FC Bayern: Ein Geschenk namens Gomez

Bayern-Manager Hoeneß ist „relativ optimistisch“, den VfB-Stürmer schon diese Woche verpflichten zu können. Doch was wird dann aus Luca Toni?
MÜNCHEN Er sprach mit Bastian Schweinsteiger, er tuschelte mit Miroslav Klose, Martin Demichelis gab ihm einen Klaps auf den Hinterkopf – es wirkte wie eine Begrüßungsrunde, als Stuttgarts Mario Gomez nach dem Schlusspfiff von einem Bayern-Spieler zum anderen ging, ein rotes Trikot lässig über die linke Schulter geworfen.
Für die Vize-Meisterschaft gibt es ja keine Trophäe, keine Schale, keine Ehrung – dafür aber gesicherte Einnahmen in Millionenhöhe. Noch sehr abstrakt. Das Präsent für Rang zwei aber hat einen Namen: Mario Gomez. Ihn hat der FC Bayern mit dem 2:1 gegen den VfB Stuttgart gewonnen, nur in die Luft stemmen wie einen Pokal, das wollten sie noch nicht tun.
Der Transfer scheint so gut wie perfekt. „Wir werden uns um ihn bemühen. Wir werden nächste Woche Gespräche führen, dann werden wir sehen, was daraus wird. Ich bin da relativ optimistisch“, sagte Bayern-Manager Uli Hoeneß am Sonntag im DSF-Doppelpass über den 23-jährigen Nationalspieler. Die wohl sehr hohe Ablösesumme von bis zu 30 Millionen Euro schreckt die Bayern offenbar nicht ab. Auf die Frage, ob der Klub tatsächlich so flüssig sei, um sich Gomez leisten zu können, antwortete Hoeneß knapp mit „ja“.
Letzten Montag hatte sich der Vorstand die Zusage geholt, im Falle der direkten Champions-League-Qualifikation ähnlich viel investieren zu dürfen wie im Sommer 2007, als für Toni, Ribéry, Klose & Co. an die 70 Millionen Euro Ablöse ausgegeben wurde.
Und Gomez („Ich werde mich mit meiner Freundin und dem Verein zusammensetzen und dann werden wir sehen“) wird richtig teuer – schon letzten Sommer waren die Bayern bereit gewesen, viel Geld in die Hand zu nehmen für den Halb-Spanier. Nun machen sie ernst. Damit wäre dann auch das Interesse an Wolfsburgs Meister-Torjäger Edin Dzeko hinfällig. „Er wurde schon diskutiert bei uns“, sagte Präsident Franz Beckenbauer bei „Premiere“. Aber: Wer einen Gomez hat, braucht einen Dzeko nicht. Eine andere Frage ist: Wer einen Gomez hat, braucht der einen Luca Toni?
Gegen den VfB versiebte der Italiener wieder zahlreiche Chancen, seine Leistungskurve sackte nach dem tollen Jahr mit der Torjägerkanone 2007/08 (24 Treffer) stark nach unten. Doch Toni besitzt noch einen Vertrag über zwei weitere Jahre in München. Er könne sich eine Rückkehr nach Italien in die Serie A gut vorstellen, sagte Toni immer wieder, aber erst zum Ende seiner Karriere.
Doch wagt es der neue Coach Louis van Gaal, mit Toni, Klose, Gomez und dem vom HSV verpflichteten Ivica Olic in die Saison zu gehen? Mit vier Topstürmern? Hoeneß hatte gesagt, solch ein Theater wie mit Lukas Podolski nicht noch einmal mitmachen zu wollen.
Als die Bayern 2003 Torjäger Roy Makaay aus La Coruna verpflichteten, hatte der überzählige Giovane Elber auch noch einen Vertrag. Wochen später kickte er für Olympique Lyon.
Patrick Strasser