FC Bayern: Die Null muss stehen - Manuel Neuer droht ein Negativrekord
München - Fröttmaning. Allianz Arena. Der 25. Oktober 2020. Diesen Tag hat Manuel Neuer in sehr guter Erinnerung. Denn beim 5:0-Sieg gegen Eintracht Frankfurt schafften der Bayern-Torhüter und seine Vorderleute ein in dieser Saison seltenes Kunststück: Sie blieben ohne Gegentreffer - wie in überhaupt nur zwei von 16 Bundesliga-Spielen bislang.
Trainer Flick will von Neuer "auch mal die Null sehen"
Eine Bilanz, die nervt. "Entscheidend ist für mich immer, dass drei Punkte hängenbleiben", sagte Bayern-Trainer Hansi Flick vor dem Derby in Augsburg am Mittwochabend. "Aber natürlich wollen wir auch mal die Null sehen." Vor allem er will das: Kapitän Neuer. "Er bleibt der weltbeste Torhüter, daran ändern die Gegentore nichts", ergänzte Flick. Doch für die Gemütslage des früheren Schalkers Neuer wäre es schon gut, wenn der Leitsatz des legendären Schalke-Trainers Huub Stevens mal wieder gelten würde: Die Null muss stehen!
Und dafür sind die Aussichten beim Gastspiel in Augsburg gar nicht so schlecht. Bereits beim 2:1-Sieg am Sonntag gegen den SC Freiburg zeigte sich Bayerns Abwehr verbessert, die Triple-Viererkette mit Benjamin Pavard, Jérôme Boateng, David Alaba und Alphonso Davies stand defensiv stabiler als zuletzt. Flick kündigte an, weiter auf diese erfolgreiche Formation setzen zu wollen. "Die Mannschaft hat das gut umgesetzt gegen Freiburg, und man versucht, wenig zu ändern", sagte er. Es gehe aktuell auch um Konstanz.
FC Bayern nach zwei Niederlagen wieder auf Kurs
Ein vielversprechender Plan nach insgesamt 25 Gegentreffern in dieser Hinrunde, die mit dem Spiel in Augsburg beendet wird. Flick sieht seine Mannschaft nach den Pleiten in Mönchengladbach und im Pokal bei Holstein Kiel wieder auf Kurs. "Vielleicht haben wir die zwei Niederlagen gebraucht, um einfach wieder die Sinne zu schärfen", erklärte er weiter und forderte zugleich den nächsten Sieg: "Ein Spiel reicht nicht."
Personell kann Flick mit Ausnahme von Tanguy Nianzou (Rehatraining) aus dem Vollen schöpfen. "Wir haben den Kader fast vollzählig", sagte der Coach. Die Qualität im Training ist sehr ansprechend." Positiv: Auch bei Serge Gnabry, der gegen Freiburg wegen muskulärer Probleme frühzeitig ausgewechselt werden musste, sehe es "gut aus", erklärte Flick: "Er hat heute trainiert." Die Entscheidung falle erst am Spieltag. Mit Leroy Sané steht ohnehin eine starke Gnabry-Alternative bereit. Der Star-Neuzugang überzeugte nach seiner Einwechslung gegen Freiburg als Offensivwirbler, Vorlagengeber zu Thomas Müllers 2:1 - und als fleißiger Helfer in der Defensive. "Das war top, wie er auch nach hinten gearbeitet hat. Der Rest kommt von ganz alleine", schwärmte Teamkollege Leon Goretzka von Sané.
Enger Spielplan und wenig Erholung für Bayern-Spieler
Es wird genau diese Bereitschaft zur Selbstqual brauchen, damit Bayern eine ähnlich erfolgreiche Saison wie 2019/20 spielen kann. Doch so schwer wie derzeit war es wohl selten zuvor aufgrund des engen Spielplans und nur wenig Erholung. "Man darf bei allem nicht vergessen, dass die Belastung sehr hoch ist", sagte Flick treffend. "Natürlich haben wir in einigen Spielen nicht die Leistung gebracht, zu der wir imstande sind. Aber die Spieler sind keine Maschinen, sondern Menschen. Da sind Niederlagen möglich."
Dennoch: Weitere Rückschläge wollen sich die Münchner nicht erlauben. Sie hoffen darauf, eine neue Siegesserie zu starten - und einen Negativrekord zu verhindern. Denn kassiert Neuer in Augsburg abermals mindestens ein Gegentor, wäre Nummer zwölf in Folge die Einstellung des Bayern-Negativrekords. Zuletzt passierte dies während der Saison 2000/01. Am Ende jener Spielzeit gewann das Team um Oliver Kahn dann immerhin noch die Meisterschaft - und in Mailand die Champions League.