Der heimliche Held des FC Bayern: Warum Krieger Kim auf keinen Fall ausfallen darf

Auch weil die Alternativen fehlen ist Kim Min-jae in dieser Saison der Dauerbrenner beim FC Bayern. Die Korea-Kante überzeugt mit beeindruckendem Kämpferherz, wie eine Szene beim Spiel in Köln sinnbildlich verdeutlichte.
von  Bernhard Lackner
Der Vielspieler beim FC Bayern: Kim Min-jae.
Der Vielspieler beim FC Bayern: Kim Min-jae. © IMAGO / Team 2

München - Auf seinen Feierabend musste Kim Min-jae noch warten, dabei hätte er ihn sich in der 14. Minute des Auswärtsspiels in Köln schon redlich verdient gehabt. Nach einem Luftzweikampf mit Davie Selke prallte der Südkoreaner aus großer Höhe mit voller Wucht auf die Hüfte und blieb mit schmerzverzerrten Gesicht am Boden liegen, biss sich beinahe im eiskalten Rasen fest.

Schmerzhafte Angelegenheit: Kim Min-jae fiel in Köln mit voller Wucht auf die Hüfte und blieb minutenlang liegen.
Schmerzhafte Angelegenheit: Kim Min-jae fiel in Köln mit voller Wucht auf die Hüfte und blieb minutenlang liegen. © IMAGO / Team 2

Eine Auswechslung kam dennoch nicht infrage. Es saß schlicht niemand auf der Bank, der ihn positionstreu hätte ersetzen können. Eine Versetzung von Leon Goretzka nach hinten war ebenfalls keine Option, da dann ein Vakuum im zentralen Mittelfeld entstanden wäre. Min-jae biss sich daher bis zum Abpfiff durch trug seinen Teil dazu bei, dass die Bayern mit einem 1:0-Sieg in den Jahres-Endspurt gehen.

Als das FC-Bayern-Spiel in Köln vorbei war, war es für Kim Min-jae 5.30 Uhr

Dass der 27-Jährige überhaupt einigermaßen spielfit war, war mehr als bemerkenswert. Der Innenverteidiger war erst am Donnerstag von der Länderspielreise mit der südkoreanischen Nationalmannschaft zurückgekehrt. Der Rückflug aus der chinesischen Metropole Shenzhen dauerte rund elf Stunden, die Zeitverschiebung betrug sieben Stunden. Als die Partie in Köln abgepfiffen wurde, dürfte seine innere Uhr auf 5.30 gestanden haben. Guten Morgen, Min-jae!

Ohnehin wird der Abwehrspieler, der im Sommer für 50 Millionen Euro von der SSC Neapel zum Rekordmeister wechselte, seinem Ruf als beinharter Verteidiger mit großem Kämpferherz in seinen ersten Monaten an der Isar bislang mehr als gerecht. Aufgrund der dünnen Personaldecke in der Abwehr hat sich der Südkoreaner bei den Bayern umgehend als Stammspieler etabliert, trotzdem redet über ihn kaum jemand. Krieger Min-jae – Bayerns heimlicher Held.

Kim Min-jae zahlt seine 50-Millionen-Ablöse von Spiel zu Spiel zurück

In der aktuellen Saison absolvierte er 90 Prozent aller Pflichtspiel-Minuten – mehr als jeder andere Spieler im Kader. Auch ins Spiel ist er längst voll eingebunden: Durchschnittlich 112 Ballaktionen, 1,6 abgefangene Bälle und lediglich 0,8 Fouls pro Partie bedeuten jeweils Bestwert unter den Innenverteidigern des Rekordmeisters. Die millionenschwere Verpflichtung des 1,90-Meter-Hünen, der schon seit seiner Jugend den Spitznamen "Monster" trägt, zahlt sich von Spiel zu Spiel immer mehr aus.

Die Bayern-Bosse dürften sich also bestätigt sehen, wenngleich der Transfer des Abwehrspielers kein allzu großes Wagnis war. Erst im Sommer 2022 war Min-jae von Fenerbahce zur SSC Neapel gewechselt, wo er sich umgehend zum Leistungsträger entwickelte und entscheidenden Anteil am Gewinn der Meisterschaft hatte. Am Ende der Saison wurde der 27-Jährige in Italien – immerhin das Mutterland des Catenaccio – zum besten Abwehrspieler des Jahres gewählt.

Kim Min-jae ist beim FC Bayern statistisch sogar noch besser als in Neapel

Bemerkenswert: Seine ohnehin schon starken Statistiken konnte Min-jae nach seinem Wechsel sogar noch steigern. Im Trikot der Bayern verzeichnet er pro Spiel noch mehr Ballgewinne (7,2 gegenüber 5,9), gewinnt noch mehr Kopfballduelle (4,9/4,4) und begeht dabei weniger Fouls (0,8/0,9) als in dem der SSC Neapel. In der aktuellen Saison sah er lediglich eine einzige Gelbe Karte – für einen Innenverteidiger ebenfalls ein starker Wert.

Aussicht auf Verschnaufpausen hat Bayerns Korea-Kante vorerst nicht. Laut Thomas Tuchel wird de Ligt wegen seiner Knieverletzung in diesem Jahr wohl nicht mehr zum Einsatz kommen, in Upamecano und Min-jae sind daher nur noch zwei gelernte Innenverteidiger übrig. Sie werden bis zur Winterpause durchhalten müssen, dann wollen die Bosse auf dem Transfermarkt aktiv werden. Zumindest Min-jae dürfte das Programm bis Weihnachten mit links nehmen.

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