Fantastisch! Wunderschön!
Stuttgart - Es war die Rückkehr der Zauber-Bayern! Mit einem sehenswerten 2:0 beim VfB Stuttgart hat der FC Bayern das Halbfinale des DFB-Pokals erreicht, auch dank einer Umstellung: Toni Kroos nach vorne, Thomas Müller nach rechts und Arjen Robben raus (siehe nächste Seite). Und der glückliche Müller meinte: „Diesmal können wir beruhigt nach Hause fahren.“
„Geschenke werden heute nicht verteilt“, hatte Jupp Heynckes bereits vor der Partie gesagt und dabei nicht nur den Geburtstag seines Trainer-Kollegen Bruno Labbadia gemeint. „Ich denke, dass er zu Hause von seiner Frau Geschenke bekommen hat“, so Heynckes. Hoffentlich, denn auf dem Spielfeld gab es für die Schwaben nämlich nichts zu holen. Oder, wie Toni Kroos zusammenfassend sagte: „Ein hervorragendes Spiel von uns. So stellt man sich das vor!“ Und Kollege Müller sagte: „Es ist alles extrem viel besser gelaufen als zuletzt.“
Damit meinte er natürlich vor allem das Offensivspiel des Rekordmeisters. Müller selbst hatte mit einem Kopfball die erste Chance (9.). Dann rückte einer in den Mittelpunkt, der zuletzt eher ein Mauerblümchen-Dasein im von ihm vergleichsweise eher mäßig geliebten defensiven Mittelfeld fristen musste: Toni Kroos. In Minute 20 gab er innerhalb weniger Sekunden aus zentraler Position zwei kernige Distanzschüsse ab – einen an die Latte, einer ging drüber. Die Botschaft hierbei war klar: Genau hier, ins Zentrum, da gehöre ich hin!
Fünf Minuten später war er dann plötzlich wieder da: der Zauber-Fußball der Hinrunde. Eine Lehrbuch-Kurzpass-Kombination über die Stationen Müller-Kroos-Gomez scheiterte zwar im Abschluss knapp, machte aber klar: Es ist nur eine Frage der Zeit, bis es klappt. Und in der 30. Minute klappte es dann – und wie! Kroos auf Müller, feiner Doppelpass mit Rafinha, schulmäßige Flanke auf den in der Mitte lauernden Ribéry: 1:0. Sportdirektor Christian Nerlinger fand: „Eine fantastische Kombination, ein wunderschönes Tor.“ Recht hat er.
Was Arjen Robben draußen auf der Bank wohl nicht so gefallen hat: Müllers strammen Pass aus vollem Lauf hätte er als Linksfuß von rechtsaußen so gar nicht schlagen können. Dazu Müller: „Es ist ja nicht so, dass Arjen weg, verkauft oder von der Bildfläche verschwunden ist. Wir sind eine Mannschaft!“
Diesen Eindruck hatte auch der Trainer. „Wir waren wieder eine Einheit“, befand Heynckes, „die Mannschaft hat demonstriert, dass sie Fußball spielen kann.“ In der Halbzeitpause hatte Nerlinger schon gesagt: „Vorne sind wir immer brandgefährlich, egal wer spielt.“ Und als ob seine Offensivkräfte ihn gehört hätten, schritten sie zur Demonstration ihrer Stärke: 31 Sekunden nach Wiederanpfiff hieß es 2:0. Müller hatte mal wieder von rechts geflankt, mitten im Strafraum einen völlig von Gegenspielern befreiten Mittelstürmer Mario Gomez gefunden, der entschlossen abzog, an Keeper Ulreich scheiterte, noch einen Nachschuss bekam, immer noch nicht gestört wurde und den Ball mit links im Netz ablegte. Sein achtes Tor im sechsten Pflichtspiel gegen den Ex-Klub.
Hätte sich Heynckes den jüngsten Ärger und die damit verbundenen Punktverluste sparen können, hätte er Kroos ein paar Spiele früher wieder nach vorne geschickt? Kroos selbst meinte, man sei „von der ersten bis zur letzten Minute dominant“ gewesen, könne aber „auch in dem anderen System gut spielen“. Dann gab er aber verschmitzt grinsend zu, dass es nun wieder „ein bisschen mehr Spaß“ mache. Wohl wahr.