummenigge an den Leitspruch der drei Musketiere im Roman von Alexandre Dumas und ermahnte die Spieler an die Losung: „Einer für alle. Alle für einen.” Geschafft. Punkt für den Boss. Einer für Kalle.
So schnell kann’s gehen: Die – Entschuldigung – Scheiße von Basel ist Schnee von gestern.