FC Bayern: Die Helden sind nicht müde
Die Helden sind nicht müde: Gegen den VfB Stuttgart feiert der FC Bayern sich und seinen Final-Einzug in der Champions League mit einem 2:0-Sieg.
München - Als am Ende eines bayerischen Folklore-Nachmittags das Wort „Chelsea“ fiel, verdrehte Thomas Müller die Augen. „Warum sollten wir jetzt an Chelsea denken“, sagte der Stürmer von Bayern München und schüttelte den Kopf – als ob es in diesen Tagen irgendein anderes Thema in München gegeben hätte als das „Finale dahoam“ in der Champions League am 19. Mai gegen die Blues. Das Bundesliga-Spiel, das der FC Bayern zuvor mit einer besseren B-Elf mit 2:0 (1:0) verdient gegen den VfB Stuttgart gewonnen hatte, bildete den Rahmen für die erste Vor-Feier des historischen Ereignisses in drei Wochen.
Die Fans feierten ihre „Helden“ von Madrid, Trainer Jupp Heynckes gönnte Ersatzleuten wie Jörg Butt, Ivica Olic oder Takashi Usami einen letzten Auftritt im Trikot des FC Bayern – und der VfB erwies sich nicht als Partyschreck. Müller aber war das alles etwas zu viel Vorfreude. „Die Euphorie finde ich ja gut, aber im Moment kommt es mir ein bisschen so vor, als hätten wir das Finale schon gewonnen. Da muss ich den Finger heben“, sagte er.
Einzelkritik: Die Bayern gegen Stuttgart
Das tat in der Vergangenheit häufig Uli Hoeneß, gerne auch unerwartet. Der Präsident schwebte aber noch auf seiner Madrider Wolke, als er die Arena verließ. „Neinneinnein“, wehrte er die Fragesteller lächelnd ab, „alles okay.“ Müller widersprach: „Ich will nicht in fünf Jahren zurückblicken und sagen: Toll, wir waren im Finale.“ Müller war 2010 dabei, als die Bayern in Madrid Inter Mailand unterlagen.
Dem Sieg gegen den VfB maß er daher große Bedeutung bei. „Es tut vor solchen Riesenerlebnissen gut, seine Pflichtaufgabe so gelöst zu haben“, sagte er. So, das hieß: Einigermaßen souverän – und dank des 26. Saisontreffers von Mario Gomez (32.) sowie Müllers Tor in der Nachspielzeit (90.+2). Laut Gomez habe man „nicht gemerkt, dass wir am Mittwoch spielen mussten“ – und der VfB auf der Couch saß. Müller aber widersprach erneut, als er sein Tor beschrieb. 'Du kannst schon seit der 60. nicht mehr, weil dir immer die Sonne draufbrennt. Dann läufst du nochmal mit langen Schritten und merkst: Oh, das wird zäh. Aber dann machst du das Tor, dann ist Abpfiff und du kannst gleich liegen bleiben – das war ein schönes Gefühl."
Heynckes hatte mit Blick auf die Endspiele im DFB-Pokal am 12. Mai gegen Dortmund und eine Woche später in der Königsklasse rotieren lassen. Nur drei Spieler, die in Madrid begonnen hatten, standen in der Startelf (Luiz Gustavo, Badstuber und Gomez). Franck Ribery schaukelte auf der Tribüne sein im Herbst geborenes Söhnchen, Manuel Neuer und Jerome Boateng saßen daneben.
Für Neuer hütete Butt das Tor – zum 63. und letzten Mal, der 37-Jährige wird im Sommer Nachwuchschef des Rekordmeisters. „Butt, Butt, Butt“ hallte es durchs Rund, wann immer der Schlussmann gefordert wurde. „Ich hab's genossen“, sagte er nach einem starken Auftritt. Die Fans ließen keine Gelegenheit aus, ihre Helden zu feiern. Einwechslung David Alaba – Applaus. Einwechslung Bastian Schweinsteiger – Jubel. Und immer wieder, wenn auf dem Rasen nichts geschah: 'Fiiinaaale, oho!".
Blaskapellen sorgten beim Folklore-Nachmittag für das Unterhaltungsprogramm, einzig die neuen „Auswärtstrikots“, die die Bayern zum ersten Mal trugen, störten mit seltsamer Farbkombination (weiß mit „infraroter“ Beflockung). Gomez dürfte derweil gestört haben, dass er in der Torjägerliste nur noch Zweiter hinter Schalkes Klaas-Jan Huntelaar ist. „Wir werden ihm in Köln noch ein paar Tore auflegen“, versprach Müller. Jetzt aber, ergänzte er, könne man „endlich mal wieder dem täglichen Leben nachgehen, wir hatten ja zweieinhalb Monate nur englische Wochen.“ Dabei aber „immer an Chelsea denken, das mag ich nicht.“
Der VfB könnte Chelsea im nächsten Jahr in der Europa League treffen, ist aber nach der ersten Niederlage nach zehn Spielen nun einen Punkt hinter Bayer Leverkusen nur noch Sechster. Das würde bedeuten, dass die Schwaben, die nicht viel mehr als ihre beiden Lattenschüsse boten, nicht direkt in die Play-offs einsteigen könnten. „Das ist ärgerlich, weil wir's selbst in der Hand hatten“, sagte Manager Fredi Bobic. Im letzten Spiel gegen den VfL Wolfsburg fehlt auch noch Innenverteidiger Georg Niedermeier, der seine fünfte Gelbe Karte sah.
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