FC Bayern: Die leise Supermacht

Die Abteilung Attacke gibt es nicht mehr. Auch nach dem 2:0 gegen Turin bleibt Bayern bescheiden. Warum es sogar mit dem Triple klappen kann
Patrick Strasser, Florian Bogner |
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München - Ein Mal ist kein Mal sagt der Volksmund – und dennoch Mahnmal genug. Bayerns Sportvorstand Matthias Sammer wird erleichtert sein über die Vorlage, die ihm die Franzosen vom AS St. Etienne vor 44 Jahren lieferten.

Mit 2:0 hatten die Bayern ihre Premiere im Europapokal der Landesmeister zu Hause gewonnen, da setzte es zwei Wochen später im Erstrunden-Rückspiel ein 0:3 – rien ne va plus für Maier, Müller, Beckenbauer. So muss Sammer kein Horrorszenario erfinden, sondern nur auf den Gau vom Herbst 1969 erinnern.
Die aktuelle Mannschaft ist zu stabil für derartige Einbrüche, wirkt zu gefestigt für allzu schwarze Tage. Das 2:0 gegen Juventus Turin im Viertelfinal-Hinspiel der Champions League war der endgültige Leistungsnachweis dieses Teams, „eine großartige Demonstration“, Freude sich Markenbotschafter Paul Breitner. Juve galt als der härteste Härtetest – Prüfung bestanden. Das bislang emotional aufgeladendste Duell der Saison war das Pokal-Viertelfinale gegen Dortmund. Bayern gewann 1:0, darauf setzte ein Spannungsabfall ein. „Es menschelte“, sagte Sammer und forderte die Rückverwandlung in „Maschinen“. Hat geklappt - bis auf den jähzornigen Ribéry.

Die Meisterschaft ist nur noch zwei Tage und einen Sieg in Frankfurt entfernt, also zu 99,99 Prozent sicher. Mit zwei weiteren Erfolgen im DFB-Pokal wäre das Double perfekt. Bliebe die Abteilung Krönung. Und da ist für die Bayern sehr gut gerade sehr gut genug. Eigener Anspruch, eigene Wirklichkeit: Nur ein Final-Sieg am 25. Mai in London könnte die Leiden des „Finale dahoam“ vom Mai 2012 gegen Chelsea kitten.

„Der FC Bayern ist eine Supermacht“, sagte Juve-Coach Antonio Conte, „und ist der Favorit auf den Titel neben dem FC Barcelona und Real Madrid.“ Die Bayern zementierten ihre Stellung als Schwergewicht des europäischen Fußballs – und das auf ganz bescheidene Art. Eine leise Supermacht. Das „Mia san mia“-Trommeln gehört der Vergangenheit an. Erst die Titel, dann Muskelspiele.

Die AZ erklärt, welche Eigenschaften dazu führen können, dass sich die Bayern im 114. Jahr der Vereinsgeschichte tatsächlich den ewigen Traum vom Triple erfüllen können.

DIE KLASSE
Ein Gegner wie Juve macht Bayern nicht mehr nervös oder fahrig. Härte war gefordert, Bayern hielt dagegen. Spielerisch sind sie ohnehin beinahe auf Barca-Niveau. Das Team hat sich nicht nur individuell (Mandzukic, Dante, Martínez) , sondern auch als Ganzes weiterentwickelt. „ Es war eine Herausforderung – und wir haben sie gemeistert“, sagte Bastian Schweinsteiger, „wir haben uns taktisch sehr gut verhalten.“

DIE REIFE
Duelle wie mit Real Madrid, Chelsea im letzten Jahr und nun Juventus haben die Bayern wachsen lassen. Die neue Flexibilität, kein starres Konzept, zählt als weiterer Pluspunkt. „Arsenal war eine richtig gute Erfahrung für uns – wir sind gewarnt“, sagte Robben und spielte auf das beinahe verhängnisvolle 0:2 (nach 3:1) im Rückspiel des Achtelfinals an.

DIE GIER
Zwei Jahre ohne Titel führten zu kolossaler Zielstrebigkeit. Nun ärgern sie sich sogar über ein 2:0 gegen Juve. „Eine gute Ausgangsposition, aber wir haben noch nichts geschafft“, mahnte Schweinsteiger.

DIE BESCHEIDENHEIT
Zum Meistertitel wollte sich bisher nur Präsident Hoeneß gratulieren lassen. „Lasst uns ruhig und konzentriert bleiben“, meinte Robben. Arrogant? Überheblich? Nicht mit dieser Truppe.

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