„Es gab nie einen Kontakt zum FC Bayern“

Dortmunds Ausnahmetalent Mario Götze. Sein Vater Jürgen, ein Professor, ist stolz auf seinen 19-Jährigen, macht sich aber auch ständig Sorgen. Das Sportgespräch mit Jürgen Götze.
Interview: Patrick Strasser |
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Mario Götze lässt sich von den Teamkollegen feiern.
dpa Mario Götze lässt sich von den Teamkollegen feiern.

Nach der Länderspiel-Gala gegen Brasilien trat Ausnahmetalent Mario Götze wieder in der Liga an –scheiterte zwar mit Dortmund in Hoffenheim. Sein Vater Jürgen, ein Professor, ist stolz auf seinen 19-Jährigen, macht sich aber auch ständig Sorgen.

Herr Götze, Sie sind Professor für Elektrotechnik und Informationstechnik der Universität Dortmund, Fachgebiet Datentechnik. Ihr Sohn Mario ist Zauberer.

JÜRGEN GÖTZE: Ja, es ist ein ganz schöner Hype entstanden um Mario durch sein erstes Länderspiel gegen Brasilien von Beginn an – mehr noch als nach der Meisterschaft mit dem BVB.

Wie haben Sie das Spiel, die Brasilianisierung Ihres Sohnes verfolgt?

Ganz entspannt, zu Hause vor dem Fernseher.

Nicht in Stuttgart?

Wenn der BVB ein Heimspiel hat, gehe ich immer ins Stadion, ich fahre auch mal auswärts mit, etwa nach Leverkusen. Aber nach Stuttgart zum Länderspiel wollte ich nicht, wir waren gerade aus dem Urlaub zurückgekommen.

Wie groß ist Ihr Stolz?

Am Donnerstag war es ganz schlimm, all die E-Mails und SMS, die reinkamen. Es ist natürlich toll für ihn, aber ich will damit so normal wie möglich umgehen.

Sie zwingen sich zur Zurückhaltung?

Ich kenne Mario seit 19 Jahren. Ich weiß, wie sehr er davon geträumt hat – ausgerechnet gegen Brasilien! Klar ist auch Stolz dabei, aber zugleich auch die ständige Sorge. Es kann ja immer was passieren, so denken Eltern. Und was machen die Medien? Sprechen von der WM 2014 in Brasilien und dass er ein Weltstar wird. Kann man ihn nicht einfach spielen lassen.

Mario selbst wirkt sehr geerdet, gelassen, ruhig. Erstaunlich reif für seine 19 Jahre.

Er ist und war immer eher der ruhige Typ, keine großen Ausraster nach oben oder unten, das ist sein Naturell. Und ich dachte immer: Es gibt viele schöne Sachen im Leben, es gibt so viele Möglichkeiten in der Berufswelt. Wenn es nicht klappen sollte mit der Profikarriere, macht er eben etwas anderes.

Der Zug ist abgefahren. War es ein großes Familienthema, als Mario nach dem Fachabitur die Schule abgebrochen hat?

Natürlich haben wir diskutiert. Er war nicht der Überflieger in der Schule, aber auch nie gefährdet. Als er schon in der vorletzten Saison einige Einsätze bei den Profis bekam, wurde es immer zeitintensiver. Und Erholungszeit braucht ein Junge in dem Alter auch. Mit dem Fachabi in der Tasche kann er ja immer noch nach einem Praktikum an der Fachhochschule studieren.

Er sollte beim BVB ein studienorientiertes Praktikum machen?

Ja, all die kaufmännischen Dinge auf der Geschäftsstelle erlernen, Marketing usw. Doch dann kam das erste Profijahr, es blieb keine Zeit mehr.

Mario wohnt noch zu Hause, hat er in Stuttgart erzählt.

Das klingt immer so, als würde er noch in seinem alten Kinderzimmer wohnen. Es ist eine eigene Wohnung in unserem Reihenendhaus, im obersten Geschoss eine Art Studio mit eigenem Bad und Balkon. Das sind 44 Quadratmeter, da war vorher Fabian drin, unser Ältester. Mario hat es übernommen. Wenn seine Freunde da sind, ist er für sich. Wenn wir gemeinsam essen, kommt er runter.

Ihre beiden anderen Söhne spielen auch Fußball.

Ja, Fabian ist 21, er spielt in der zweiten Mannschaft des VfL Bochum und Felix, er ist 13, in der U14 der Borussia. Wir teilen uns das auf, meine Frau und ich: wer bei wem am Wochenende zuschaut.

Wie geht Fabian mit der Popularität seines jüngeren Bruders um?

Er freut sich für Mario, wir schauen die Spiele immer zusammen. Er hat immer gesagt: Wir (Fabian und seine Fußballkollegen, d.Red.) haben das alle gewusst, dass Mario so eine Karriere macht, sein Weg war vorgezeichnet.

Sie stammen aus dem Allgäu, zogen dann von Memmingen nach Dortmund, weil Sie an die dortige Uni gerufen wurden – hat denn niemals der FC Bayern wegen Mario angefragt?

Nein, es gab keine Abwerbeversuche, nie einen Kontakt zum FC Bayern. Er war noch zu jung, als wir aus dem Allgäu weg sind. Später auch nicht, in keiner Jugendmannschaft.

 

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