FC Bayern: Dem Himmel so nah
Zwei Titel schaffte der FC Bayern schon oft, doch am Triple biss man sich stets die Zähne aus. Die AZ blickt zurück – und zeigt, warum sich’s jetzt ausgehen könnte
München - Von Nürnberg bis Fröttmaning – etwas mehr als 150 Kilometer liegen zwischen beiden Stadien. Für den FC Bayern soll die Reise am besten genau 50 Tage dauern. Ab Samstag sind es bis zum Finale der Champions-League am 19. Mai im besten Fall noch 12 Spiele, ein mögliches Halbfinale gegen Real Madrid schon einkalkuliert.
Mit dem 184. bayrisch-fränkischen Derby beim 1.<TH>FC<TH>Nürnberg (15.30 Uhr, Sky und Liga total! live) beginnt die Titel-Hatz. Beim Club haben die Bayern seit 2005 nicht gewonnen. Doch um an Tabellenführer Dortmund dran zu bleiben, müsste man den inzwischen sechsten Pflichtspielsieg hintereinander erringen. „Wir haben fast keine Zeit zu regenerieren, weil es von einem Wettkampf zum anderen gehen. Das macht die Sache schwierig“, meinte Coach Jupp Heynckes, der seine Mannschaft momentan nicht trainiert, sondern Fahrrad fahren lässt, ein wenig auslaufen oder zu den Physiotherapeuten schickt. Und der Kopf? „Nach solchen Highlights in der Champions League wie in Marseille so ein Auswärtsspiel bei einem Bundesligisten, der viel über Kampf und Leidenschaft kommt, das ist immer eine schwere Aufgabe“, meinte Thomas Müller. Für Kapitän Philipp Lahm „zählt nur ein Sieg“ in Nürnberg, „das steht außer Frage“.
Augen zu und durch – das Ziel lohnt sich. Die Bayern sind dem Himmel so nah. Dem Himmel der Bayern, dem Triple aus Meisterschaft, DFB-Pokalsieg und Henkelpott-Triumph.
„Wir sollten uns nicht unter Druck setzen. Es warten wahnsinnige Aufgaben“, sagte Heynckes, „aber wir dürfen nicht zu weit denken, das bringt überhaupt nichts. Alles andere ist im Hinterkopf und wird nur dann herausgeholt, wenn es notwendig ist.“
Okay. Für die Spieler, den Trainerstab und die Verantwortlichen dient folgende AZ-Auflistung also nur als Hinterkopfhintergrundinformation, für die Leser als Grundlage, in Erinnerungen zu kramen.
Wann waren die Bayern einem Triple so nahe? Auch, wenn es die Bosse ungern hören: Zum Dreifachtriumph fehlte Coach Louis van Gaal 2010 nur ein Sieg. Nach dem Double scheiterte man erst im Champions-League-Finale von Madrid mit 0:2 an Inter Mailand.
Weitere Annäherungsversuche ans Triple:
1969: Unter Trainer Branko Zebec sicherte man sich das erste Double der Vereinsgeschichte, nahm aber nicht am Europacup teil.
1974: Coach Udo Lattek machte die Bayern zum Meister und sicherte den ersten Triumph im Landesmeister-Pokal gegen Atletico Madrid. DFB-Pokal: Aus im Halbfinale bei Eintracht Frankfurt ( 2:3).
1975: In der Liga ein Disaster, unter Lattek und Nachfolger Dettmar Cramer nur peinlicher Zehnter, im Pokal raus in Runde drei gegen Duisburg aus (2:3) – im Landesmeister-Cup gelang die Titelverteidigung gegen Leeds (2:0).
1976: Wieder der Henkelpott, zum dritten. Diesmal mit einem 1:0 im Finale gegen St. Etienne. Sonst? Bundesliga-Dritter, im DFB-Pokal raus im Halbfinale gegen den Hamburger SV (2:2 n.V., 0:1).
1986: Das Double unter Lattek. Aber: Das Aus im Viertelfinale des Landesmeister-Cups gegen Anderlecht (2:1, 0:2).
2000: Das erste Hitzfeld-Double, doch dann das knappe Aus im Champions-League-Halbfinale gegen Real Madrid (0:2, 2:1)
2001: Ein blamables DFB-Pokal-Aus in der 2. Runde beim 1. FC Magdeburg mit 3:5 n.E. – aber Meister und Champions-League-Sieger.
2005: Double unter Trainer Felix Magath – aber im Viertelfinale war Endstation gegen den FC Chelsea (2:4, 3:2)
2006: Nochmal Doublesieger unter Magath – aber schon das frühe Achtelfinal-Aus gegen den AC Mailand (1:1, 1:4).