Ex-Liverpooler Babbel: Diesen Nachteil hat der FC Bayern

Markus Babbel spielte für den FC Bayern und den FC Liverpool. Im dritten Teil der AZ-Serie spricht er über die Situation von Mats Hummels und Jérôme Boateng – und erklärt, welchen Vorteil die Mannschaft von Coach Jürgen Klopp besitzt.
Interview: Patrick Strasser |
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9. Mai 2000: Markus Babbel (r.) hier im Duell mit Nicolas Anelka von Real Madrid.
GES/Augenklick 9. Mai 2000: Markus Babbel (r.) hier im Duell mit Nicolas Anelka von Real Madrid.

München - Markus Babbel im AZ-Interview: Der 46-Jährige spielte von 1991 bis 2000 bei Bayern und anschließend bis 2004 beim FC Liverpool.

AZ: Herr Babbel, seit letztem Jahr arbeiten Sie in Australien, coachen die Western Sydney Wanderers. Wie verfolgen Sie "down under" Premier League oder Bundesliga? Wenn hierzulande samstags um 15.30 Uhr angepfiffen wird, ist es in Sydney 1.30 Uhr nachts...
Markus Babbel: Ach, das ist ganz easy. Die Australier sind total sportverrückt, ich kann hier mehr sehen als zu meinen Zeiten als Trainer in der Bundesliga oder in der Schweiz. "Fox Sports Australia" zeigt nahezu alle europäischen Ligen, dazu Südamerika, sogar Indien. Für die Bundesliga stehe ich nicht mitten in der Nacht auf, aber ich nehme es auf und schaue es mir zeitversetzt an. Außerdem gibt es Highlight-Shows, die alles in einer halben Stunde zusammenfassen.

Am Dienstag steigt Teil eins des Achtelfinal-Kracherduells FC Liverpool gegen den FC Bayern. Welcher Ihrer beiden Vereine, bei der Sie die längsten Perioden Ihrer Karriere verbracht haben, kommt weiter?
Nach der Auslosung im Dezember haben alle gesagt: Liverpool. Für mich war das nicht von vornherein so klar. Es ist ein 50:50-Duell.

Babbel: Bayern mit Problemen beim Umschaltspiel

Die Bayern haben sich rechtzeitig gefangen, oder?
Na ja, sie lassen immer noch zu viele Chancen zu, stehen in der Rückwärtsbewegung, also im Umschaltspiel, nicht gut. Das war im Heimspiel gegen Schalke eklatant, das müssen sie hinkriegen, sonst werden sie von Liverpool bestraft. Ich sehe einen anderen kleinen Vorteil für die Reds.

So? Welchen?
Weil Liverpool im FA-Cup bereits ausgeschieden ist, hat man an diesem Wochenende spielfrei. Jürgen Klopp hat mit seiner Mannschaft ein Trainingscamp in Spanien bezogen, das hilft enorm. Er kann sein Team gezielt auf die Bayern einstellen und vorbereiten. Zwischen dem 3:0 gegen Bournemouth letzten Samstag, ein endlich mal wieder überzeugender Sieg, und dem Champions-League-Spiel liegen zehn Tage. Niko Kovac und seine Mannschaft müssen dagegen in Augsburg ran, immerhin am Freitag und nicht am Samstag – macht einen Tag mehr Vorbereitung.

Wie sollten die Bayern im Hinspiel an der Anfield Road auftreten?
Das Spiel wird im Mittelfeld entschieden, aber da müssen sich die Bayern mit ihren hochkarätigen, kreativen Spielern wie Thiago, Goretzka und James nicht verstecken. Vielleicht baut Kovac den defensiveren Martínez zur Absicherung ein. Kovac wird sich nicht hinten reinstellen und auf Konter lauern – das ist nicht der FC Bayern. Sie können gar nicht anders, als auf ihre technische Qualität und Ballbesitz zu setzen, sie wollen dominant auftreten, müssen aber auch gut umschalten.

Babbel: Hummels und Boateng nicht mehr in Top-Form

Sie waren als Spieler Außen- und Innenverteidiger. Wie sehen Sie die Situation der Bayern-Abwehr? Bei Kovac ist Niklas Süle in der Abwehrmitte gesetzt, während Mats Hummels und Jérôme Boateng um einen Platz kämpfen müssen.
Hummels und Boateng sind nicht mehr in der Top-Form von 2014, das hat sich angebahnt. Die beiden tun sich schwer, konstant auf hohem Niveau zu agieren, machen Fehler. Süle ist zwar auch nicht frei von Fehlern, aber er kriegt es besser hin. Eins ist jedoch klar: Niko Kovac stellt nicht nach Sympathie auf.

Trainer Jürgen Klopp scheint in Liverpool unantastbar.
Klopp macht einen unfassbar guten Job dort, passt von seiner Art und Mentalität zu Liverpool wie die Faust aufs Auge. Andererseits, bei aller Liebe: Er muss auch mal einen Titel gewinnen, er verlor letzte Saison das Champions-League-Finale gegen Real Madrid. Nach 29 Jahren lechzen die Fans danach, die englische Meisterschaft zu holen. Doch Titelverteidiger Manchester City mit Pep Guardiola lässt nicht locker.

Sie haben sich beide Vereinslogos als Tattoo stechen lassen. Was sagt Ihr Herz? Wer soll weiterkommen?
Mir egal, ehrlich. Das Gute ist: Ich kann nicht verlieren.

9. Mai 2000: Markus Babbel (r.) hier im Duell mit Nicolas Anelka von Real Madrid.
9. Mai 2000: Markus Babbel (r.) hier im Duell mit Nicolas Anelka von Real Madrid. © GES/Augenklick

Was halten Sie davon, dass der FC Bayern nun auch den Markt der englischen Teenager-Talente abgrast und für den 18-jährigen Callum Hudson-Odoi vom FC Chelsea über 40 Millionen Euro Ablöse - bisher erfolglos - geboten hat?
Ich finde, man muss aufpassen. Es kann nicht immer funktionieren wie bei Dortmunds Jadon Sancho. Außerdem herrscht bei Bayern immer noch ein anderer Anspruch. Ohne Frage: Diese britischen Jungs haben Qualität – aber über 40 Millionen Euro ausgeben? Bei aller Liebe! Wo führt denn der Schmarrn noch hin? Das ist für mich nicht mehr nachvollziehbar. Für so viel Geld sollte man lieber einen gestandenen Spieler holen. Xabi Alonso zum Beispiel (kam 2014, d.Red.) war für mich ein Königstransfer – obwohl damals schon 33.

Auf dem überhitzten Markt werden die Spieler immer teurer.
Ich würde mir eher wünschen, man bringt wieder einen Münchner oder einen Jungen aus der Region nach oben. Wofür hat man denn die Akademie gebaut? Solche Transfers wie auch von Alphonso Davies aus der MLS für zehn Millionen Euro untergraben doch den Sinn und Zweck des Nachwuchsleistungszentrums.

AZ-Serie zum Duell der Bayern gegen Liverpool

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