„Es ist wunderbar“

Van Gaal und seine Spieler lassen sich am Marienplatz von 30000 Fans besingen. Am Viktualienmarkt geht’s mit Freibier weiter.
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Angekommen in Bayern: Louis van Gaal bei der Meisterfeier auf dem Rathausbalkon
Rauchensteiner/Augenklick Angekommen in Bayern: Louis van Gaal bei der Meisterfeier auf dem Rathausbalkon

Van Gaal und seine Spieler lassen sich am Marienplatz von 30000 Fans besingen. Am Viktualienmarkt geht’s mit Freibier weiter.

Die 30000 schreien, als endlich die ersten Spieler auf dem Rathausbalkon erscheinen. Gut eine Stunde hatten sich die Meister nach ihrem langen Triumphzug durch die Stadt verspätet – doch jetzt sind alle selig. Als Trainer van Gaal rauskommt, hüpft er erst mit der Schale auf uns ab. Danach zeigt er stolz seine Krachlederne und reckt sein nackertes Wadl über die Ballustrade.

„Der Van Gaal hat sich gemacht – jetzt ziehe ich vor ihm den Hut“, sagt Muri aus Ulm. Er ist mit seinen Kindern hergekommen. Seine Tochter Sibel ist erst sieben, aber schon ein großer Bayern-Fan. „Robben ist der Beste, er hat uns die Meisterschaft geschenkt“, jubelt sie Schon Stunden vor dem Eintreffen der Mannschaft war der Platz voll, dicht gedrängt sangen sich die Fans ein.

Louis van Gaal und seine Stars sind auch im Feiern Meister. Ohne Rücksicht auf die zwei noch kommenden Finalspiele ließ es der neue deutsche Fußball-Meister richtig krachen. Bierduschen, Konfettiregen und Party bis zum Morgengrauen. Das Ausnüchterungstraining am Sonntagvormittag blies van Gaal ab, stattdessen ging’s zum Jubel-Höhepunkt auf den Marienplatz. „Es ist wunderbar“, schwärmte König Louis I.

Gestartet war der Korso um 14 Uhr am Vereinsgelände an der Säbener Straße. An der Spitze der Prozession fuhren die Bayern-Bosse mit Vorstand Karl-Heinz Rummenigge und Präsident Uli Hoeneß. Dahinter folgten Franck Ribéry und Kumpel Daniel van Buyten, die von einem offenen weißen Lamborghini das Volk grüßten. Ihr Weg bis in die Innenstadt war gesäumt von hunderten Fans. 10000 Liter Freibier standen am Viktualienmarkt bereit.

Sogar das Grünwalder Stadion passierte der Korso, es ging ja mitten durch das Hoheitsgebiet des TSV 1860. Direkt gegenüber vom Stadion schaut sich ein älterer Löwenfan, den weiß-blauen Schal um den Hals, das Spektakel an. Selbst er ist heute milde gestimmt. „Ja mei, wenns glücklich san...“

So nahe war die Meisterschale dem Heiligtum der Löwen seit 1966, als die Blauen ihre erste und bislang einzige Meisterschaft feierten, nicht mehr gekommen. Die Polizei hatte zur Sicherheit zwei Mannschaftswagen vor dem Grünwalder geparkt. Doch es blieb alles friedlich.

Die Bayern und ihr Rathausbalkon am Marienplatz – das Gemäuer lieferte ja nicht ausnahmslos Anekdoten fürs Poesiealbum. Als die Roten hier im Mai 2008 das Double vor 35000 Fans feierten, krachte es hinter den Kulissen. Rummenigge tobte, weil OB Christian Ude für die Bayern-Sause seinen Urlaub auf Mykonos nicht unterbrechen wollte. Ein Jahr später erlaubte sich Felix Magath vor seinen Meistertriumph mit dem VfL Wolfsburg, in der heiligen Partyzone, dem BR ein TV-Interview zu geben. Die Bayern würden das bestimmt „mit Humor“ nehmen, spottete er mit süffisantem Lächeln.

Am Sonntagnachmittag überstrahlte aber der Glanz der 22. Meisterschaft natürlich die Dispute aus der gefühlten grauen Vorzeit. Nun ist der Balkon wieder ein heiliger Ort – und das erstmals auch für Louis van Gaal.

Am 23. Mai, dem Tag nach dem Champions-League-Finale gegen Inter Mailand, werden sie dann wieder am Marienplatz sein – zur großen Abschlussfeier der Saison. Nach der Rückkehr aus Madrid geht es dann vom Flughafen aus in die Innenstadt und ein zweites Mal auf den Rathausbalkon hinauf.

„Alles was jetzt kommt ist Zugabe – wie in der Oper“, hatte Präsident Uli Hoeneß erklärt und damit die beiden noch zu gewinnenden Titel gemeint. Beim FC Feiern ist nach der Party vor der Party. Die Münchner Meistersinger vom Rathausbalkon wollen eine zweiten Jubelarie.

Reinhard Keck

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