FC Bayern: Ein Cup als Schmerztablette

MÜNCHEN 5,5 Kilogramm, 53 Zentimeter. Zwei stilisierte Arme aus Sterling-Silber und Feingold. Obendrauf ein Chromball. Der Wert: 40 000 Euro. Sein Name: Supercup. Es war dieser Wanderpokal, den die Bayern zuletzt stemmen durften. Im August 2010 in Augsburg gewann Bayern 2:0 gegen Schalke. Der letzte Pott – unter Trainer Louis van Gaal.
Es ist die unbedeutendste Trophäe, die es im Profibereich zu vergeben gibt, doch für die Bayern hat das Duell mit Double-Gewinner Borussia Dortmund am Sonntag (20 Uhr, ZDF live) in der Allianz Arena eine besondere Relevanz. „Es ist eine erste Bestandsaufnahme”, sagte Sportvorstand Matthias Sammer, „wenn es etwas zu gewinnen gibt, wollen wir dabei sein.” Drastischer – und wie gewohnt plakativer – formulierte es Uli Hoeneß: „Dieses Spiel wird auf jeden Fall ein Ernstfall sein.” Der Präsident könne sich „die Schlagzeilen schon vorstellen, die produziert werden, falls wir nicht gewinnen sollten”.
Es steht einiges auf dem Spiel für die Bayern, mehr als für den BVB – das ist die Crux. Die AZ zeigt, dass es um mehr geht als den Pokal.
DAS SELBSTVERTRAUEN
„Eine Niederlage gegen Dortmund wäre da nicht unbedingt förderlich”, sagte Sammer. Ex-Trainer Ottmar Hitzfeld meinte im „Kicker”: „Es geht ums Selbstvertrauen. Das Spiel – und einen offiziellen Titel – zu gewinnen, gibt Sicherheit für den Bundesliga-Start.”
DAS SELBSTVERSTÄNDNIS
Das Vereinscredo „Mia san mia” wurde zuletzt laut Hoeneß überstrapaziert, es begründet sich ja auch auf Punkte, Siege, Titel – und die fehlten. „Eines ist ganz klar”, betonte der Präsident: „Wir wollen das Spiel gewinnen.” Und Bayerns Markenbotschafter Paul Breitner meinte: „Der Supercup ist in erster Linie ein Zeichen für die Fans: Hoppla, es geht wieder richtig los und wir bemühen uns wieder, möglichst viele Pokale und Titel zu gewinnen.”
DER BVB–BLUES
Die fünf Niederlagen gegen den BVB hintereinander – zuletzt das deftige 2:5 im Finale des DFB-Pokals am 12. Mai schmerzen die Verantwortlichen so sehr wie die Elfmeterschießen-Pleite im Champions-League-Finale. Also lieber gleich mal gegen Dortmund gewinnen als bis zum Liga-Duell am ersten Dezember-Wochenende warten zu müssen. Aus der Negativ-Serie soll keine schwarz-gelbe Blockade werden.
DAS BINNENKLIMA
Eine Pokalübergabe wäre eine Genugtuung für Spieler und Fans. „Dann herrscht Ruhe im Umfeld”, weiß Hitzfeld, „bei Bayern in die Erwartungshaltung riesig, fast grenzenlos. Entsprechend ist der Druck” Ein Sieg dürfte wie Aspirin wirken. Macht den Kopf frei.