FC Bayern: Alles in die Schale werfen!

Zuletzt patzte der FC Bayern vor Spitzenspielen regelmäßig. Diesmal jedoch soll Lyon raus ausden Köpfen. Trainer van Gaal will gegen Hannover den nächsten Schritt in Richtung Titel machen.
von  Abendzeitung
Der FC Bayern hat den Kampf um die Meisterschaft aufgegeben.
Der FC Bayern hat den Kampf um die Meisterschaft aufgegeben. © firo/Augenklick

MÜNCHEN - Zuletzt patzte der FC Bayern vor Spitzenspielen regelmäßig. Diesmal jedoch soll Lyon raus ausden Köpfen. Trainer van Gaal will gegen Hannover den nächsten Schritt in Richtung Titel machen.

Hannover hat nicht gerade das beste Image. Behauptet seit Jahren in der Rangliste der am häufigsten verspotteten Städte einen Champions-League-Platz. Außer Cebit, A7 und Leibniz-Keksen fällt einem zu Niedersachsens Landeshauptstadt kaum etwas ein. Sehenswürdigkeiten? Ja gut, äh...

Auch dem örtlichen Fußballverein haftet seit Jahr und Tag der Ruf der grauen Maus an. In dieser für die 96er nach dem Selbstmord von Robert Enke so schwierigen Saison droht nun auch noch der Abstieg: Platz 16. Bayern-Coach Louis van Gaal verschwendet an solche Nichtigkeiten noch nicht einmal einen halben Gedanken. Er sagt: „Ich muss dafür sorgen, dass die Spieler nur an Hannover denken.“ Nicht an die Cebit, die A7 und schon gar nicht an die Leibniz-Kekse. Und schon drei Mal nicht ans Champions-League-Halbfinale am Mittwoch gegen Olympique Lyon oder gar ans mögliche Finale gegen Barcelona. Sondern ans Bundesliga-Spiel gegen den Hannoverschen Sportverein von 1896 e.V.

Das Spiel des Tabellenführers gegen den Drittletzten am Samstag (18.30 Uhr, Liveticker bei abendzeitung.de) ist auch die Partie der zweitbesten Heimmannschaft gegen das viertschwächste Auswärts-Team. Mit einem Heimsieg können die Münchner einen weiteren Schritt Richtung Meisterschaft machen. Während bei Hannover Arouna Koné und Elson mit Knieverletzungen bis zum Saisonende ausfallen und auch Leon Andreasen fehlen wird, sind bei den Bayern womöglich bis auf Holger Badstuber (van Gaal: „Er hat die selbe Ermüdung wie Robben“) alle Mann an Bord – und nach zwei trainingsfreien Tagen in dieser Woche sind sie auch erholt: „Sie sind sehr gut ausgeruht“, sagte van Gaal, „das konnte man im Training sehen.“

Wer jedoch auch nur im Flüsterton von einem Selbstläufer reden würde, dem wäre ein gehöriger Anpfiff vom Cheftrainer sicher. „Ich hoffe, dass das Verlangen größer ist als die Müdigkeit. Der Körper ist aber nicht so stark wie der Geist“, sagte van Gaal, und fügte – eindeutig im Scherz – an: „Und wir haben auch Weicheier.“ Womöglich Menschen, die sich tief in ihrem Unterbewussten schon mit der Aussicht auf ein mögliches Karriere-Highlight gegen Messis FC Barcelona im Estadio Santiago Bernabéu beschäftigen? Bewahre! Schöner ginge es ja gar nicht.

Wie Louis van Gaal die Fokussierung auf das offensichtlich Notwendige am Samstagabend bewerkstelligt, bleibt sein Geheimnis. Fest steht, dass sie offenbar nötig ist. Vor den Spielen gegen die Teams mit den großen Namen tat sich der FC Bayern in den vergangenen Wochen nämlich schwer gegen die Teams mit den nicht ganz so großen Namen. Vor der Partie gegen den HSV: 1:1 in Nürnberg. Vor dem Rückspiel in Florenz: 1:1 in Köln. Vor dem Spitzenspiel auf Schalke: 1:2 in Frankfurt. Vor dem Heimsieg gegen ManU: 1:2-Heimniederlage gegen Stuttgart. Van Gaal sagt: „Die Bundesliga ist eine starke Liga, das wird unterschätzt. Jede Mannschaft kann verlieren, auch gegen Bochum oder Hertha.“ Oder eben Hannover.

Die 96er werden wohl wie fast alle Teams in der Allianz Arena auftreten: „Es ist nicht so schwierig zu verteidigen“, erklärt van Gaal, „man muss die Spieler nur auf 30 Meter verteilen und den entsprechenden Spirit haben, dann geht das schon. Das müssen wir mit Positionsspiel ausspielen. Das angreifende Spiel muss unterstützt werden.“ Ansonsten könne man sicher sein, dass seine Mannschaft nur Hannover im Kopf habe. Nicht anderes als Hannover. Also Hannoverhannover.

Fragen zu Lyon sind dann wieder ab Samstagabend 20.15 Uhr erlaubt.

Thomas Becker

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