Experte zum Fall Gnabry: "Profisportler haben keine Sonderregeln"

Serge Gnabry hat mit seinem Kurztrip zur Pariser Fashion Week den Unmut seines Vereins auf sich gezogen. Sport- und Arbeitsrechtler Martin Schimke ordnet den Fall ein.
AZ/dpa |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
4  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Bayerns Serge Gnabry in Aktion.
Bayerns Serge Gnabry in Aktion. © Hendrik Schmidt/dpa/Archivbild

Dürfen Profisportler in ihrer Freizeit tun und lassen, was sie wollen? Fußball-Nationalspieler Serge Gnabry (27) hatte in dieser Woche den Unmut seines Vereins FC Bayern München auf sich gezogen - wegen eines Ausflugs am vergangenen Wochenende zur Pariser Fashion Week. Nach seiner Auswechslung im Spiel gegen den 1. FC Köln unter der Woche wird Gnabry an diesem Samstag (18.30 Uhr live bei Sky und im AZ-Liveticker) gegen Eintracht Frankfurt nicht in der Startelf stehen. Auflagen für die Freizeitgestaltung gebe es keine, sagte Bayerns Trainer Julian Nagelsmann. Wie ist die rechtliche Lage?

Vereine können Verträge mit ihren Spielern individuell  gestalten

"Grundsätzlich steht dem Arbeitgeber ein Weisungsrecht zu, das erlaubt ihm Inhalt, Ort und Zeit der Arbeitsleistung - Betonung auf Arbeitsleistung - zu konkretisieren", sagte Martin Schimke, Fachanwalt für Sport- und Arbeitsrecht, der Deutschen Presse-Agentur. Dies dürfe jedoch nicht in die private Lebensführung des Arbeitnehmers eingreifen. Darunter fallen auch Profisportler. Für sie gelte kein Sonderrecht.

"Es stellt sich da natürlich die Frage, inwieweit ein Verein durch eine vertragliche Gestaltung in das Privatleben des Spielers eingreifen kann. Da lassen sich aber keine Pauschalaussagen treffen", konkretisierte der Fachmann. Vereine hätten die Möglichkeit, Verträge mit ihren Spielern individuell zu gestalten. Darin könnte festgelegt werden, was der arbeitnehmende Spieler in der Freizeit zu tun oder zu lassen hat. Dies ist aber nach Schimkes Ansicht selten der Fall. Regelungen, dass man keinen besonders gefährlichen Sport während einer Saison ausübt, kenne er. "Der Fall von Gnabry ist aber meines Erachtens selten Gegenstand von solchen Verträgen."

Lesen Sie auch

Lesen Sie auch

Selbst wenn Gnabrys Mode-Trip eine Vertragsverletzung sei, gebe es vermutlich keine größeren Konsequenzen für den 27-Jährigen. "Fristlose Spieler-Kündigungen wollen die Vereine ja meist auch nicht. Der Spieler wäre dann ja ablösefrei", betonte Schimke. Da passe das Arbeitsrecht manchmal gar nicht so richtig auf Profisportler. Denkbar seien sportliche Sanktionen wie Nagelsmanns Entscheidung, Gnabry für das Topspiel gegen Frankfurt aus der Startelf zu nehmen oder Geldbußen. Für härtere arbeitsrechtliche Konsequenzen müsse ein Spieler es schon übertreiben und rufschädigend agieren. "Aber da muss es schon ganz schön dicke kommen und in der Regel auch zunächst abgemahnt werden", sagte Schimke.

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
4 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
  • fussballfan am 29.01.2023 06:52 Uhr / Bewertung:

    Ja mei, der Hr. Gnabry ist halt auf Brautschau. Mit seinen Möglichkeiten kann das schon mal protzig wirken. Ich find`s cool.

  • Analyst am 28.01.2023 16:58 Uhr / Bewertung:

    Nichtmal eine Abmahnung ist rechtlich haltbar.Ja es sind Sportler die im Interesse der Medien stehen,sehr viel Verdienen und in den Augen vieler als Sklaven der Vereine sehen,die selbst in ihrer Freizeit das tun müssen,was der Fan verlangt.
    Wenn hier einer glaubt,das es einen schlechten Einfluss auf seine Leistung im Verein hat ,hat vergessen das Profis auch Menschen sind.

  • Downy am 28.01.2023 17:49 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Analyst

    Profi bedeutet aber in erster Linie auch professionelles Verhalten. Genau dafür bekommen sie die Millionen. Das hat nichts mit Sklaverei zu tun. Nur Topleistung rechtfertigt auch ein Topgehalt. Ein Profi hat sein Leben (Ernährung - Freizeit) seinem Beruf anzupassen. Fürs Skifahren und Reisen haben sie nach ihrer Karriere noch genug Zeit. Man kann von Lewandowski oder auch Ronaldo halten was man will, aber das sind Profis, die alles dem Fußball unterordnen. Das Gegenteil sind Spieler wie Süle, Kruse oder früher Basler und leider auch Neuer und Gnabry, der anscheinend Boateng nacheifert. Es steht jedem Spieler frei sein Leben wie Otto Normalbürger zu führen, dann aber nicht im Kader eines Profivereins.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.