Fahrlässig? Bayern lässt Talent zu Inter

Christoph Knasmüllner (18) wechselt ab sofort zum Gegner in der Champions League. An der Säbener Straße ist man über das all zu forsche Auftreten des Österreichers verärgert.
von  Abendzeitung
Ein Bubi auf dem Sprung zu Inter: Nach zwei Jahren in der Dritten Liga (38 Spiele, zwei Tore) versucht Bayern-Talent Christoph Knasmüllner demnächst sein Glück in Mailand.
Ein Bubi auf dem Sprung zu Inter: Nach zwei Jahren in der Dritten Liga (38 Spiele, zwei Tore) versucht Bayern-Talent Christoph Knasmüllner demnächst sein Glück in Mailand. © firo/augenklick

MÜNCHEN - Christoph Knasmüllner (18) wechselt ab sofort zum Gegner in der Champions League. An der Säbener Straße ist man über das all zu forsche Auftreten des Österreichers verärgert.

Rummenigge, Matthäus, Brehme, im Sommer 2009 Lucio und nun Knasmüllner. Wer, bitte? Ja, okay, die vier erst genannten sind allesamt Bayern-Profis, die einst von der Säbener Straße zu Inter Mailand in die Serie A wechselten. Doch in dieser Reihung verwundert der Name Knasmüllner.

Es geht um Christoph Knasmüllner, 18, eines der größten Talente Österreichs, bislang Stammspieler in der zweiten Mannschaft von Trainer Hermann Gerland und sporadischer Trainingsgast bei den Profis. Am Donnerstag trainierte der Mittelfeldspieler noch mit den Drittliga-Kickern, allerdings in Gerlands B-Elf, kommenden Montag reist er nach Mailand, um den Medizincheck zu absolvieren. Dann kann er den Vertrag bis 2014 unterschreiben, der FC Bayern kassiert rund 500 000 Euro Ablöse.

„Ich bin froh, dass der Transfer fixiert wurde. Und ich freue mich auf meine Aufgabe bei Inter“, wird der Knasmüllner im österreichischen „Kurier“ zitiert. Doch warum lassen die Bayern dieses Talent, das gemeinsam mit David Alaba 2008 aus Wien an die Säbener Straße kam, ziehen? Und das ausgerechnet zu Inter Mailand, dem Gegner im Achtelfinale der Champions League (23. Februar/15. März)?

Bei Bayern ist man extrem verärgert über das forsche Auftreten des Talents und seines Beraters. Nach zwei Jahren in der Dritten Liga (38 Spiele, zwei Tore) wurden Vorwürfe laut, Gerland setze Knasmüllner zu wenig auf dessen Lieblingsposition als Spielmacher hinter den Spitzen ein.

Der Kult-Coach, der zuletzt Müller, Badstuber, Contento und Alaba ans Profiteam herangeführt hatte, würde den Österreicher vernachlässigen. Doch auch Louis van Gaal, bekannt als Diamantenschleifer und freizügig im Umgang mit dem Risiko, junge Spieler einzusetzen (siehe Torhüter Kraft), ließ Knasmüllner nicht spielen – auch als die Personaldecke nach mehreren Verletzungen im Herbst extrem dünn war. Dennoch bot man ihm einen neuen Vertrag über 2011 hinaus an – abgelehnt. Gerland habe zugestimmt, weil „ich ein lieber Trainer bin“. Der Coach zur AZ: „Christoph hat seine Fähigkeiten nicht zeigen können, hat für sein Talent nicht dominant genug gespielt. Ich habe versucht, es ihm zu erklären und ihn immer wieder aufgestellt – nicht aufgrund seiner Leistung, sondern seines Talents.“

Gegen einen Verkauf von Alaba etwa (wurde an Hoffenheim ausgeliehen) hätte Gerland sein Veto eingelegt. „Wenn ich 100 Prozent von Knasmüllner überzeugt gewesen wäre, hätte ich um ihm gekämpft. Der FC Bayern wird auch ohne Knasmüllner nicht untergehen“, sagte Gerland, „das sieht van Gaal genauso.“

Ein neuer Anlauf bei Inter – für Österreichs Ex-Nationaltrainer und -spieler Herbert „Schneckerl“ Prohaska ein Witz: „Er hat sich beklagt, dass er bei Bayern nicht zum Zug kommt, bei Inter wird er das noch weniger. Das kann nicht der richtige Weg sein“, sagte er zu „sport1.at“. Prohaska vermutet, dass er nur in Inters zweiter Mannschaft eingesetzt wird.

Für Gerland ist der ärgerliche Fall Knasmüllner damit erledigt: „Ich wünsche ihm, dass er es schafft. Inter hat ja auch ein schönes Trikot.“ Patrick Strasser

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