FC Bayern: Alles nix ohne Thiago?

Ein Knieverletzung bedeutet wohl das Saisonende für Pep Guardiolas Schüsselspieler. „Bitter! Der größte Verlust für uns!“ Hier lesen Sie, was sich nun personell ändern wird.
von  Florian Bogner, Filipoo Cataldo
Schwere Knieverletzung: Bayern-Star Thiago am Boden erwischte es im Spiel gegen Hoffenheim.
Schwere Knieverletzung: Bayern-Star Thiago am Boden erwischte es im Spiel gegen Hoffenheim. © sampics/AK

MünchenBastian Schweinsteiger brachte das allgemeine Befinden am besten auf den Punkt. „Es war irgendwie ein Scheißtag“, sagte der Vize-Kapitän des FC Bayern nach dem 3:3 trotz 3:1-Führung gegen die TSG Hoffenheim. Nicht nur, dass zwei Serien endeten – nein, sie verloren auch noch ihren Taktstock, den Mittelfeldspieler Thiago. Knieverletzung nach einem Foul im ersten Durchgang, Diagnose: ausgedehnter Teilanriss des Innenbandes im rechten Knie, zwei Wochen Gips, sechs bis acht Wochen Pause, was dem Saison-Aus gleich kommt.
Der Spanier ahnte es wohl schon, als er nach 25 Minuten vom Platz ging, hielt sich enttäuscht die Hände vors Gesicht, schrieb später bei Instagram: „NOOO THIS CANT HAPPEN!“ – also in etwa: Neeeein, das durfte nicht passieren.

Ist es aber.

Der Thiago-Schock, er sitzt auch bei Cheftrainer Pep Guardiola entsprechend tief. Dass seine Bayern nach 19 Liga-Siegen und 21 Heimspiel-Siegen in Serie mal wieder Zähler liegen ließen: geschenkt. Ihn wurmte der Ausfall seines Schlüssels, seines Wunschspielers, den Bayern auf seinen Befehl hin („Thiago oder nix!“) im Sommer für 25 Millionen Euro vom FC Barcelona geholt hatten. „Wir werden ihn vermissen, er ist ein spezieller Spieler für den wichtigsten Mannschaftsteil“, sagte Pep mit düsterer Miene und leiser Stimme, „ohne ihn sind wir ein bisschen weniger. Wir sind schwächer ohne ihn.“
Alles nix also in der Champions League ohne „Thiago oder nix“? Oder ist er doch „nur einer von vielen“, wie Sky-Experte Jens Lehmann exklusiv formulierte?

Thiago Mitspieler reagierten wie der Coach: geschockt. „Das kommt zu einem katastrophalen Zeitpunkt. Genau vor den wichtigen Spielen“, sagte Thomas Müller. „Thiago ist der größte Verlust für uns, nicht die Punkte“, sagte Arjen Robben. Das Wort „bitter“ machte die Runde, bei Müller, Philipp Lahm und Toni Kroos.

Aber es muss ja weiter gehen, am Dienstag gleich, beim Champions-League-Viertelfinale bei Manchester United (20.45 Uhr/Sky). Ein gutes Spiel für Kroos, der Thiago dauerhaft ersetzen muss – und bei Manchester United auf dem Wunschzettel für nächste Saison steht. Schaufenster-Toni. Der Thiago-Ausfall bedeutet auch: Pep wird sich nun öfter des Jogi-Dreiecks bedienen, seiner drei deutschen Nationalspieler fürs Zentrum: Kroos, Schweinsteiger, Lahm – das wird im Saisonendspurt die Achse des Guten für Bayern sein. Sekundär profitiert davon auch wieder Rafinha, dann als Rechtsverteidiger fix gesetzt, weil Lahm mittig gebraucht wird.

Das 3:3 gegen Hoffenheim war erst das sechste von 44 Pflichtspielen diese Saison, das die Bayern nicht gewannen. Ein Schuss vor den Bug zur rechten Zeit, meint Guardiola: „Wenn man nicht gut spielt, ist es manchmal eine große Lehre.“ Aus dem „Wir können uns noch verbessern“ vom Dienstag wurde nun ein: „Wir müssen uns verbessern.“

In Manchester. Hoffenheim soll ein Ausrutscher bleiben, der in Kauf genommene Kater der Meisterparty von Berlin. „Wenn wir so spielen wie in der zweiten Halbzeit, sind wir gegen Manchester nicht der Favorit“, machte Pep klar, dem vor allem die vielen laxen Ballverluste seiner Spieler auf den Zeiger gingen: „Wenn wir den Ball nicht haben, sind wir keine gute Mannschaft“, sagte er, „wenn wir ihn nicht haben, dann haben wir Probleme.“

Deswegen tut ihm der Thiago-Ausfall so weh.

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