Ex-Kapitän Werner Olk: "Fesch - dank der AZ"
AZ: Herr Olk, Sie waren Kapitän der Double-Sieger von 1969 und sind daher als einer von 22 Bayern-Legenden zur Ehrung der 2013er-Meister eingeladen worden. Auf wie vielen Partys sind Sie in den nächsten Wochen noch?
WERNER OLK: Ich hoffe auf zwei! Ich bin mir sicher, dass die Bayern die Scharte des 2012 verlorenen Champions-League-Finals gegen Chelsea ausgleichen werden, unglücklicher kann man doch kein Endspiel verlieren.
Wie hat Ihnen die Feier im Stadion gefallen? Mit all den Eigenheiten der Neuzeit, dieser Weißbierduscherei.
Ach, alles hat seine Zeit. Ich sage es mal so: Wir waren früher froh, wenn wir ein Weißbier trinken konnten, heutzutage verschüttet man es. Aber ich trauere den alten Zeiten nicht nach. Wir hatten auch unseren Spaß.
Erzählen Sie doch mal – etwa von der Feier der ersten Bundesliga-Meisterschaft der Bayern 1969.
Wie die aktuellen Meister waren wir schon vor dem letzten Spieltag uneinholbar vorne. Weil es leider in Strömen geregnet hat, kamen nur 20000 Fans ins Grünwalder Stadion zum letzten Heimspiel gegen Hannover, darunter auch der damalige Bundesfinanzminister Franz Josef Strauß. Eine Ehrenrunde im Stadion, das war’s. Kein großes Gelage, keine Schampus-Sause, wir wollten ja eine Woche später den DFB-Pokal gewinnen.
Was gelang: mit 2:1 gegen Schalke. Eine Parallele zu heute. Und wo fand der Empfang statt?
Nicht auf dem Rathausbalkon, sondern am Viktualienmarkt. Die Menükarte von unserem Dinner damals habe ich heute noch. Danach wurden wir zu Oberbürgermeister Hans-Jochen Vogel in den Rittersaal des Stadtmuseums geladen. Dort warteten unsere Spielerfrauen, die in prächtigen Dirndl kamen.
Ein Geschenk der Abendzeitung. Herausgeber Anneliese Friedmann und Generalkonsul Hans Dürrmeier hatten alle Damen eingeladen, sich bei Lodenfrey ein Meister-Dirndl auszusuchen.
Eine schöne Sache – heutzutage werden ja nur die Männer eingekleidet. Alle waren fesch – dank der AZ. Meine Frau Monika hat es öfter getragen, auch wenn sie sich noch andere gekauft hat. Frauen machen das ja ganz gerne (lacht).
Waren Sie ein Diskogänger? Sind Sie noch weitergezogen?
Nicht so. Das haben eher die Junggesellen gemacht, ich war seit 1962 verheiratet. Wir waren ja mehr unterwegs als zu Hause, unser Manager Robert Schwan hat über 40 Freundschaftsspiele im Jahr ausgemacht, das war sein Hobby.
Und eine Einnahmequelle. Apropos: Wie hoch war denn die Double-Prämie 1969?
10000 oder 12000 Mark, ganz sicher bin ich mir nicht mehr. Das war schon üppig, man konnte sich was leisten. Ein Monatsgehalt eines Bundesliga-Spielers betrug 1200 Mark, gestaffelt nach oben – als Nationalspieler verdiente man etwas mehr. Für Souveniers aber mussten wir schon selbst sorgen.
Das heißt?
Als wir 1967 den Pokalsieger-Europapokal gewannen, habe ich Zinnteller mit unserer Aufstellung prägen lassen, die haben wir aus der Mannschaftskasse bezahlt.
Ein vorbildlicher Kapitän, neben den Ur-Bayern Maier, Müller, Beckenbauer.
Und das als Preuße! Ich kam 1960 aus Hannover und hatte schon nach sechs Wochen kein Heimweh mehr. Bayerisch habe ich nie so richtig gelernt, aber zum Ratschen hat’s gelangt.