FC Bayern: Die Reha vor dem Spiel gegen Porto

Sinsheim - Eine Runde Fußballtennis. Das ist doch schon mal ein Anfang. Bastian Schweinsteiger war am Sonntagvormittag an der Säbener Straße endlich wieder am Ball. Seit zwei Wochen fehlte der Vize-Kapitän wegen Sprunggelenksproblemen, konnte nur individuell trainieren. Nun absolvierte er eine lockere Einheit mit Claudio Pizarro und den Torhütern Manuel Neuer, Pepe Reina und Ivan Lucic, dem Nachwuchskeeper. Für den Rest der Mannschaft war Regeneration im Leistungszentrum angesagt. Teil zwei der Reha.
Der erste Teil war das 2:0 am Samstag in Hoffenheim gegen die TSG 1899, das unmittelbar nach Spielschluss abgehakt war. Denn da begann die Vorbereitung auf das Viertelfinal-Rückspiel der Champions League am Dienstag in der Allianz Arena gegen den FC Porto (20.45 Uhr, Sky live). Es gilt, das 1:3 vom Hinspiel wettzumachen. Die Münchner sicherten mit ihrem sechsten Auswärtssieg hintereinander den Vorsprung auf den VfL Wolfsburg weiter ab.
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Für Guardiola war all das Anlass zu einer Kabinenansprache, die alle aufrüttelte. „Der Trainer war sehr emotional“, erzählte Sebastian Rode, „er wollte uns zusammenschweißen. Wer an sich und an die Mannschaft glaubt, kann solche Probleme besiegen.“ Tatsächlich war es ein doppelter Sieg, dieses 2:0 dank der Treffer von Rode und des Eigentors von Hoffenheims Beck in der Nachspielzeit. Ein Erfolg über den Gegner – aber auch den eigenen (geschundenen) Körper. „Die Beine werden langsam schwer“, gestand Jérome Boateng, „und weil wir nur 13, 14 richtig fitte Spieler haben derzeit, spielen wir seit Wochen fast mit der gleichen Mannschaft.“ In Hoffenheim konnte Guardiola etwas durchrotieren.
Warum das 2:0 aus vielerlei Hinsicht die perfekte Reha im beschaulichen Kraichgau vor dem „wichtigsten Spiel der Saison“ war, wie Welt-Torhüter Manuel Neuer bekannte.
Die Kopf-Reha: Endlich wieder Erfolgserlebnisse. „Wir haben eine stabilere Abwehrleistung gezeigt und uns vier bis fünf hochkarätige Chancen herausgespielt“, sagte Neuer, „das stimmt mich optimistisch.“ Das 1:3 in Porto, die drei dicken Patzer, all die Verletzten. „Die Leute wissen nicht, wie schwer die Situation ist“, sagte Guardiola gewohnt pathetisch, „diese Monate werde ich in meinem Leben nie vergessen. Ich bin stolz auf diese Mannschaft.“
Die Körper-Reha: Xabi Alonso blieb ganz draußen, Boateng spielte nur 45 Minuten, Thiago lediglich eine halbe Stunde. Philipp Lahm blieb wegen eines Infekts gleich ganz zu Hause, dürfte bis Dienstag wieder gesund werden. Robert Lewandowski meinte: „Wir mussten nicht all unsere Kraft für den Sieg geben.“
Fit für Porto: Schweinsteiger trainiert mit Ball
Die Sonnen-Reha: Nach Schlusspfiff sonnten sich die Bayern-Spieler noch ein paar Minuten im wahrsten Sinne des Wortes im Erfolg. „Deutscher Fußball-Meister!“ skandierten ihre Fans in der Sonne überfluteten Kurve der Sinsheimer Arena. Die Latino-Fraktion um Dante und Rafinha sowie „Ehren-Latino“ Müller legten eine kurze Tanzeinlage hin.
Die Gegner-Reha: Auch im 14. Versuch gelang den Hoffenheimern kein Sieg gegen Bayern. Modeste vergab die beste Chance frei vor Neuer. Bis auf ein paar härtere Fouls schonte die Gisdol-Truppe die Bayern auch, spielte ähnlich zurückhaltend und harmlos wie letzten Samstag Frankfurt (3:0 für Bayern). Ein möglicher Elfmeter nach Foul von Rode an Polanski, das war’s.
„Wir kämpfen bis zum Letzten“, meinte Boateng mit Blick auf die Champions League am Dienstag, „jetzt muss die Anspannung steigen und der Nervenkitzel kommen – das hilft.“ Und Schweinsteiger? Er will der Mannschaft helfen. Aber kann er auch? Ein Kurzeinsatz gegen Porto hätte wohl eher psychologische Wirkung.
Seine mögliche Einwechslung könnte Kollegen und Fans noch einmal pushen.