Trainer und Verein weiter uneins: Es brodelt beim FC Bayern

Thomas Tuchel reist mit großen Personalsorgen zum Champions-League-Spiel nach Istanbul. Gegen Galatasaray stehen dem Trainer des FC Bayern nur 18 Profis zur Verfügung. Und dennoch stehen die Worte "dünner Kader" auf dem Index.
von  Maximilian Koch
Thomas Tuchel und seine Bayern-Stars müssen am Dienstagabend in Istanbul ran – mit einem äußerst dünnen Kader.
Thomas Tuchel und seine Bayern-Stars müssen am Dienstagabend in Istanbul ran – mit einem äußerst dünnen Kader. © imago/Lackovic

München - Die Reisegruppe des FC Bayern, die sich am Montag per knapp dreistündigem Sonderflug um 14.30 Uhr auf den Weg nach Istanbul machte, war von überschaubarer Größe. Nur 18 Profis nahm Trainer Thomas Tuchel mit zum dritten Vorrunden-Spieltag in der Champions League bei Galatasaray Istanbul am Dienstag (18.45 Uhr, Prime Video und im AZ-Liveticker).

Der Rest vom bayerischen Schützenfest: Mit 18 Profis, darunter Thomas Müller (v.) und Harry Kane (l.), reist Thomas Tuchel nach Istanbul. Fotos: imago
Der Rest vom bayerischen Schützenfest: Mit 18 Profis, darunter Thomas Müller (v.) und Harry Kane (l.), reist Thomas Tuchel nach Istanbul. Fotos: imago © IMAGO

Auch Leon Goretzka fällt aus: Viele Optionen gibt es beim FC Bayern nicht mehr

Von der U23 rückte der 19-jährige Aleksandar Pavlovic, noch ohne Profi-Pflichtspiel, ins dezimierte Aufgebot. Die Stimmung bei den Übriggebliebenen war gelöst – einerseits, weil Manuel Neuer an der Säbener Straße mit dem Team trainierte. Sein Comeback ist für Samstag gegen Darmstadt eingeplant.

Zweitens, weil Noussair Mazraoui mitmischen konnte. Immerhin. Noch am Sonntagnachmittag musste Tuchel die Nachricht verdauen, dass Leon Goretzka wegen eines Mittelhandbruchs laut Vereinsangaben "in den nächsten Spielen fehlen" wird. Von zwei bis drei Wochen Pause ist auszugehen. 18 Mann in Istanbul, in Mainz waren es nur 17. Ein dünner Kader. Obwohl: Das zu sagen, steht aktuell auf dem Index bei den Bayern.

"Kann es nicht mehr hören": Thomas Tuchel und der FC Bayern weiter uneins in der Kader-Frage

Wissen auch Ex-Profis. "Diese ewige Jammerei. Ich kann das wirklich nicht mehr hören, weil das auch für den Verein und die Mannschaft nicht gut ist", sagte Sky-Experte Didi Hamann bei "Sky90" und meinte: "Die Spieler sitzen da und hören das auch oder lesen es. Und dann sagt er: 'Der ist angeschlagen, der auch.' Dann ist der Kader zu klein und eigentlich geht das gar nicht. Das geht ins Unterbewusstsein der Spieler. Irgendwann wird ihnen das auf die Füße fallen."

Aber bald ist ja Winterpause und Weihnachten. Und damit Wünsch-dir-was-Zeit. Auch für Tuchel? Es brodelt beim Rekordmeister ob der angespannten Personalsituation, lediglich die Erfolgsserie (drei Siege hintereinander, elf nicht verlorene Partien nach dem 0:3 im Supercup Mitte August gegen Leipzig) überdeckt die Meinungsverschiedenheiten.

Uli Hoeneß macht klare Ansage an Thomas Tuchel: "Wir haben keinen dünner Kader"

Dass Tuchel sich bis zuletzt bei jeder Gelegenheit über den "auf Kante genähten" Kader beklagte, kam bei den Bossen nicht gut an. Nach dem verpatzten Deadline-Day zum Ende des Sommertransferfensters, als die Transfer-Taskforce "Ausschuss Sport" (u.a. mit Vorstandschef Jan-Christian Dreesen, Präsident Herbert Hainer, Kader-Planer Marco Neppe, den Granden Karl-Heinz Rummenigge und Uli Hoeneß sowie Tuchel selbst) nicht drei, nicht zwei, nicht einen, sondern keinen Spieler verpflichten konnte, herrscht Unruhe.

Bayerns Patron Uli Hoeneß meinte dazu vergangene Woche bei RTL: "Ich lasse nicht mein eigenes Team schlecht aussehen, indem ich sage, wir sind zu dünn besetzt, wir sind dies, wir sind jenes. Wenn Sie jedes Wochenende sehen, was wir auf der Bank sitzen haben, nur Nationalspieler, dann haben wir keinen dünnen Kader." Klare Ansage an Tuchel.

FC-Bayern-Trainer Tuchel beteuert: "Ich gieße da kein Öl ins Feuer"

Der plagt sich weiter mit fehlender Kadertiefe herum, ist arm dran. Am Bosporus fehlen neben dem gegipsten Goretzka der nach Bruch am Unterarm geschiente Serge Gnabry sowie Raphael Guerreiro, Dayot Upamecano und Tarek Buchmann (Muskelblessuren). Tuchel sagte: "Eine große Verletzungsepidemie können wir uns nicht erlauben auf ein paar Positionen." Und zwar auf der Sechs, da hat er aktuell nur Joshua Kimmich, den unerfahrenen Pavlovic sowie Konrad Laimer, der jedoch als Rechtsverteidiger aktuell erstens besser und zweitens fitter als Mazraoui ist.

Womit auch die Not hinten rechts beschrieben ist. Zur Not kann Jamal Musiala auf die Sechs rücken, auch Kim Min-jae käme infrage. Über das Verhältnis zu Hoeneß stellte Tuchel klar: "Wir reden viel direkt miteinander. Und das zählt für mich mehr, als was berichtet wird. Mit Uli ist alles gut. Das darf jeder beurteilen, ich gieße da kein Öl ins Feuer." Es brennt also doch, ein bisschen.

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