FC Bayern: Bei Nagelsmanns Debüt gibt es Probleme – aber auch Lichtblicke

München – Der Mannschaftsbus wartete schon, wenige Kilometer entfernt in Donaueschingen stand der Privatflieger bereit – doch Julian Nagelsmann (33) nahm sich auf dem Schotter-Parkplatz in Villingen-Schwenningen für viele Autogramm- und Selfie-Jäger Zeit, der neue Trainer des FC Bayern plauderte entspannt mit Fans und Ordnern. Ein sympathischer, kommunikativer Auftritt – wie zuvor während der 90 Minuten.
Aber auch ein sportlich überzeugender? Eher nicht, doch das war bei diesem jungen Bayern-Aufgebot ohne alle EM-Teilnehmer auch kaum zu erwarten. "In Anbetracht des Kaders war das schon in Ordnung", sagte Nagelsmann nach dem 2:3 in seinem Debüt-Spiel gegen den 1. FC Köln. "Man hat ganz gute Ansätze gesehen heute, wir hätten auch ein Unentschieden verdient gehabt."
Der Coach erlebte ein "unterhaltsames Testspiel, endlich sind wieder Zuschauer da. Von dem her kann man schon ein bisschen was Positives mitnehmen." Doch eben auch die Erkenntnis, dass vor dem Saisonstart einiges zu tun ist.
Mia san noch nicht so weit. Ein AZ-Überblick:
Unglückliches Debüt von Omar Richards
Omar Richards überfordert: Immer wieder suchte Nagelsmann das Gespräch mit dem neuen Linksverteidiger, um ihm taktische Korrekturen mitzuteilen. Doch das brachte nur wenig Erfolg. Richards wirkte nervös, körperlich müde und er zeigte einige Stellungsfehler. Bayern hat hinten links ein Problem.

Die Abwehr schwächelt: Mit Neuzugang Dayot Upamecano, der bei seinem Debüt souverän agierte, gibt es derzeit nur eine Konstante in der Viererkette. Neben Omar Richards enttäuschten auch Bouna Sarr und Tanguy Nianzou. "Die drei Gegentore haben wir fast auf die identische Art und Weise bekommen: Auf Abseits gespielt, ohne Druck auf den Ball, und die gegnerischen Flanken nicht gut verteidigt. Das war ein bisschen simpel", sagte Nagelsmann über die Treffer von Jan Thielmann (20.) und Mark Uth (27./56.). Der Trainer hofft nun auf die baldige Rückkehr der EM-Fahrer Niklas Süle und Benjamin Pavard.
Leihrückkehrer um Cuisance konnten nicht überzeugen
Nur wenige Alternativen: Von den Spielern, die in der vergangenen Saison ausgeliehen waren und unter Nagelsmann den Durchbruch schaffen sollen, konnte gegen Köln keiner überzeugen – weder Chris Richards noch Michaël Cuisance oder Joshua Zirkzee, der immerhin das Tor zum zwischenzeitlichen 2:2 erzielte (34.). "Im Training haben sie es gut gemacht, heute waren Phasen dabei, in denen man es besser machen kann", erklärte Nagelsmann: "Das ist ganz normal, die Spieler waren ausgeliehen und müssen erstmal wieder reinkommen und sich an die Abläufe bei mir, aber auch bei Bayern gewöhnen."

Trotzdem: Die Partie zeigte, dass Tiefe im Kader fehlt. Speziell über Cuisance ärgerte sich Nagelsmann an der Seitenlinie immer wieder, einmal sagte er gut hörbar: "Spiel' doch mal den Ball rüber!" Cuisance darf Bayern verlassen.
Youngster Sieb und Copado überzeugen
Talente machen Hoffnung: Torschütze Armindo Sieb (6.) war eine der positiven Überraschungen. Der 18-Jährige überzeugte mit seiner Dynamik, in der Halbzeit gab ihm Salihamidzic minutenlang Tipps. Als "gut" bezeichnete Nagelsmann Siebs Leistung, auch Torben Rhein, Malik Tillman und Taylor Booth bekamen ein Extralob.

"Drei, vier Spieler von den ganz jungen können sich Hoffnung machen", sagte Nagelsmann zur Frage, welche Youngster länger im Profikader bleiben könnten. "Natürlich kommen die Etablierten bald zurück, dann kann man die Leistung im Training besser bewerten, das wird spannend."

Auch Salihamidzic durfte sich freuen - denn sein Neffe Lucas Copado (17) gab ein sehr ordentliches Debüt. "Er hat es gut gemacht, schlau gespielt, hätte sogar ein Tor schießen können", sagte Nagelsmann. "Ich war zufrieden."