FC Bayern: Arturo und die Folgen
Noch wird offiziell gemauert, doch der Transfer von Leverkusens Vidal rückt näher – mit Folgen für den Kader des FC Bayern.
München - Selbstverständlich geht es nicht ohne. Auch nicht im Endspurt um Platz zwei in der Bundesliga, im Fernduell um den direkten Startplatz in der Champions League zwischen den Bayern und Leverkusen mit dem künftigen Trainer Jupp Heynckes. „Natürlich telefonieren wir und tauschen uns aus”, sagte Bayerns Sportdirektor Christian Nerlinger, „aber alles in einem gewissen Rahmen. Jupp soll in Leverkusen mit voller Konzentration arbeiten können, das gebietet der Respekt.”
Insbesondere bei Personalfragen. Es geht um Arturo Vidal (23), Leverkusens Mittelfeldabräumer. Der Vertrag des Chilenen läuft noch bis Ende Juni 2012, der Trend deutet ganz klar auf einen Wechsel hin – zum 1.Juli 2011. Vidal, einer der Lieblingsspieler von Heynckes, selbst ist der Anziehungskraft des FC Bayern offenbar schon erlegen, im März sagte er: „Bayern ist ein großer Verein. Einer der besten acht der Welt. Jedem würde es gefallen, dort zu spielen.”
Mit anderen Worten: es geht nur noch ums Geld. Leverkusen will die Personalie erst nach dem Saisonfinale klären, die Ablöse-Schmerzgrenze soll bei rund 15 Millionen Euro liegen. Daher so hoch, da bei einem Transfer laut Vereinbarung mit Bayer der Club Social y Deportivo Colo-Colo, Vidals Heimatverein, 30 Prozent der Ablösesumme kassiert. „Wir äußern uns nach dem letzten Spiel”, sagt Vidals Berater Fernando Felicevic. Am Sonntag reist der Chilene erst einmal in einen zehntägigen Heimaturlaub. Erst am Wochenende betonte Bayerns Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge: „Warum soll ich Vidal ausschließen?”
Offiziell wird geblockt. „Ich habe gelesen, dass er kommen möchte, aber ich denke, im Mittelfeld sind wir ganz gut bestückt”, meinte Nerlinger. Der Vidal-Transfer hätte große Auswirkungen auf den Kader. Der neue Mittelfeld-König Arturo und die Folgen: Leichtgewicht Vidal (74 Kilo) soll die Rolle von Mark van Bommel neben Bastian Schweinsteiger erfüllen, den kämpferischen, grätschenden Part übernehmen. Und der Rest des Kaders?
Für Anatoly Tymoshchuk bleibt auf seiner Lieblingsposition die Rolle des Herausforderers, doch der Ukrainer will ein Jahr vor der EM in seinem Heimatland kein Risiko eingehen und den Verein wechseln. Andreas Ottl erhält keinen neuen Vertrag, er wird Torhüter Thomas Kraft zu Aufsteiger Hertha BSC nach Berlin folgen. Talent David Alaba (18), in der Rückrunde an Hoffenheim ausgeliehen, wäre nur die vierte Kraft im defensiven Mittelfeld, eine Weiterbeschäftigung im Kraichgau würde für den Österreicher mehr Sinn machen. Toni Kroos, von Ex-Trainer Louis van Gaal als Sechser neben Schweinsteiger getestet, sieht Heynckes in einer offensiveren Rolle.
Bleibt Luiz Gustavo, der Winterpausen-Neuzugang der Bayern, über 15 Millionen Euro Ablöse an Hoffenheim teuer. 14 Spiele hat er in der Rückrunde gemacht, als unfreiwilliger Pendler zwischen Mittelfeld, linker Abwehrseite und Innenverteidigung. Laut „Sport1” ist im Gespräch, ihn mit Neuers Ablöse zu verrechnen. Schalkes neuer Coach Ralf Rangnick ist bekanntlich begeistert von Gustavo.