FC Bayern: Eigentlich Meister!

Nur 1:1 gegen Dortmund – dennoch fühlen sich die Bayern als Punktsieger. „Ich denke, dass wir sie die nächsten Jahre zur Weißglut bringen”, sagt Hoeneß
von  Patrick Strasser
Auf dem Weg zum 1:0 tanzt Toni Kroos den BVB-Verteidiger Mats Hummels aus.
Auf dem Weg zum 1:0 tanzt Toni Kroos den BVB-Verteidiger Mats Hummels aus.

Wieder reicht es für die Bayern gegen Dortmund nicht zum Sieg – dennoch fühlt sich das Team nach dem 1:1 als Punktsieger. „Ich denke, dass wir sie die nächsten Jahre zur Weißglut bringen”, sagt Hoeneß

MÜNCHEN Vielleicht haben die Amerikaner gar nicht so Unrecht mit ihrem Gedanken, ein Unentschieden mache keinen Sinn nach einem sportlichen Wettkampf. Der US-Zuschauer will mit einem klaren Trend nach Hause gehen: entschieden happy oder eben entschieden traurig. Hierzulande ist ein Patt möglich. Dementsprechend kam die allgemeine Gefühlswelt so unentschieden daher am Samstagabend nach dem Top-Spiel der Liga. FC Bayern 1, Dortmund 1. Okay. Und nun?

Diese irgendwie unvollkommene Partie hatte nach dem Schlusspfiff zwei Mannschaften mit doppelten Gesichtern: Zwei Sieger, aber auch zwei Verlierer. Bayern und Dortmunder beglückwünschten sich gegenseitig, dem anderen zwei Punkte mehr – im Siegesfalle – weggeschnappt zu haben. BVB-Trainer Jürgen Klopp klatschte sich freundlichst mit Bayern-Torschütze Toni Kroos ab. Die Fans applaudierten ihren jeweiligen Semihelden.

Ein Meistermacher-Duell? Es wurde eher so halbschalig. Die Partie sollte den Bayern zur Vorentscheidung im Titelkampf dienen oder eine Déjà- vu-Aufholjagd der Borussen werden. Ein bisschen Revanche einerseits, ein wenig Lektion andererseits. Und dennoch fühlen sich die Bayern als Punktsieger.
Der Brasilianer Dante, unbelastet was die fünf Pflichtspielpleiten der Bayern in den letzten fünf Duellen mit dem BVB betrifft, reduzierte die Gefühlsbeschreibung der Seinen mit einer wunderbaren Verknappung: „Wir sind zufrieden. Aber nicht olé-olé-zufrieden.”

1:0 Toni Kroos (67.), 1:1 Mario Götze (74.). Weiter elf Punkte Differenz. Ein Gipfel ohne Entscheidung, aber mit Trend: Die Bayern interpretierten den Patt für sich. Trainer Jupp Heynckes von den Remisgewinnern erklärte, seine Mannschaft sei „gierig, wieder Meister zu werden”. Er befand: „Und ich denke, dass wir bis heute, 15. Spieltag, gezeigt haben, dass wir das in diesem Jahr auch können und auch höchstwahrscheinlich schaffen werden.” Hört, hört.

Die Remisverlierer sehen es ähnlich. BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke merkte an, dass jenes 1:1 für sie „ein Erfolgserlebnis” sei, die Bayern jedoch „in diesem Jahr wohl nicht einzuholen sind”. Aufgabe light. Man könnte sagen, die Bayern sind: eigentlich Meister.

„Es ging darum, in diesem Spiel zu bestehen”, relativierte Klopp, „und damit bin ich total zufrieden.” Dass diese Wertung auch anders klingen kann, zeigte Uli Hoeneß. „Alles okay”, hatte der Bayern-Präsident den Reportern zugerufen, am ZDF-Mikrofon echauffierte er sich. Partielle Traumabewältigung? „Ich kann mit so einem Käse nichts anfangen. Trauma-Bewältigung, das müssen wir dann beim Psychiater machen. Wir haben die elf Punkte Vorsprung nach wie vor. Und deswegen gehe ich total zufrieden in das Wochenende.” Eben. TO-TAL ZU-FRIE–DEN!

Der BVB habe die Bayern in den letzten Jahren arg gereizt. Weißglut- statt Weißbier-Duschen. „Ich denke, dass wir sie jetzt die nächsten Jahre wieder zur Weißglut bringen – die Voraussetzungen sind ja alle ganz gut”, beschloss Hoeneß. Und die elf Punkte Abstand? Noch verspielbar? „Eigentlich nicht.” Na dann: Glückwunsch, FC Bayern! 

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