Fall Mandzukic: Pep zieht sein Ding durch

Bayern-Trainer Guardiola hat den Beweis erbracht: Seine katalanische Sturheit und neue Kompromisse schließen sich nicht aus – Teil 1 der AZ-Serie "Analyse und "Ausblick"
von  Patrick Strasser
Gehen wohl künftig getrennte Wege: Trainer Pep Guardiola und Mittelstürmer Mario Mandzukic.
Gehen wohl künftig getrennte Wege: Trainer Pep Guardiola und Mittelstürmer Mario Mandzukic. © sampics/augenklick

München - Für wenige Bayern-Profis ist seit Montag richtig Urlaub. 16 Spieler haben die Vorbereitung zur WM in Brasilien vor sich. In der Reha sind der frisch operierte Thiago, David Alaba (Muskelfaserriss in der seitlicher Rippenmuskulatur), Tom Starke sowie weiterhin Holger Badstuber.

Bleiben als echte Urlauber Raeder, Weiser, Contento, Pizarro und Höjbjerg, der aber wohl die Aufstiegsspiele des FC Bayern II gegen Fortuna Köln mitmacht. Am 9. Juli erst ist Trainingsauftakt an der Säbener Straße, die WM-Fahrer haben jeweils knapp drei Wochen Ferien.

Was noch ansteht für Chefcoach Pep Guardiola: die sportliche Lagebesprechung mit dem Trainerstab, Sportvorstand Matthias Sammer und den Bossen. Es werden angenehme Gespräche – dank des Pokalsieges gegen Dortmund (2:0). „Der Sieg war für innen und für außen wichtig“, sagte Philipp Lahm. Eine Niederlage hätte eine Sinnkrise verursacht, so „haben wir zumindest bis Ende Juli den Deckel drauf“, meinte Thomas Müller. Und Guardiola seine Ruhe bei der Zusammenstellung des Kaders für die Saison 2014/15, für den neuerlichen Angriff auf das Triple.

Mit einem gestärkten Trainer. Durch das Double, durch den mit Willen und K(r)ampf errungenen Sieg gegen Dortmund und den deutlichen Aussagen der Bosse geht der Spanier gestärkt in die Sommerpause. „Wir haben einen Trainer, der geniale Züge hat“, sagte Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge bei der Pokalparty und rief ihm zu: „Ich bin glücklich, dass du bei uns bist. Du passt zum FC Bayern.“ Für drei Jahre hat Guardiola (43) bei Bayern unterschrieben, seine zweite Saison wird wegweisend sein. Titel, Titel, Titel oder das Ende eines Weges, der (zu) viel Neues und Revolutionäres mit sich brachte?

Mit einem Trainer Pep, der am Ende seines Lehrjahres bewiesen hat: Kompromisse & sein katalanischer Sturschädel schließen sich nicht aus.

Die Sturheit
Die knallharte Ausbootung von Stürmer Mandzukic zeigt: Mit mir nicht! Der Kroate hat laut „Bild“ seinen Spind an der Säbener Straße bereits geräumt, sein Abschied ist beschlossen. Zu oft hatte er sich bockig gezeigt, nach Toren provokant gejubelt, bei Ansprachen des Trainers gegrinst. Zu viel der Provokation! „Das ist kein schöner Abgang. Ich warte jetzt ab, will er sich dem Wettbewerb mit Lewandowski stellen oder präferiert er, den Klub zu verlassen“, meinte Rummenigge. Guardiola setzt seinen Kurs fort, nur noch Spielern zu vertrauen, die in sein Profil passen und sich dem Mannschaftsgeist anpassen. Für Mandzukic kommt Robert Lewandowski vom BVB, ein pflegeleichterer Stürmer.


Die Kompromisse
In der Not frisst Guardiola seine Grundsätze, will sagen: Er überlässt dem Gegner auch mal den Ball, lässt ihn kommen. Das Ballbesitz-Mantra ist aufgeweicht. Im Halbfinal-Rückspiel der Champions League gegen Real Madrid hatte er keinen Plan B – und die Bayern sahen ohne den rechten Matchplan beim 0:4 wie Anfänger aus. Vor versammelter Mannschaft nahm Guardiola die Schuld auf sich und entschuldigte sich. „Ich hatte die Kritik verdient“, sagte er nach dem Pokalfinale rückblickend, „ich habe viel gelernt in dieser Saison.“ Etwa, dass Dominanzfußball nicht zwangsläufig in Siege mündet. Die im Pokalfinale angewandte Dreierkette mit Abwehrchef Martínez als Fixpunkt und den Nebenleuten Boateng & Dante könnte das Modell der Zukunft sein und wegführen vom 4-1-4-1. Die Dreierkette samt 3-3-3-1-System hatte Pep im Januar-Trainingslager in Doha mit Feuereifer einstudieren lassen. Im rechten Mittelfeld wäre Platz für Neuzugang Sebastian Rode (Frankfurt).

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