FC Bayern 2010: Mia san Meister

Nach dem 2:1-Triumph mit zehn Mann auf Schalke stellt Präsident Hoeneß fest: „Bayern ist die mit Abstand beste deutsche Mannschaft.“ Und die Konkurrenz gratuliert schon zum Titel
MÜNCHEN Wer siegt, hat Recht. Und wer gewinnt, darf seine Prinzipien über den Haufen werfen. Das gilt für Uli Hoeneß wie für Louis van Gaal.
Niemals würde er seiner Mannschaft in einer englischen Woche einen freien Tag geben, hatte van Gaal mehrmals erklärt. Undenkbar gerade vor dem „Spiel des Jahres“, dem Viertelfinal-Rückspiel der Champions League am Mittwoch in Manchester.
Nach dem 2:1 der Bayern bei Schalke gab der Trainer seiner Truppe am Ostermontag trainingsfrei. Wer wollte, konnte kommen. Assistent Hermann Gerland war ja da.
Und dieses gute Gefühl. Dieses Feeling, dass die Bayern schon seit fast zwei Jahren nicht mehr hatten. Fünf Spieltage vor Saisonende ist man sich sicher: Uns kann keiner mehr was – mia san Meister! Und das, obwohl Bayern nur einen Punkt vor Schalke liegt.
Egal, das war’s. Mögen doch die Kritiker noch zweifeln – der FC Bayern hat sich am Ostersamstag gegen 17.30 Uhr selbst zum Deutschen Meister 2010 erklärt. Verkündet wurde das Dekret vom Präsidenten höchstselbst, der sich doch raushalten wollte aus dem Tagesgeschäft, jetzt aber in einem Beispiel maßloser Bescheidenheit zeigte, warum man den FC Bayern (und Hoeneß) nur lieben oder hassen kann, warum er so polarisiert.
Hoeneß zum ersten: „Schalke hat einsehen müssen, dass sie eigentlich nicht Deutscher Meister werden dürfen! Wenn man gegen zehn Mann in 49 Minuten der zweiten Halbzeit nicht eine Torchance hat, darf man nicht Deutscher Meister werden.“
Hoeneß zum zweiten: „Die guten Mannschaften zeichnet eben aus, dass sie im Duell der Giganten zeigen, wozu sie in der Lage sind. Wenn man ehrlich ist, muss man einfach zugeben: Bayern München ist mit Abstand die beste deutsche Mannschaft. Das tut mir leid für alle anderen. Im direkten Duell brauchen wir uns in diesem Land vor keinem zu verstecken.“ Aus. Ende. Hoeneß. Arroganter geht’s nicht? Mei, wenn er doch recht hat!
Die Sache ist gelaufen, wie schade für den Rest der Liga. „Wir sind Erster – so wie es sich gehört“, sagte Kapitän Mark van Bommel über den Alleinvertretungsanspruch der Spitzenposition, ganz so als hätte es die ersten 23 Spieltage ohne Pole-Position nicht gegeben. Franck Ribéry und Thomas Müller hatten für das 2:0 gesorgt, selbst eine Halbzeit in Unterzahl nach Gelb-Rot für Hamit Altintop konnte den Bayern nichts anhaben. Ein ganz süßer Sieg. Für die Schalker um so bitterer, dass die Bayern die Demütigung des härtesten Rivalen zur Pflichtnummer deklarierten: „Natürlich freuen wir uns. Aber es war Pflicht, hier zu gewinnen. Das war das Mindestziel“, ergänzte van Bommel.
Das Erstaunliche: Die Konkurrenz kapituliert tatsächlich. „Nach so einer Partie braucht kein Spieler mehr von der Meisterschaft anfangen“, meinte Schalke-Trainer Felix Magath. Selbst der nächste Liga-Gegner Bayer Leverkusen gibt nach dem 2:3 in Frankfurt klein bei. „Natürlich wollen wir den dritten Platz verteidigen“, sagte Coach Jupp Heynckes. Dabei wären sie bei einem Sieg am Samstag auf drei Punkte dran. Nur einer, Leverkusens Sportdirektor Rudi Völler, muckt auf: „Die Bayern müssen bei uns gewinnen. Eines verspreche ich: So einfach wird das nicht.“
Ob Hoeneß schon an seiner Antwort feilt?
Patrick Strasser