Fall Hoeneß: Der Informant packt aus

"Arrogant und selbstherrlich" - der Stern-Informant über den verurteilten Steuersünder Uli Hoeneß, sein Motiv, den angeblichen Konto-Stand in der Schweiz und viele, viele Telekom-Aktien.
von  Georg Thanscheidt

München, Hamburg - Für einige war es der Prozess des Jahres - das Verfahren gegen Ex-Bayern-Präsident Ulrich Hoeneß. Jetzt packt der Mensch aus, der die Steuer-Affäre ins Rollen gebracht hat: Der „Stern“-Informant redet in der aktuellen Ausgabe des Magazins Klartext – über seine Motive, den Kontostand, das Aktiendepot von Hoeneß und die Mitbringsel des damaligen Bayern-Managers.

Warum hat der Informant Informationen über die Geschäfte, mit denen Hoeneß in zwei Jahren 130 Millionen Euro Gewinn machte und so mindestens 28 Millionen an Steuern hinterzogen hat, dem „Stern“ verraten? „Dieser Typ hat mich geärgert, seine Doppelzüngigkeit, sein öffentliches Schimpfen auf Spekulanten“, sagt der Informant „Stern“-Autor Johannes Röhrig. „Dabei ist er selbst ein Geschäftemacher, arrogant und selbstherrlich. Solche Verlogenheit kann ich nicht leiden“, fügt er – oder sie? - noch hinzu.

Kontostände wurden im Prozess kaum genannt. Das Magazin hatte von hohen dreistelligen Millionenbeträgen auf dem Konto geschrieben. Dagegen geht Hoeneß derzeit juristisch vor.

Die Abendzeitung hatte im April mit Berufung auf eine sachkundige Quelle von einem „unvorstellbaren Vermögen“ und Beträgen in ähnlicher Größenordnung berichtet. Hoeneß dementierte: „Ihre Quelle liegt falsch“. Jetzt sagt der Informant: „Er hatte zeitweise Werte von 600 Millionen Schweizer Franken, also ungefähr 400 Millionen Euro.“

<strong>Der Fall Hoeneß: Das AZ-Dossier</strong>

Das Vermögen habe heftig geschwankt – „da gab es auch kurzfristig Ausschläge in zweistelliger Millionenhöhe.“ Hoeneß war ein gern gesehener Gast beim Schweizer Bankhaus Vontobel in Zürich: Er brachte Würstl mit, er organisierte Karten für Bayern-Spiele und er hatte laut Informant so viel Kapital, dass er auch kurzfristig spekulieren konnte – solche Deals müssen voll mit Sicherheiten gedeckt werden

Außerdem hatte er – so der „Stern“-Gesprächspartner – ein großes Aktienpaket besessen. „Allein seine Aktien der Deutschen Telekom hatten zeitweise einen Wert von 40 Millionen Euro. Mit Aktien betrieb Hoeneß zudem im großen Stil Leerverkäufe."

Die Telekom ist seit 2002 Trikotsponsor des FC Bayern. Leerverkäufe bzw, ungedeckte Leerverkäufe wurden von der deutschen Finanzaufsicht nach der Finanzkrise zeitweise komplett untersagt, weil sie nach Expertenmeinung die Finanzmärkte destabilisieren können.

Laut „Stern“ und Informant soll es auch Transfers von dem Vontobel-Konto gegeben haben, auch im Münchner Prozess kamen Abhebungen zur Sprache. In der Klage gegen den Stern soll „Hoeneß Behauptungen zum Transfer von Vermögen angegriffen“ haben.

Auch andere Spieler des FC Bayern hatten laut „Stern“ ein Konto bei Vontobel – „da geht es aber um überschaubare Summen im niedrigen Millionenbereich. Hoeneß, das war eine völlig andere Nummer.“

 

 

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