FC Bayern: Das nächste Fest, der nächste Rekord

Die Bayern ziehen mit einem 6:1 gegen Wolfsburg ins Pokalfinale ein – einen so hohen Sieg gab es seit 30 Jahren nicht mehr im Halbfinale. Zu verdanken haben sie dies Shaqiri und dem Hattrick von Gomez
von  tbc/ps

München - Endlich mal wieder ein Rekord: Das 6:1 im Halbfinale des DFB-Pokals gegen den VfL Wolfsburg bedeutete für den FC Bayern den höchsten Halbfinalsieg seit 30 Jahren. Das Endspiel am 1.Juni findet also mit dem Rekordsieger statt. Der Gegner wird am Mittwochabend zwischen Stuttgart und Freiburg ermittelt.

Trainer Jupp Heynckes meinte nüchtern: „Wir haben die Fehler Wolfsburgs eiskalt ausgenutzt.“ Gäste-Coach Dieter Hecking fand, der Sieg sei „zwei, drei Tore zu hoch ausgefallen.“ In der Halbzeit hatte Mehmet Scholl, der ARD-Fußballexperte, Zeit und Muße für eins seiner gefürchteten Späßchen. Diesmal traf es einen älteren Herren im Trainingsanzug: Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt (70).

Der hatte zuvor eine Wunde Dantes, die er bei einem Zweikampf davongetragen hatte, mit dem Tacker schließen müssen. „Er hat dem Dante den Bart geschnitten“, scherzte Scholl, „da hätte er auf seinem Kopf ruhig weiter machen können. Ich bin ein bisschen enttäuscht vom Doc.“ Sorgen haben diese Bayern! Doch es kam ja noch dicker: Franck Ribéry gesperrt nach roter Karte, und David Alaba hatte einen Magen-Darm-Infekt abbekommen. Immerhin konnte Thomas Müller spielen, der beim Abschlusstraining wegen einer Prellung gefehlt hatte. All das brachte den FC Bayern natürlich nicht im Geringsten aus der Fassung.

Wahrscheinlich könnte sich sogar Präsident Uli Hoeneß einen Schluckauf leisten, ohne dass der Bayern-Motor ins Stottern geriete. Gegen die drittbeste Auswärtsmannschaft der Liga dauerte es sieben Minuten bis zur ersten Torchance: Robben auf Lahm auf Schweinsteiger - Außennetz. Zehn Minuten später lautete die Folge so: Shaqiri auf Robben auf Mandzukic: 1:0 durch den Mann, der vor der Saison für 13 Millionen Euro aus Wolfsburg gekommen war.

Für die Bundesliga entdeckt hatte den Kroaten (und auch Diego) ein gewisser Dieter Hoeneß, Ex-Bayern-Torjäger und kurzzeitig Wolfsburg-Manager. „Mario spielt eine phantastische Saison“, schwärmte Hoeneß, „er macht die entscheidenden Tore, nicht das 4:0 oder 5:0.“ Doch vor das 4:0 oder 5:0 haben die Arithmetiker nach dem 1:0 das 2:0 gesetzt, und das ging so: Fehlpass Madlung, Shaqiri klaut den Ball, dribbelt, schaut und passt in den Lauf von Robben, Lupfer: sein vierter Treffer im DFB-Pokal, in Minute 35. Zeit zum Durchatmen. Die kurze Verschnaufpause geriet unterhaltsam. Nach einer Ecke der Gäste köpfelte Naldo knapp am Bayern-Tor vorbei (39.), das Manuel Neuer etwas irrlichternd verlassen hatte, um es sich auf halbem Weg doch nochmal anders zu überlegen. Das sah mal wieder nicht besonders souverän aus.

Ein paar Minuten später überraschte ihn Spielmacher Diego mit einem Schuss vom Strafraumeck: nur noch 1:2 in Minute 45. Scholl unkte: „Wolfsburg glaubt noch an sich.“ Der Glaube bekam schon fünf Minuten nach dem Wechsel einen Dämpfer - durch den überragenden Xherdan Shaqiri. Per Flachschuss ins Eck besorgte der 21-Jährige das 3:1. Logisch, dass er auch beim nächsten Streich die Füße im Spiel hatte: Nach feinem Schweinsteiger-Pass bediente er den eingewechselten Mario Gomez, der zum 4:1 abstaubte (80.).

Nur beim 5:1 und 6:1, ebenfalls durch Gomez, spielte Schweinsteiger die Zauberpässe. Ein feiner Sechs-Minuten-Hattrick des Teilzeit-Torjägers. Und die Fans? Sangen die alten Lieder: „Oh, wie ist das schön!“

 

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