FC Bayern: Die vier Gewinner unter Pep Guardiola
Auf der Rechnung hatte sie vor der Saison keiner so recht. Doch denkste! Nach drei Monaten unter Neu-Trainer Guardiola gehören Rafinha, Kroos, Mandzukic und Boateng zu den großen Gewinnern
MÜNCHEN Am Ende stimmten Fans in der Südkurve das lang gezogene „Fi-na-le” an. Das 3:0 gegen ZSKA Moskau war ein überzeugender Start in die Champions League. Weil, so brachte es Thomas Müller auf den Punkt, „jeder jetzt wieder strenger dabei” sei.
Auch, und gerade die Spieler, mit denen man nicht rechnen konnte als Stammspieler unter dem neuen Trainer Pep Guardiola. Klar, durch die Absenzen der Verletzten (Thiago, Martínez und Götze, der seit Mittwoch wieder mit Ball trainiert) wurden Positionen frei, konnten sich Alternativen aufdrängen. Der Konkurrenzkampf ist überschaubar – wenigstens drängt Bastian Schweinsteiger nach seinem 20-Minuten-Comeback gegen die Russen wieder ins Team. Doch auf welcher Position? Philipp Lahm interpretiert seine Rolle als Sechser im defensiven Mittelfeld so gut, als wolle er sich dort festspielen. Wovon wiederum Rafinha profitiert, der Lahm als Rechtsverteidiger bestens vertritt. Der Brasilianer ist einer von vier Gewinnern der ersten knapp drei Monate Pep beim FC Bayern.
Die AZ zeigt, wer sich sonst noch (beinahe) unverzichtbar gemacht hat:
RAFINHA
Der 28-Jährige erlebt derzeit seine beste Phase, seit er 2011 vom FC Genua zu Bayern kam. In sieben von neun Pflichtspielen dank der Lahm’schen Rotation dabei, fünf Mal von Beginn an. Sicheres Stellungsspiel, gute Pässe, schneller Antritt – ein Spieler, wie ihn Pep schätzt. Sein Vertrag läuft bis 2014, über eine Verlängerung soll bald verhandelt werden. „Ich bin beim besten Verein der Welt – das ist keine Selbstverständlichkeit”, sagte Rafinha kürzlich, der sich mit seiner Familie in München „sehr wohl” fühlt. Seine aktuelle Hauptmotivation: doch noch einen Platz im Kader der brasilianischen Nationalelf für die WM 2014 in seiner Heimat zu ergattern.
MARIO MANDZUKIC
Nach seinem Tor zum 2:0 gegen Moskau küsste der Kroate das Bayern-Wappen auf dem Trikot, wurde bei seiner Auswechslung von den Fans gefeiert wie noch nie. Er schien der aussterbenden Gattung echter Stoßstürmer anzugehören, wurde in Tests von Guardiola auf die Seiten verbannt – zum Lernen. Der Coach schien „Falsche Neuner” wie Götze oder Müller zu favorisieren. Nun trifft Mandzukic (27) konstant, schon drei Mal in der Liga. Als erster Verteidiger attackiert er unermüdlich die gegnerischen Verteidiger.
TONI KROOS
Die Triple-Ernte verpasste er wegen einer Verletzung. Dass sich der 23-Jährige im Vielkönner-Mittelfeld so souverän festspielt, war nicht zu erwarten. Für Guardiola hat der Ballbesitz-Fetischist eine Schlüsselrolle inne, verkörpert er doch den ruhigen, souveränen Barça-Spiel. Dass ihm mitunter Tempo und Zug zum Tor fehlen, stört Pep nicht. Guardiola: „Er kann bei jedem Verein der Welt spielen.”
JÉROME BOATENG
Der Innenverteidiger würde das Opfer von Javi Martínez werden, wenn der vom Mittelfeld ins Abwehrzentrum rückt – denkste. Der 25-Jährige ist momentan der konstanteste seiner Zunft, nimmt sogar Dante, dem Gesicht der Triple-Abwehr, Arbeit ab. Sogar Bundestrainer Joachim Löw strich Boatengs Leistungen heraus, setzt deshalb Dortmunds Hummels in der Nationalelf auf die Bank.
Für alle Vier gilt: Das ist wahrlich mehr als Dienst nach Vorschrift, wie Sportvorstand Matthias Sammer geunkt hatte.