FC Bayern: Ein Abwehr-Puzzleteil fehlt noch

Bereits in der ersten Trainingswoche stand im Trainingslager in Riva del Garda bei Bayern München die „Schwachstelle Abwehr“ im Fokus.
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Spaßvogel Ribéry macht die Musik: Der Bayern-star übernahm im Trainingslager kurzerhand das DJ-Pult. Die Bilder
dapd Spaßvogel Ribéry macht die Musik: Der Bayern-star übernahm im Trainingslager kurzerhand das DJ-Pult. Die Bilder

Bereits in der ersten Trainingswoche stand im Trainingslager in Riva del Garda bei Bayern München die „Schwachstelle Abwehr“ im Fokus.

München/Riva del Garda - Kapitän Philipp Lahm will auf der
linken Seite zu alter Stärke finden, Thomas Müller „besser
mitarbeiten“ und sogar die Offensivkünstler Arjen Robben und Franck
Ribery beteuern, Teamplayer werden zu wollen: Bereits in der ersten
Trainingswoche stand im Trainingslager in Riva del Garda bei Bayern
München die „Schwachstelle Abwehr“ im Fokus. Mangelnde
Defensivarbeit und Starallüren wird es unter Altmeister Jupp
Heynckes nicht mehr geben, der Weg zurück an die Spitze führt über
das Kollektiv.

Von Titeln redet Heynckes daher noch nicht, bevor nicht das
Wesentliche gelöst ist: „Wir müssen wieder dahin kommen, dass der
Gegner sagt, es ist schwer, gegen den FC Bayern ein Tor zu erzielen.
Wir müssen so abwehrstark sein, wie es in vielen Epochen des Vereins
der Fall war“, gibt der 66-Jährige zu Beginn seiner dritten Amtszeit
in München vor. Die Grundlagen wurden in den vergangenen sieben
Tagen unter tropischen Temperaturen am Gardasee in täglich meist
zwei Trainingseinheiten gelegt, ab Montag folgt in München die
Feinabstimmung. Auf dem Platz, aber auch daneben: Denn das letzte
Puzzlestück – Wunschspieler Jerome Boateng – fehlt nach wie vor.

Heynckes wünscht sich Entscheidung in Boateng-Transfer

Zäh gestaltet sich das Ringen um den Nationalspieler, der seinen
Wechselwunsch bereits vor einigen Wochen kundgetan hatte. Als
„merkwürdige Veranstaltung“ bezeichnet Bayerns Vorstandsvorsitzender
Karl-Heinz Rummenigge den Transferpoker: Manchester City hat lange
nichts von sich hören lassen, die Forderung von angeblich 20
Millionen Euro für Boateng steht nach wie vor im Raum.

Zum „gegebenen Zeitpunkt“ müsse man sich nach preisgünstigeren
Alternativen – etwa dem Brasilianer Alex vom FC Chelsea – umsehen.
Auch wenn Heynckes beteuert, „die Ruhe weg“ zu haben: Anfang dieser
Woche sollen „die Signale gehört werden. Dann müssen wir uns
zusammensetzen“, sagte er. Die Zeit drängt, und rund drei Wochen vor
dem ersten Pflichtspiel der Saison wünscht man sich Klarheit.

40 Gegentore waren „mindestens 15 zu viel“


„Die Abwehr wird etwas brauchen, um stabil zu werden“, glaubt
Heynckes, der den dominanten Offensivfußball seines Vor-Vorgängers
Louis van Gaal keinesfalls fortführen will. 40 Gegentore kassierte
der Rekordmeister in der titellosen Saison, fast doppelt so viele
wie Meister Dortmund (22) und damit „mindestens 15 zu viel“
(Heynckes). „Daran müssen wir arbeiten, am schnellen Umschalten“,
mahnt auch Lahm.

Von „Balance“ war in diesen Tagen oftmals die Rede, denn das
Bayerns Offensivabteilung Weltklasse hat, bestreitet niemand: „Aber
die Abwehr fängt vorne an, wir müssen mithelfen“, sagte Müller. Dass
Superstars wie Ribery und Robben kein Sonderstatus mehr zusteht,
klärte Heynckes gleich zu Beginn: „Sie müssen sich ganz normal
integrieren.“

Konstante Hintermänner für Ribery und Robben


Die Vorzeichen zumindest stehen deutlich besser als noch in der
Vorsaison: Die erfolglose Suche nach einem geeigneten
Linksverteidiger wurde eingestellt, dafür tauscht Lahm nach zwei
Jahren die Seite. „Ich weiß, was er macht. Er weiß, was ich mache“,
sagt Ribery, der sich auf seinen alten bekannten Backup freut. Die
Problemstelle, für die sich in der vergangenen Saison weder Holger
Badstuber noch Diego Contento oder Daniel Pranjic langfristig
empfehlen konnten, wurde durch die Verpflichtung von Rafinha elegant
gelöst. Der Brasilianer soll Robben auf der rechten Seite absichern:
„Die Zusammenarbeit wird gut sein“, glaubt sein niederländischer
Vordermann.

Zum Schlüssel wird die Viererkette: „Abwehr braucht
Selbstvertrauen“


Im defensiven Mittelfeld tummeln sich neben Bastian
Schweinsteiger geeignete Kandidaten wie Luiz Gustavo, Anatoli
Timoschtschuk, Toni Kroos und Pranjic, bestenfalls kommt Arturo
Vidal (Bayer Leverkusen) noch hinzu (Rummenigge: „Kein neuer
Stand“). Die wichtigste Verpflichtung ist daher die eines
Innenverteidigers. Einen der modernen Art, „schnell und
handlungssicher“ wünscht sich Heynckes. Im abschließenden Testspiel
gegen Katar (4:2) vertraute er am Samstagabend neben dem wohl
gesetzten Nationalspieler Holger Badstuber zunächst Daniel van
Buyten. Weder dem Belgier oder Breno noch Timoschtschuk oder Gustavo
scheint Heynckes aber die Rolle neben dem 22-Jährigen langfristig
zuzutrauen – sondern Boateng.

Auch wenn jeder seine Rolle verstanden hat, unter Heynckes Spaß
und Mannschaftsgeist zurück sind, zum Schlüssel wird beim „neuen“ FC
Bayern die Abwehrreihe. Das letzte Puzzlestück muss schnellst
möglich kommen, denn auch Heynckes weiß: „Die Abwehr braucht
Selbstvertrauen“. Dann gelte auch wieder die Weisheit: „Die
Offensive gewinnt Spiele, die Defensive die Meisterschaft“, betonte
Heynckes nicht nur einmal in diesen Tagen am Gardasee. Altklug, aber
wahr: Oder was haben 81 Tore in der Vorsaison gebracht? Zumindest
keine Titel.
 

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