FC-Bayern-Boss Rummenigge: Welches Problem er bei den heutigen Spielern sieht
AZ: Herr Rummenigge, zum Abschluss von Teil eins unseres Interviews haben wir über die große Rivalität mit Borussia Dortmund gesprochen, die im Champions-League-Endspiel von Wembley gipfelte. Nun kommen ganz ähnliche Spiele zu auf den FC Bayern im Champions-League-Achtelfinale am 5. und 11. März gegen Bayer Leverkusen. . .
KARL-HEINZ RUMMENIGGE: Leverkusen hat mit Xabi Alonso, Fernando Carro (Geschäftsführer, d.Red) und Simon Rolfes (Sportchef) eine Gruppe gebildet, die sehr gut zusammenarbeitet und jeden Respekt verdient. Leverkusen hat Borussia Dortmund inzwischen abgelöst, ganz klar. Das wird die Mannschaft sein, die uns wahrscheinlich auch in den nächsten Jahren am meisten fordert national. Und deshalb ist dieses Achtelfinale so wichtig. Bei acht Punkten Vorsprung in der Meisterschaft bin ich optimistisch, dass wir diese Saison die Meisterschaft wieder nach München holen. In der Champions League könnte uns ein Weiterkommen gegen Leverkusen den entscheidenden Schub Richtung Finale geben.

Auf Sicht könnten Sie Leverkusen ja entscheidend schwächen, indem Sie Florian Wirtz verpflichten. Uli Hoeneß träumt davon – was sagen Sie?
Florian Wirtz ist für mich der beste Spieler Deutschlands. Und ich mache auch keinen Hehl daraus, dass es ganz klar unser Ziel sein muss, Wirtz zu verpflichten. Uli hat gesagt, dass Wirtz sein Traum ist – und das war ja noch höflich ausgedrückt. Alle beim FC Bayern sind sich einig, dass er genau der Spieler ist, den wir holen wollen. Nicht um Leverkusen zu schwächen, sondern um uns zu verstärken.
Doch das dürfte ein finanzieller Kraftakt werden, Wirtz´ Marktwert liegt bei 140 Millionen Euro.
Nicht der Marktwert ist entscheidend, sondern der Betrag, der am Ende bei einem Transfer zu bezahlen wäre. Das wird zweifellos schwierig, weil Wirtz ein sehr nachgefragter Spieler ist.
Rummenigge kritisiert Gehälter im Profifußball: "Das kann nicht gesund sein"
Als Aufsichtsrat haben Sie besonders die Finanzen des Klubs im Blick. Haben Sie deswegen auch mit Fifa-Präsident Gianni Infantino über eine mögliche Gehaltsobergrenze gesprochen?
Es müssen sich alle im Fußball entscheiden: Wollen wir die Spirale weiterdrehen oder Lösungen finden? Schauen Sie sich um, viele Profiklubs in Europa machen Verluste, weil die Kaderkosten explodiert sind und immer weiter ansteigen. Bei manchen Vereinen liegt die Personalaufwands-Quote, also der Anteil am Umsatz, der in die Gehälter fließt, bei über 70 Prozent, teilweise bei über 90. Das kann nicht gesund sein. Und dafür setze ich mich ein, dass wir Lösungen finden, wie wir diese Entwicklung gemeinsam stoppen können.

Bereiten Ihnen die steigenden Kosten bei Gehältern und Handgeldern auch beim FC Bayern Sorgen?
Max Eberl und Christoph Freund haben im Aufsichtsrat die neue Leitlinie präsentiert, wie die Kaderstruktur künftig aussehen soll. Es wird auch in Zukunft weiterhin Top-Spieler geben, die bei uns sehr gut verdienen werden, aber wir müssen da hinkommen, dass der Campus eine größere Rolle spielt.
Sollen als nächste Spieler Joshua Kimmich und Dayot Upamecano verlängern?
Das ist der Job vom Vorstand – und da mische ich mich in keine öffentliche Diskussion ein.
Rummenigge: Wenn Müller einen Führungsposten will, "steht ihm die Tür offen"
Trauen Sie dem aktuellen Vorstand mit Eberl, Michael Diederich und Jan-Christian Dreesen zu, diese großen Aufgaben zu bewältigen?
Ich habe mit Jan-Christian Dreesen acht Jahre lang im Doppelpass jeden Vertrag verlängert, den wir verlängern wollten. Er hat große Erfahrung. Im Zusammenspiel mit Michael und Max ist es wichtig, dass der Vorstand loyal, vertrauensvoll und qualitativ gut zusammenarbeitet.
Lassen Sie uns noch in die Zukunft des Klubs schauen. Sehen Sie Thomas Müller und Philipp Lahm irgendwann in der Klubführung?
Der FC Bayern hat nach wie vor diesen Anspruch, ehemalige Spieler ins Management zu holen. Die Frage, die ich nicht beantworten kann, ist die, ob Thomas das selber will. Falls ja, steht ihm die Tür offen. Er müsste natürlich zuvor die Basics im Management lernen. Ich sehe bei den heutigen Spielern allerdings ein Problem.
Rummenigge hat Zweifel, ob die Spieler von heute ins Management passen
Welches?
Sie haben in ihrer Karriere schon so viel Geld verdient, dass sie eigentlich nicht mehr notwendigerweise arbeiten müssen. Und im Management bei Bayern musst du sehr viel arbeiten, es geht nur mit Hingabe und Fleiß. Wenn du sagst, du bist bereit, es wie Uli Hoeneß zu machen, dann bist du der richtige Mann. Wenn dir eine Work-Life-Balance wichtig ist, dann lässt du den Job bitte lieber sein. Dann funktioniert es nicht.
Philipp Lahm hat kürzlich in der AZ gesagt, dass er sich einen Job in der Bayern-Führung vorstellen könnte.
Wir haben Philipp vor einigen Jahren gefragt, ob er Sportdirektor werden möchte, da hat er abgelehnt. Er wollte damals Sportvorstand werden. Da hat unser Aufsichtsrat gesagt, dass wir das nicht machen können und er sich erst einmal zwei, drei Jahre beweisen sollte. Ich habe mit Philipp nur mal kurz im Sommer bei der EM gesprochen, ich kenne seine aktuellen Pläne nicht.
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