FC Bavaria Inter – „eine magische Zeit“

Rummenigge, Brehme, Matthäus: Wie München den Mailändern half– und umgekehrt.
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Treffen der deutschen Profis: Veronas Hans-Peter Briegel (l.) und Inter-Star Karl-Heinz Rummenigge Mitte der 80er Jahre.
az Treffen der deutschen Profis: Veronas Hans-Peter Briegel (l.) und Inter-Star Karl-Heinz Rummenigge Mitte der 80er Jahre.

Rummenigge, Brehme, Matthäus: Wie München den Mailändern half– und umgekehrt.

MÜNCHEN Jetzt kommen sie sich wieder nah: als Gegner. Der FC Bayern und Inter Mailand streiten Finale von Madrid um den Henkelpott. Dabei waren diese beiden Klubs auch schon kooperative Verhandlungspartner – wenn es um Spielertransfers ging.

Karl-Heinz Rummenigge bildete die Vorhut – und verhalf Bayern indirekt zur heutigen wirtschaftlichen Dominanz in der Bundesliga. 1984 verkaufte Bayern seinen Torjäger an Inter, es war der erste große Transfer des damaligen Jung-Managers Uli Hoeneß. Rund elf Millionen Mark spülte der Transfer in die damals recht leeren Klubkassen.

Das Geld war gut angelegt – für beide Seiten. Bayern konnte sich konsolidieren, und in Mailand begann die erfolgreiche Zeit der Deutschen bei Inter. Obwohl Rummenigge oft verletzt war, schaffte er 24 Tore in 64 Spielen und wurde zum Publikumsliebling. „Er war ein Deutscher, ein Deutscher, wie man ihn sich vorstellt. Um ihn zu schlagen, musste man ihn töten“, erinnerte sich einmal Diego Armando Maradona, damals Star beim SSC Neapel, an Rummenigge. Noch heute gilt Bayerns Vorstandschef, „Rummänigg“, wie sie ihn südlich der Alpen nannten, als der Inbegriff des FC Bayern in Italien.

Der Stürmer blieb bis 1987, nur ein Jahr später begann in Mailand die große Zeit des FC Bavaria Inter. Zur Saison 1988/1989 wechselten in Lothar Matthäus und Andreas Brehme gleich zwei Spieler von Bayern zu Inter. Es lockten Lire-Milliarden, der Comer See und die Aussicht auf die WM 1990 in Italien. „Lothar und ich wurden in Mailand mit offenen Armen empfangen“, erinnert sich Brehme. „Nach drei Monaten habe ich mein erstes TV-Interview gegeben. In einem fürchterlichen Kauderwelsch, aber die Leute haben mich dafür geliebt. Die Tifosi haben gesehen, dass ich es versuche. Das allein hat gezählt“, so Brehme. „Ich habe mich sofort daheim gefühlt bei Inter."

Auf dem Platz waren die Deutschen sofort Führungsspieler, auf ausdrücklichen Wunsch von Trainer Giovanni Trapattoni, der später ja zu Bayern gehen sollte. Matthäus und Brehme wurden verehrt. Es beruhte auf Gegenseitigkeit. „Bis heute schlagen in meiner Fußballerbrust zwei Herzen“, sagt Matthäus, „eines für Bayern, eines für Inter – und zwar gleichzeitig.“

Gleich in der ersten Saison holten Matthäus und Brehme mit Inter in der Serie A 58 von 68 möglichen Punkten, wurden Meister. „Das war eine magische Zeit damals“, erinnert sich Brehme heute. „Inter und Trapattoni hatten in jenem Jahr fünf neue Spieler geholt, und alle schlugen sofort ein, das war ein Wahnsinn.“

Ein Jahr später folgte der nächste Deutsche: Jürgen Klinsmann kam aus Stuttgart. Bald hatte er bei den Fans seinen Spitznamen weg: Sie nannten ihn „pantegana bionda“, blonde Maus.

So beliebt waren das Trio, dass die deutschen WM-Spiele 1990 in Mailand zu Heimspielen wurden. „Unsere Fans in der Curva Nord haben uns nach vorne gebrüllt“, sagt Brehme. Es folgte das Finale in Rom, ein Elfer, der Triumph – und ein Jahr drauf der erste internationale Titel für Inter nach 26 Jahren: Matthäus, Brehme und Klinsmann führten Inter zum Uefa-Cup-Sieg. „Inter war die schönste Zeit meines Fußballerlebens“, sagt Matthäus. „Einfach perfekt“, meint Brehme. 1992 endete die Zeit der Deutschen bei Inter. Matthäus kehrte zu Bayern zurück. Es sollte 17 Jahre dauern, bis wieder ein Bayer über die Alpen ging: Lucio, der Brasilianer.

Filippo Cataldo

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