FC-Bayern-Boss Dreesen erklärt neue Marschroute – und gibt Update zu Eberl-Verpflichtung

München - Das hat ja gar nicht weh getan! Sollte Jan-Christian Dreesen, seit Ende Mai Vorstandsvorsitzender des FC Bayern, beim ersten ausführlicheren Auftritt im öffentlich-rechtlichen Fernsehen die Sorge gehabt haben, dass ihm der Moderator angesichts der zuletzt so turbulenten Vereinsgeschichte die ein oder andere unangenehme Fragen stellen würde: völlig unbegründet.
Brav arbeitete sich Markus Othmer am Sonntagabend in "Blickpunkt Sport" durch die reichhaltigen Themenfelder, holte sich hier ein Statement, da ein Zitat, umschiffte aber Delikates: Die Namen Oliver Kahn, Hasan Salihamidzic oder Noussair Mazraoui fielen im Gespräch nicht. Und doch blieb beim Zuschauer etwas hängen. Nicht nur, dass der Ostfriese Dreesen einst im Auricher Ellernfeldstadion Verteidiger gespielt hatte und als Fünftklässler nicht Werder- oder HSV-, sondern Bayern-Fan geworden war.
Dreesens Spitze gegen Vorgänger Oliver Kahn: "Wir brauchen wieder mehr Spaß an der Arbeit"
Am stärksten geriet die "Blickpunkt Sport"-Premiere des 56-Jährigen, als er über seine Ankunft beim Rekordmeister sprach, im Jahr 2013: "Nach dem Finale dahoam war da ein ganz spezieller Spirit im gesamten Verein. Da war Zusammenhalt und Freude, und genau das wünsche ich mir jetzt auch wieder stärker."
In der vergangenen Saison habe er auf dem Rasen vor allem Individualsportler gesehen, aber eben kein Team: "Wir brauchen wieder mehr Spaß an der Arbeit, mehr Kameradschaft, nicht nur auf dem Feld." Den Namen seines krachend gescheiterten Vorgängers musste er gar nicht mehr ausbuchstabieren. Oliver Kahn dürften auch so die Ohren geklingelt haben.
Jan-Christian Dreesen soll das "Mia san mia" beim FC Bayern wieder in den Vordergrund rücken
Der Titan mit seiner angeblichen Unnahbarkeit und Abschottung innerhalb der Geschäftsstelle wurde nach seinem Rauswurf von Bayern-Patron Uli Hoeneß zum Hauptverantwortlichen für die schlechte Stimmung an der Säbener Straße gemacht. Dreesen – so viel wurde beim BR-Auftritt klar – ist dagegen der neue Harmoniebeauftragte beim FC Bayern, soll das "Mia san mia" wieder mehr in den Vordergrund rücken.
Dreesen hat dafür prominente Unterstützer. Video-Grüße gab es von Karl-Heinz Rummenigge. "Du wirst es gut machen", ermutigte ihn Rummenigge, "und vielen Dank für deine Freundschaft." Schnell sei damals ein Vertrauensverhältnis entstanden, erinnert sich Dreesen, und dass die Alphatiere Hoeneß und Rummenigge auch ohne Amt nicht einfach in der Versenkung verschwinden würden, sei ihm von Anfang an klar gewesen. "Ich bin froh, dass sie noch da sind", sagte Dreesen, gab aber zu, dass so manche Aussage der Gewaltigen ihn in Kalamitäten gebracht habe. Aber mei, so sann's!
Kommt Max Eberl zum FC Bayern? So ist der Stand beim neuen Sportvorstand
Genau jenen beiden Bayern-Granden obliegt zusammen mit dem Rest des Aufsichtsrates auch die Entscheidung, ob nun noch ein Sportvorstand installiert wird? Oder noch konkreter: Ob Sportdirektor Christoph Freund bei seiner Mission in naher Zukunft Verstärkung von Max Eberl bekommt? Da blieb Dreesen offen.
"Die Aufgabe, einen Sportvorstand zu bestellen, ist Sache des Aufsichtsrates, nicht die des CEO. Das ist bisher nicht erfolgt. Uli Hoeneß hat es an anderer Stelle schonmal gesagt, dass es dort aktuell kein Thema gibt. Solange keiner auf mich zukommt, gibt es auch keinen Sportvorstand", erklärte Dreesen. Klingt nicht nach einer baldigen Entscheidung pro Eberl.