"Es liegt noch viel Strecke vor uns"
Sport-Vorstand Matthias Sammer vom FC Bayern spricht im Trainingslager über Egoismus, die strategische Ausrichtung und Zugang Jan Kirchhoff.
DOHA Matthias Sammer beobachtet jedes Training, ob auf einem weißen Klappstuhl oder in der Wiese. Jedes Detail saugt er in sich auf, nichts entgeht ihm. „Ich trage wegen meines Hauttypus immer Sonnencreme Stärke 50 auf“, scherzte er. Wenn die Sonne von Doha richtig brennt, setzt er eine Kappe auf. Mit den Printjournalisten sprach er nach dem Vormittagstraining am Dienstag über die Arbeit von Jupp Heynckes, die Vorrunde und den Kirchhoff-Transfer.
Ansonsten sprach Matthias Sammer in Doha über...
...das Trainingslager: "Wir haben hier fantastische Möglichkeiten, aber ein bisschen Schmuddelwetter zu Hause in München bei der Rückkehr am Mittwochabend tun uns auch mal wieder ganz gut. Wenn alles hier perfekt wäre, wäre dies gefährlich."
...die Arbeit in dieser Woche: "Die Trainingswoche war vom Trainerstab sehr gut geplant. Wir mussten Spieler integrieren, die verletzt waren. Wir haben jetzt sehr gute Grundlagen. Wir sind nicht weiter, als dass wir nur körperliche Grundlagen gelegt haben. Es ist eine wichtige Etappe – aber nicht mehr. Wir müssen aber auch das Persönlichkeitsprofil schärfen und technisch-taktische Schwerpunkte setzen. Die Verfeinerung des Spiels, der absolute Wille, die Bereitschaft, das umzusetzen, ist noch nicht gelegt worden. Das sind die nächsten Ziele."
...die nächsten Trainingsinhalte: "Es ist ein ganz kleiner Anfangsschritt getan, aber es liegt auch noch viel Strecke vor uns. Die Botschaft ist nicht: Es ist alles gut. Sondern: der Anfang ist gut, mehr nicht. Der erste Schritt ist gemacht."
...den aktuellen Kader: "Wir brauchen die Größe des Kaders. Und ich finde es gut, dass die Führungsspieler sagen, in diesem Team haben Egoismen keine Chance."
...Jupp Heynckes' Zukunft: "Wir haben einen Top-Trainer und werden immer einen bekommen. Wie auch immer die Lösung im Sommer dann aussieht."
...die Lobeshymne von Heynckes über die Vorrunde der eigenen Mannschaft: "Sein Fazit war, dass er mit dem Ist-Zustand sehr zufrieden ist. Seine Botschaft nach außen und nach innen war, dass die Mannschaft dieses Selbstbewusstsein an den Tag legen muss und den Weg unbeirrbar weiter gehen wird."
...eine strategische Ausrichtung, mehr und mehr junge deutsche Spieler zu verpflichten: "Der Transfer (Jan Kirchhoff, d. Red.) ist eine kleine Botschaft. Die Überlegungen der Ausrichtung des FCB sollte eine kleine Orientierung haben. Auch, dass wir inhaltlich in diese Richtung scouten."
...den Mainzer Neuzugang Jan Kirchhoff: "Wir sind mehr als entspannt, was dieses Thema betrifft. Der Mainzer Trainer hat gesagt, er gibt diesen Spieler unter keinen Umständen ab, deren Manager hat sich anders geäußert. Ich habe das nur gelesen. Es scheint keinen Bedarf zu geben von der Mainzer Seite, mit uns zu sprechen. Der Spieler steht ab 1. Juli bei uns unter Vertrag, wir sind entspannt. Mainz ist am Ball."
...die Vorrunde: "Grundsätzlich bewerte ich die positiv. Aber nicht im Detail. Unser Maßstab ist die europäische Spitze und daher ziemlich nah an der Weltspitze. Lange Zeit ist alles zu hundert Prozent gelungen, nahe an der Perfektion. Dann haben ein paar Prozent gefehlt am Ende der Hinrunde."
...die Frage nach der ständigen Bereitschaft: "Das sollte doch Normalität sein. Wir sind in der Entwicklung, dass sich innerhalb dieser Mannschaft auch diese Frage nicht mehr stellen wird. Schauen Sie sich den FC Barcelona an und die ersten 30 Minuten gegen Espanyol. Das ist Bereitschaft. Warum stellen wir uns diese Frage überhaupt?"
...die Fifa-Weltelf, in der elf Spieler stehen, die bei spanischen Klubs unter Vertrag sind: "Mich stachelt so etwas nur an. Es liegt nur an uns, dass es nächstes Jahr anders aussieht."
...Manuel Neuer: "Ein Spieler der Qualität wie Neuer kann die Themen noch klarer, deutlicher und lautstarker die Dinge zu artikulieren. Seine Grundlagen, sein Können sind stabil. Aber wir müssen diesen jungen Menschen Hilfestellungen geben. Er ist auf dem richtigen Weg, auf einem guten Weg. Er wird ein wesentlicher Bestandteil darin werden, diese Mannschaft mit Philipp Lahm und Bastian Schweinsteiger weiter zu führen. Er ist ein Führungsspieler für uns. Philipp und Bastian sind noch länger dabei, kennen den Verein aus dem Effeff. Manuel Neuer kam vor einem Jahr zu uns. Auch Dante mit seiner positiven Ausstrahlung kann seinen Teil dazu beitragen. Auch er ist ein wichtiger Bestandteil."
...Stürmer Mario Mandzukic: "Er soll sich nicht verrückt machen lassen. Auch wenn er mal keine Tore erzielt. Er hat enorm für die Mannschaft gearbeitet, im Läuferischen, im Gegenpressing. Das wird von der Öffentlichkeit verständlicherweise nicht so wahrgenommen. Ich habe nicht das Gefühl, dass es in ihm brodelt. Und wenn schon, könnte ich darin nichts Negatives erkennen."
...Tobi Schweinsteigers überraschende Ausleihe zur SpVgg Unterhaching: "Fakt eins: Die Hachinger wollten ihn haben. Zweitens: Wir wollen die Entwicklung der Mannschaft jetzt beschleunigen, daher haben wir Michael Thurk (vom Drittligisten 1. FC Heidenheim, d. Red.) nicht verpflichtet. Nun können wir Kevin Friesenbichler eine Perspektive zu geben, der aus der A-Jugend kommt und hoch gezogen wird. Wir wollen trotzdem aufsteigen – aber nicht auf Gedeih und Verderb mit Personalentscheidungen."
...Pierre-Emile Höjbjerg: "Er ist von seinem Ablauf stabiler geworden, die Qualität der Aktionen gehen deutlich mehr Richtung Männerfußball, manchmal hat er noch Aktionen aus dem Bereich Jugendfußball drin. Das ist hier jetzt schon besser im Vergleich zum Trentino-Trainingslager letzten Sommer als er auch schon dabei war. Aber wir sind zufrieden mit ihm, er ist gut. Unser Trainer hat ein sehr, sehr gutes Auge für junge Spieler."